••• Von Alexander Haide
Seit mehr als 18 Jahren ist die heute 41jährige Linzerin aus der deutschsprachigen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Silvia Schneider wurde mit Koch-Sendungen, die sie übrigens selbst produziert, zum Publikumsliebling. Die gelernte Juristin verfasst Kochbücher, betreibt ein Mode-Label, ist Herausgeberin des Shopping Guide (medianet Verlag) und absolvierte kürzlich – still und heimlich abseits des Scheinwerferlichts – eine Lehre zur Köchin im Drei-Hauben-Restaurant „Göttfried” in Linz.
medianet: Wie hat es sich angefühlt, nach vielen Jahren wieder die Schulbank zu drücken?
Silvia Schneider: Es war ziemlich aufregend, denn man ist nicht mehr wie beim Studium früher im Lernmodus. Als es funktioniert hat und dann vorbei war, fällt natürlich ein Riesenstein von dir ab. Hut ab vor allen Lehrlingen, die das machen, oder vor allem vor Menschen die sich umorientieren! Es war wirklich ein großer Brocken, aber jetzt ist es Gott sei Dank geschafft. Ich war in einem Beruf und gleichzeitig in einem Lehr-Job, bei dem ich ganz normal im Restaurant gearbeitet habe und in der Nacht setzt man sich hin und lernt …
medianet: Wie waren die Reaktionen, als Sie als Lehrling im Restaurant aufgetaucht sind?
Schneider: Das war sehr lustig, denn viele haben nicht damit gerechnet. Es wurden sicher viele Flaschen Champagner gewonnen, weil Gäste nicht geglaubt haben, dass ich das bin und in der Küche steh’. Es war nicht ganz einfach, das geheim zu halten, aber es ist uns mehr oder weniger geglückt. Es war wirklich eine schöne, aufregende Zeit, die ich nicht missen möchte. Es war eine tolle Erfahrung und eine große Inspiration.
medianet: Erstaunlich, dass alle dichtgehalten haben …
Schneider: Es ist dann früher herausgekommen als erwartet. Die Medien waren so nett und haben ein bissl auf mich gewartet, bis ich die Prüfung tatsächlich schaffe.
medianet: ‚Die schillernde Welt von Silvia Schneider' steht in der Google-Beschreibung Ihrer Homepage. Wie schillernd ist Ihre Welt wirklich?
Schneider: (lacht) Das lustige ist, dass das Publikum von außen immer glaubt, dass das Leben als Moderatorin oder Produzentin so glamourös ist. Das ist es nicht. Ich bin schon die, die am Schluss nach einem Tag der Aufzeichnung von Kochsendungen auch den Boden zusammenwischt und das schmutzige Geschirr sauber macht. Man muss überall anpacken und darf sich dazu nicht zu schade sein. Das ist dann nicht schillernd.
Wenn man für etwas brennt und es gerne macht, dann macht man auch alles gerne, was der Job mit sich bringt – ob das lange Vorbereitungen sind oder irgendeine Arbeit, die erledigt werden muss, das gehört alles zusammen.
medianet: Wann und wodurch sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, eine Kochlehre zu beginnen? Langeweile kann bei all Ihren Jobs ja nicht der Grund gewesen sein …
Schneider: Nein, langweilig war mir nicht. Ich mache seit so vielen Jahren schon Kochsendungen, ob das im Privatfernsehen bei LT1 oder in Deutschland bei Vox ist, oder die mittlerweile vierte Staffel, die ich für den ORF produzieren darf – ich lerne von den Besten des Landes. Und die Probleme, die man von der Gastro hört, wiederholen sich.
Für mich war es, wenn ich so involviert bin mit diesen großartigen Menschen, eine Selbstverständlichkeit, dass ich ihnen auch meinen Respekt zolle, indem ich mich hineinhänge wie ein normaler Kochlehrling und auch durch diesen Prozess gehe. Ich wollte es am eigenen Leib erfahren, wie schwierig und anstrengend das ist.
Es war ein Stück eine Verneigung vor der österreichischen Gastronomie, vor dem, was sie jeden Tag leistet. Das sind unglaubliche Menschen, sie sind klug und lustig, es sind Künstler, aber auch Business-Leute. Da wollte ich einfach ein Teil davon sein und zeigen, dass ich Respekt vor ihrer Arbeit habe.
medianet: Ging es Ihnen auch darum, die Basics des Kochens zu erlernen?
Schneider: Das ist wie beim Fußballspielen in Österreich – jeder zweite ist Fußballtrainer, wenn Ländermatch ist. Beim Kochen ist es vielleicht noch schlimmer, weil jeder kocht und glaubt zu wissen, wie es geht. In der Kochlehre kommt es drauf an, dass man so kocht, wie es vorgegeben ist. Oder wie es die französische Küche lehrt, ob das ein Fond ist, ein Jus oder eine Bouillon. Es geht darum, dass man weiß, wie es richtig geht. Wenn man einmal weiß, wie es richtig gehört, dann kann man anfangen, damit zu spielen. Es war ein schöner Einblick in diese Kunst der Küche und was die kleinen Tricks sind.
medianet: Wie haben Sie Lehre und die diversen Jobs unter einen Hut gebracht? Gab es einen Promi-Bonus?
Schneider: Nein, ganz im Gegenteil. Ich bin zur Wirtschaftskammer und habe gesagt, dass ich das gerne mache würde. Eigentlich habe ich ja ein Jus-Studium abgeschlossen und könnte damit jederzeit ein Restaurant aufmachen. Aber mir ist nichts erspart geblieben, ich habe auch die theoretische, schriftliche Prüfung machen müssen, die normalerweise wegfällt, wenn man eine Berufsschule absolviert hat. Das wirtschaftliche und buchhalterische Rechnen, den Wareneinsatz zu berechnen – da habe ich nochmals extra lernen dürfen. Im Lehr-Job war es normal, ich habe Morgendienst gemacht, Mittagsdienst und in der Stunde Pause habe ich meine E-Mails beantwortet und meine Telefonate geführt. Und am Abend war wieder Abenddienst. Das ging monatelang so dahin. Wenn ich mir für einen Dreh freinehmen musste, dann habe ich mir freigenommen.
medianet: Kommt jetzt das eigene Restaurant ‚Chez Silvia'?
Schneider: Nein, das überlass’ ich den wahren Profis. Ich glaube, kein Kochlehrling der gerade frisch von der LAB (Lehrabschlussprüfung, Anm.) rausgeschritten ist, macht gleich ein Restaurant auf. Das möchte ich mir gar nicht zutrauen. Österreich hat so wunderbare Gastronomen und wunderbare Restaurants. Ich bin sehr gerne essen in Restaurants und habe die Köche gerne in der Sendung, aber es ist kein eigenes Restaurant geplant.
medianet: Was war die schwierigste Aufgabe in der Lehrzeit?
Schneider: Das Schwierigste bei der praktischen Lehrabschlussprüfung war, in einem gewissen Zeitrahmen ein viergängiges Menü zu schaffen. Der Zeitrahmen scheint eigentlich ein großer zu sein, wenn man zu Hause für jemanden ein Vier-Gänge-Menü kocht. Bei der Abschlussprüfung sind aber bestimmte Techniken gefragt, die man einhält. Dadurch war das ein richtiger Stress, es ist um alles gegangen. Ich war dann sehr froh, wie die vier Gänge dann draußen waren.
medianet: Was ist Ihr Parade- bzw. Signature-Gericht?
Schneider: Gefüllte Ente mit Äpfeln, Honig und Knoblauch, dazu einen warmen Krautsalat mit Speck, Kartoffelkroketten, Pfirsichhälften mit Preiselbeeren. Das ist mein Signature-Dish.
medianet: Sie schreiben auch Shopping Guides. Sind Sie eine Shopperin, wie geht das Projekt weiter?
Schneider: Ich bin eine große Shopperin und unterstütze den österreichischen Handel sehr, sehr gerne. Denn der gehört unterstützt! Es macht mir Spaß, zu shoppen, aber es macht mir auch Spaß, nachhaltig zu shoppen. Ich mache ja auch Mode und habe ein eigenes Label, deshalb weiß ich, wie wichtig das ist, dass man in Europa produziert, dass man gute, qualitativ hochwertige Ware herstellt, die einfach bleibt. Weniger shoppen, dafür hochwertiger shoppen.
medianet: Sie sind also keine nächtliche Amazon-Shopperin?
Schneider: (lacht) Ist auch schon mal passiert …
medianet: Sie haben in Ihrem Leben schon so viel gemacht. Gibt es noch etwas Spannendes, das Sie beruflich machen möchten?
Schneider: Es gibt viel, was ich noch machen möchte, aber ich habe gelernt, die Wünsche nicht auszusprechen, denn dann erfüllen sie sich nicht. Deshalb möchte ich das lieber für mich behalten, was da noch auf der Agenda steht. Wer weiß, was kommt …