Die Situation ist angespannt
© Martina Berger
CAREER NETWORK Redaktion 16.05.2025

Die Situation ist angespannt

„Es muss an vielen Schrauben gedreht werden”, meint Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner.

••• Von Alexander Haide

WIEN. Seit Anfang April ist Elisabeth Zehetner Staatssekretärin für Tourismus. Eine der größten Herausforderungen ist der eklatante Mangel an Fachkräften. Im medianet-Interview verweist sie auf die Aufstockung des Saisonnierkontingents – doch gibt es viel mehr zu tun.

medianet:
Die Situation betreffend des Fachkräftemangels im Tourismus ist angespannt und ein Gutteil der Beschäftigten stammt aus nicht EU-Ländern. Dennoch werden höhere Saisonnier-Quoten gefordert …
Elisabeth Zehetner: Wir müssen uns überlegen was es braucht, dass wir bei einer ganzjährigen Saison im Tourismus ankommen. Wenn das ganze Jahr über Gäste kommen, kann das ganze Jahr über eine Beschäftigung angeboten werden. Es wird dadurch für die lokale Bevölkerung attraktiver, in dieser Branche zu arbeiten. Aber auch wenn es Ganzjahrestourismus mit einer halbwegs ausgewogenen Verteilung gibt, wird es trotzdem immer saisonale Spitzen geben. Das versucht man über die Saisonnierkontingente abzudecken.

Wir haben, wie im Regierungsprogramm vorgesehen, bereits die Erhöhung auf 5.500 Personen im normalen Saisonkontingent plus 2.500 aus dem Westbalkankontingent ab dem Jahr 2026 im Ministerrat auf den Weg gebracht. Mir war besonders wichtig, dass die Betriebe eine Perspektive haben und planen können.


medianet:
Wird das reichen?
Zehetner: Es wird sicher manche in der Branche geben, die mehr wollen. Von unter 5.000 auf die heutige Anzahl zu kommen, ist ein enormer Kraftakt, der in den Regierungsverhandlungen gelungen ist – ein tatsächlicher Erfolg für die Branche. Parallel dazu muss an allen anderen Schrauben gedreht werden. Etwa, wie erleichtert werden kann, dass Menschen, die bereits im Land sind, über die Rot-Weiß-Rot-Card eine permanente Möglichkeit haben, bei uns zu bleiben.

Es geht darum, wie wir Jobs im Tourismus attraktiver machen, damit jemand, der arbeitslos ist, aus Wien in ein Almtal nach Tirol oder Vorarlberg geht. Da müssen viele Faktoren stimmen und das ist die Herausforderung bei der überregionalen Vermittlung.
Wir wollen mit der Tourismusstrategie adressieren, wie wir das Thema Vereinbarkeit von Familie und touristischem Beruf auf den Weg bringen können. Es müssen alternative Kinderbetreuungsangebote geschaffen werden, damit es Frauen eher möglich ist, aus der Teilzeit in eine höhere Stundenanzahl zu wechseln.


medianet:
Wie können junge Menschen zu Tourismusjobs animiert werden?
Zehetner: Es ist megawichtig, den jungen Menschen zu zeigen, welche Vielfalt an Berufsfeldern der Tourismus bietet. Wir müssen darauf achten, dass jene, die mit einer Lehre starten, die Möglichkeit haben, sie mit einer Matura oder einer Hochschulausbildung zu kombinieren.

Es fehlt ein bisschen die Begeisterung für die Branche. Was wir schaffen müssen, ist, dass jene, die in die Branche einsteigen, auch längerfristig bleiben. Dabei müssen wir kreativer denken, denn das hat nicht immer etwas mit dem Gehalt zu tun, sondern manchmal geht es um ganz banale Dinge wie die Einteilung von Dienstzeiten.
Wir haben die besten Tourismusschulen in Österreich, die Absolventen sind weltweit gefragt und als Expats unterwegs. Unser Ziel ist es, viele von ihnen langfristig in Österreich halten zu können.
Jene Betriebe die sich bereits in Richtung Ganzjahrestourismus entwickelt haben, setzen zwar Saisonkräfte in Spitzenzeiten ein, verfügen aber auch über ein hervorragendes nationales Stammpersonal. Das kann gehalten werden, wenn es etwa entsprechende Wellness-angebote gibt oder andere Incentives, die die Saison verlängern.

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