Treffpunkt? Herzog!
© Sebastian Freiler (3)
DOSSIERS Redaktion 09.10.2020

Treffpunkt? Herzog!

Bei Familie Herzog sind nicht nur Lebensmittel zu bekommen. Wir sprachen über soziale Kontakte, Anglerbedarf und süßen Honig.

KRUMAU/KAMP. Über Angebot und Nachfrage lässt sich ähnlich gut diskutieren, wie über das Henne-Ei-Problem. Was war zuerst? Die Nachfrage oder doch das Angebot? Einerlei, wenn beides passt. Wie in Krumau am Kamp, bei Nah&Frisch Kauffrau Sabine Herzog.

medianet:
Frau Herzog, was bedeutet Ihr Nah&Frisch Geschäft für die Gemeinde?
Sabine Herzog: Unser Nah &Frisch Geschäft ist viel mehr als nur ein Laden, wo die Kunden Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen können. Bei uns treffen sich die Leute und besprechen die aktuellsten Neuigkeiten und haben somit auch einen sozialen Kontakt zur Dorfgemeinschaft.

In kleinen Gemeinden erhält der Nahversorger die Infrastruktur aufrecht, denn gibt es keinen Kaufmann mehr, folgen meistens noch der Wirt, die Bank, etc … und das Leben im Ort stirbt aus.


medianet:
Die Gegend um Krumau am Kamp liegt ja im ‚wild-romantischen' Teil des Waldviertels, eine mittelalterliche Burg direkt über der Ortschaft, der Thurnberger Stausee ist auch nicht weit – da werden Urlauber und Ausflügler nicht weit sein. Wirkt sich das auf Ihr Geschäft aus?
Herzog: Der Thurnberger Stausee liegt praktisch vor den Toren des Geschäfts und zieht neben Abkühlung suchenden Badelustigen auch ganzjährig viele Angler an. Genauso der Kamp. Daher haben wir das Sortiment nicht nur auf die Nahversorgung ausgerichtet, sondern auch auf die Besucher von nah und fern – so ist das Geschäft unter anderem auch Tankstelle, Trafik, Lotto/Toto-Annahmestelle und mit einem Bankomat ausgestattet. Außerdem bietet es neben Frischfleisch und Feinkost auch resches Brot, Gebäck und ­feine Back­waren sowie köstliche Party­brezen. Hobbyangler finden jede Menge Anglerbedarf bei uns.

In Krumau gibt es einen Campingplatz, eine Bootsvermietung, allerlei Sporteinrichtungen und auch Wanderwege; dadurch kommen auch sehr viele fremde Kunden in unser Geschäft; diese schätzen besonders die große Auswahl auf der kleinen Fläche und vor allem die persönliche Betreuung.


medianet:
Die Ihnen im Blut liegt?
Herzog: (lacht) Stimmt. Das Kaufhaus wurde ja bereits 1867 gegründet und ist seither in vierter Generation in Familienbesitz. Unsere Familie ist schon sehr lange verwurzelt in Krumau. Da hier jeder jeden kennt, ist unser Geschäft ein wichtiger Treffpunkt und nicht mehr wegzudenken aus dem Ort.

 

medianet: Nicht mehr wegzudenken sind auch die Spezialitäten ‚aus’m Dorf' und aus der Region …
Herzog: … die mir besonders am Herzen liegen. Bei uns reihen sich Erdäpfelchips, diverse Sugos und Öle neben Buchweizenmehl, Reis und vieles mehr aneinander. Alles Bio, alles ohne weite Transportwege aus dem Ausland. Auf ein Produkt bin ich besonders stolz: auf den Miëlo-Honig aus nachhaltiger und bienenfreundlicher Honigproduktion. Durch den Kauf fördert man ein Öko-Projekt in Krumau.

medianet:
Sie wissen nicht zufällig, welches?
Herzog: Es ist ein Biodiversitätsprojekt. Der Imker, Ernst Brandl, bezahlt die Landwirte, die seine Grundstücke bewirtschaften, dafür, auf ökologischen und pestizidfreien Landbau umzusteigen. Daher der Bio-Honig.

medianet:
Wann haben Sie übernommen? Was hat sich seither verändert?
Herzog: Im Jahr 2013 habe ich das Nah&Frisch Geschäft von meinem Schwiegervater übernommen; seitdem führe ich es mit drei Mitarbeitern mit viel Herz und Elan. Es wurden seit dieser Zeit viele Dinge modernisiert, um am aktuellen Stand zu bleiben, doch der ursprüngliche Charakter des Kaufhauses, der blieb und bleibt bestehen.

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