WIEN. Laut der Statistik Austria waren im Jahr 2021 rund 232.000 Menschen über 65 Jahren von Altersarmut betroffen: davon 75.000 Männer und 157.000 Frauen.
Besonders bei Frauen ist die Sorge vor Altersarmut ausgeprägt, wie eine Umfrage von J.P. Morgan Asset Management unter 502 Frauen und 492 Männern in Österreich im Jahr 2022 zeigt.
Berechtigte Sorge
„Die Sorge ist durchaus berechtigt”, sagt Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister.
„So schlägt sich der Verdienstausfall während Karenz und die im Anschluss vielfach gewählte Teilzeitbeschäftigung, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, in den späteren Pensionsansprüchen signifikant nieder, wenn nicht privat vorgesorgt wird”, so Hannes Dolzer. Mit diesen drei Tipps hat der Motherhood-Pay-Gap keine Chance, ist der Fachverbands-Obmann überzeugt:
Sparen frühzeitig beginnen
So abgedroschen es klingen mag, jeder Monat, den man früher Beginn, sich um seine private Pensionsvorsorge zu kümmern, desto besser. Dadurch verlängert sich nicht nur der Einzahlungszeitraum, auch der sogenannte Zinseszinseffekt schlägt sich positiv zu Buche.
Dieser Effekt führt dazu, dass nicht nur das eigentlich angelegte Geld verzinst wird, sondern auch die Zinsen darauf. Das angesparte Geld wächst schneller und die Rendite in der Gesamtsumme ist höher, je länger man diesen Effekt nutzt. Auch wenn man anfangs nur mit einem kleinen Einzahlungsbeitrag beginnt, der sich im Laufe der Jahre erhöhen sollte, summiert sich der Zinseszinseffekt markant. Spätestens mit dem Eintritt ins Berufsleben sollte man sich ausführlich beraten lassen und einen Finanzplan entwickeln. Dieser kann auch – zum Beispiel im Fall von Karenz – jederzeit angepasst und neu ausgerichtet werden.
Investment in Finanzbildung
„Frauen sollten unbedingt in ihr eigenes Finanzwissen investieren und selbst über ihre Finanzen bestimmen können”, sagt Dolzer. Ob Internet, Finanzpodcast oder Fachmedien – wichtig ist es, sich dem Thema Finanzen Stück für Stück anzunähern und die Scheu davor abzubauen. Diese resultiere eben oft aus der Unwissenheit. Ziel sei es nicht, Finanzprofi zu werden, sondern selbstbestimmt finanzielle Entscheidungen für die Zukunft treffen zu können. Finanzielle Selbstbestimmung fängt bereits damit an, sich einen Notgroschen anzusparen – ein bis zwei Monatsnettogehälter sollten immer zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto für kurzfristige Investitionen bereitstehen. Natürlich reicht dies nicht aus, um für die Pension vorzusorgen. Hier ist ein langfristiger, individuell abgestimmter Finanzplan nötig.
Mehrgleisig fahren & anpassen
Den einen Weg, für das Alter vorzusorgen, gibt es nicht. Wichtig ist nur, nicht auf ein Pferd allein zu setzen. Um Aktien führt allerdings kein Weg vorbei, wenn man langfristig Rendite erwirtschaften will. Ganz wichtig ist dabei: Je länger man Aktien hält, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich ihr Wert signifikant steigert. Daher sollte man immer mit einem langen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren und länger planen. „Damit lassen sich Kursschwankungen und -einbrüche ausgleichen”, sagt der Experte. Das ist gerade in turbulenten Zeiten wichtig. Besser aussitzen als Panikverkäufe tätigen, wenn die Kurse fallen.
Zudem rät der Fachmann, seine Anlagen zu diversifizieren, das heißt konkret, die Investitionen breit und international in verschiedene Aktien und Fonds zu streuen. Wer den Wunsch vom Eigenheim verfolgt, sollte frühzeitig anfangen zu sparen. Eine abbezahlte Immobilie ist die beste Absicherung im Alter. (rk)