Atomschlag bei der Bank Austria
© APA/Herbert Pfarrhofer
Bank Austria wird amputiert: Willibald Cernko könnte bald der letzte Chef der dann ehemals größten Bank des Landes sein.
FINANCENET 13.11.2015

Atomschlag bei der Bank Austria

Auch hervorragende Ergebnisse helfen nicht – die Bank Austria wird drastisch verkleinert.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN/MAILAND. Die Verlautbarung der UniCredit war im ganzen Reich der Bank mit Schaudern erwartet worden – jetzt ist die Katze aus dem Sack: Es kommt noch weitaus schlimmer, als von allen Beobachtern erwartet worden war. Insgesamt 18.200 Stellen will die UniCredit im ganzen Konzern streichen. Dies soll durch Beteiligungsverkäufe wie etwa durch das Abstoßen der ukrainischen Tochterbank oder die teilweise Austöchterung der Fondsfirma Pioneer erreicht werden. „Rigoros, ernsthaft und zugleich ehrgeizig” hatte UniCredit-Vorstandschef Federico Ghizzoni den harten Sparplan bezeichnet.

1,6 Mrd. Euro will er damit einsparen. Ob die Gewerkschaften da wirklich untätig zuschauen werden, wird sich noch zeigen. Ein Hinweis, dass Ghizzoni doch noch mit Widerstand rechnet, könnte folgender Beisatz sein: „Wir vertrauen voll darauf, dass wir ihn umsetzen werden.”

Kahlschlag in Österreich

Besonders hart wird es die Bank Austria treffen – hier stehen heftige Amputationen auf der Agenda. Das Ostbankengeschäft muss bis Ende 2016 an die italienische Mutter Unicredit nach Mailand abgegeben werden – das ist schon länger bekannt, medianet berichtete mehrfach darüber.

Es bleibt nur ein Rumpf

Besonders schmerzhaft ist, dass diese Sparte bisher der wichtigste Gewinnbringer der Bank Austria war. In den derzeit 13 Bankentöchtern in Ost- und Südosteuropa sind knapp 48.000 Leute beschäftigt – und damit der größte Teil der insgesamt rund 57.000 Mitarbeiter (9.000 davon Vollzeitbeschäftigte in Österreich) der ganzen Bank Austria. Und immerhin ein sattes Drittel des Betriebsergebnisses kommt aus dem Osten. Damit noch nicht genug, droht nun auch das Ende des Privatkundengeschäfts, in dem die Bank ordentlich draufzahlt und schwere Verluste schreibt. 36 Euro legt die BA pro Kunde drauf, sagt CEO Cernko. Ob das österreichische Privatkundengeschäft verkauft oder umstrukturiert wird, steht noch nicht fest. So oder so sind 1,6 Mio. Kunden betroffen.

Feines Ergebnis

In der ganzen Misere hielt es auch nicht, dass die Bank Austria hervorragende Zahlen vorlegen konnte: Satte 660 Mio. Euro Gewinn wurden nach neun Monaten in die Scheune gefahren, aber um 529 Mio. weniger als 2014. Das Kreditvolumen stieg im Vorjahresvergleich um 0,9 Prozent auf 117 Mrd. Euro; im österreichischen Kundengeschäft beläuft sich die Steigerung sogar auf knapp vier Prozent, während das Kreditvolumen in CEE ausschließlich aufgrund von Wechselkurseffekten nur auf Vorjahresniveau blieb. Die Kunden­einlagen legten in Österreich und CEE deutlich, nämlich um 11,3 Prozent, zu.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL