••• Von M. Jovicic-Tampier
Die Zukunft der Wasserstoffwirtschaft verspricht ein enormes Marktpotenzial und bietet zahlreiche Chancen für Unternehmen, die auf umweltfreundliche Technologien setzen. In den vergangenen Monaten hat die aufstrebende Wasserstoffwirtschaft aufgrund verschiedener Entwicklungen einen deutlichen Reifegrad erreicht, wobei Wasserstoff und seine Derivate, wie Flüssiggas (LNG) oder Ammoniak, zu einer neuen, handelbaren Ware innerhalb einer aufstrebenden Wertschöpfungskette werden.
Zukunft Wasserstoff
Etliche Entwicklungen zeigen den Weg in eine nachhaltige Zukunft mit Wasserstoff auf. So sieht die österreichische Wasserstoffstrategie bis zum Jahr 2030 eine Elektrolyseur-Kapazität von einem Gigawatt und Net Zero bis 2040 vor. In Deutschland wird diskutiert, zuerst zehn LNG-Terminals an fünf Standorten zu errichten, um eine Gasversorgung von 50 Milliarden Kubikmeter bereitzustellen. Später wird ein Umrüsten und teilweise ein Neubau der Terminals und der Infrastruktur für Wasserstoff notwendig sein.
In der EU kündigte REPowerEU an, bis zum Jahr 2030 zehn Millionen Tonnen Wasserstoff innerhalb der EU zu produzieren und zehn Millionen Tonnen zu importieren, um die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Ebenso ist geplant, vier Ammoniak-Importterminals in den Niederlanden und in Deutschland umzubauen bzw. neu zu errichten.
In den USA wurden 377 Milliarden US-Dollar für erneuerbare Energien durch die IRA (Inflation Reduction Act) bereitgestellt, das sind erhebliche Steuergutschriften für emissionsarmen Wasserstoff. Länder im Nahen Osten haben angekündigt, bis 2030 eine Elektrolyse-Kapazität von drei Gigawatt aufzubauen und bis 2050 163 Milliarden US-Dollar für erneuerbare Energien, Wasserstoff und Derivate bereitzustellen.
Massiver Ausbau
Trotz des massiven Ausbaus der Produktion in Europa wird insbesondere die Industrie vom Import von Wasserstoff abhängig sein. Das „European Hydrogen Backbone” beschreibt beabsichtigte Pläne zum Aufbau eines europäischen Wasserstoffnetzwerks, das zunehmend von der Politik in der Europäischen Union unterstützt wird. Der Großteil des Wasserstofftransports wird langfristig auf Pipelines basieren. Kurz- und mittelfristig wird die Pipeline-Infrastruktur aber nur einen Teil der Kundencluster und geografischen Regionen abdecken können. Das Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft benötigt verschiedene logistische Ansätze, um die benötigten Mengen an Wasserstoff zu transportieren, was durch eine hohe Komplexität in der Lieferkette geprägt ist. Binnenschiffe, Pipelines oder Schienentransport eignen sich für Großkunden, während Kleinbetriebe über Einzelpipelines oder Lkw versorgt werden können. Zusätzlich werden Häfen in Nordwesteuropa zum führenden Drehkreuz für den Überseehandel mit Wasserstoffderivaten und deren anschließende Verteilung.
Partnerschaften nötig
Lokale Wasserstoff-Ökosysteme mit branchenübergreifenden Partnerschaften sind der Haupttreiber für die Entwicklung der Wasserstoffwirtschaft in Westeuropa. Rotterdam, Wilhelmshaven und Antwerpen/Zeebrügge sind Schlüsselhäfen für den Import von Wasserstoff nach Europa. Sie zielen auf das Rhein/Ruhr-Gebiet ab, das eine von der Stahlindustrie dominierte Verbraucherlandschaft darstellt. Rotterdam und Wilhelmshaven sind Vorreiter in der Entwicklung von Wasserstoff- und grünen Ammoniak-Importkapazitäten. Bis 2030 plant der Hafen von Rotterdam, 4,3 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr zu importieren Das sind 43 Prozent des EU-Importziels.