WIEN. 1988 – in Australien wird der erste Kunststoffgeldschein in Umlauf gebracht, in Deutschland der Leitindex DAX eingeführt und im italienischen Bologna CRIF gegründet. Seit der Gründung als Banking Credit Bureau hat sich CRIF zu einem der führenden Anbieter von Kreditrisikomanagement-, Fraud Prevention und Entscheidungsmanagement-Lösungen entwickelt.
2011 akquiriert CRIF Deltavista Schweiz und Deltavista Österreich – die Geburtsstunde von CRIF Österreich. Heute nutzen täglich mehr als 6.300 Banken und Finanzinstitute und 55.000 gewerbliche Kunden in 50 Ländern die Lösungen von CRIF. Boris Recsey, Geschäftsführer von CRIF Österreich, sprach mit medianet über Geschichte und Zukunft der Wirtschaftsauskunftei CRIF.
medianet: 30 Jahre CRIF – was ist das Erfolgsgeheimnis?
Boris Recsey: Die Kombination aus strategischen Allianzen und gewinnbringenden Akquisitionen. Sie hatte eine stetige Expansion auf vier Kontinenten zur Folge und hat somit maßgeblich zum Erfolg unseres Unternehmens beigetragen. ‚Immer in Bewegung bleiben' war und ist unser Motto – das gilt sowohl für unser geografisches und wirtschaftliches Wachstum als auch für unsere innovativen Lösungen, welche längst über das klassische Kreditrisikomanagement hinausgehen:
medianet: Die Digitalisierung schreitet ja munter voran. Gibt es bei CRIF diesbezüglich besondere Lösungsansätze?
Recsey: Die fortschreitende Digitalisierung verlangt auch nach neuen digitalen Lösungen, ganz klar. So ist die Authentifizierung von Personen ohne physischen Kontakt – beispielsweise mittels webbasierten Video-Calls – ein aktuell stark wachsender Trend in der DACH-Region. In Kooperation mit der deutschen WebID Solutions GmbH bieten wir eine Lösung an, die diesem Trend entspricht.
medianet: Apropos Trends, was halten Sie von der Blockchain-Technologie?
Recsey: Das Thema Blockchain birgt ein spannendes Potenzial. Eine von CRIF und dem Handelsverband in Auftrag gegebene Studie des AIT Austrian Institute of Technology hat untersucht, wie die Technologie hinter Bitcoin im Supply-Chain-Management eingesetzt werden kann. Der Hund in der Blockchain-Technologie liegt im Detail begraben, auf jeden Fall ist es ein spannendes Thema, das uns auch in Zukunft beschäftigen wird.
medianet: Richtlinien und Verordnungen sind auch ein spannendes Thema …
Recsey: Stimmt. Aktuell beschäftigen wir uns beispielsweise auch mit dem Thema PSD2, der zweiten Payment Services Directive. Als eine der entscheidenden Neuerungen bringt diese Richtlinie eine Öffnung der Möglichkeiten des Zugriffs auf Kontodaten. Bisher waren diese Informationen den kontoführenden Banken vorbehalten, nunmehr sind diese grundsätzlich verpflichtet, auch Drittanbietern Zugang zu den technischen Infrastrukturdiensten von Zahlungssystemen zu gewähren.
Hier kommen sogenannte Access to Account-Lösungen, abgekürzt XS2A, ins Spiel, mit denen Zahlungsdienstleister Kontobewegungen von Bankkunden monitoren und daraus Informationen über deren Konsumverhalten und Kreditwürdigkeit ableiten können.
Als eine der führenden Kreditauskunfteien Österreichs kann auch CRIF seinen Kunden eine XS2A-Lösung zur Verfügung stellen.
medianet: Abgesehen von den technischen Lösungen, wohin wird sich CRIF entwickeln?
Recsey: Wir streben danach, immer neue, optimierte Lösungen und Services für unsere Kunden zu entwickeln, wobei das Verständnis des individuellen Geschäftsmodells, welches jedes Unternehmen einzigartig macht, von zentraler Bedeutung ist.
medianet: Wollen Sie uns zum Abschluss noch ein paar Geschäftszahlen verraten?
Recsey: Im Jahr 2017 erwirtschaftete CRIF einen Gesamtertrag von 511,2 Millionen Euro. Das Eigenkapital beläuft sich derzeit auf 178,3 Millionen Euro. Die Mitarbeiterzahl von CRIF ist in den Niederlassungen und Tochtergesellschaften rund um den Globus auf über 4.400 gestiegen.