••• Von Reinhard Krémer
Die US-Wahl 2024 sorgt für Bewegung an den Finanzmärkten. Der klare Sieg von Trump bescherte besonders US-Aktien und Kryptoanlagen (wie z.B. Bitcoin; Anm.) einen Aufschwung, auch der US-Dollar zeigte zum Euro relative Stärke. Jetzt richtet sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die angekündigten protektionistischen Maßnahmen der künftigen Administration und die Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und die Finanzmärkte.
Die Kapitalanlagegesellschaft, Erste Asset Management (Erste AM) rechnet im nächsten Jahr mit einer zweigeteilten Entwicklung: Die US-Wirtschaft dürfte weiterhin ein solides Wachstum an den Tag legen, während sich die Konjunktur in Europa verhalten entwickle und manche Länder wie Deutschland oder Österreich am Rande einer Rezession stünden, so der Chief Investment Officer, Gerold Permoser: „Wenn die von US-Präsident Trump angekündigten Steuersenkungen umgesetzt werden, dürften die Aktienkurse aufgrund der Effekte auf die Unternehmensgewinne noch einmal steigen.”
US-Politik mit Risiken
Doch die Sache hat für Permoser einen Haken: Eine solche Politik birgt das Risiko einer wachsenden Staatsverschuldung in sich. Investoren könnten aufgrund des steigenden Risikos eine höhere Prämie für das Halten von US-Staatsanleihen verlangen, was die Renditen nach oben treiben und den Handlungsspielraum der US-Notenbank für weitere Zinssenkungen einschränken würde.
„Die Periode der Zinssenkungen könnte bald vorbei sein, was zu Enttäuschungen führen könnte”, so Erste-AM-Anlagechef Permoser. Dazu kommt, dass die protektionistischen Maßnahmen der Konjunktur weltweit zu schaffen machen könnten. So hat Trump Einfuhrzölle auf chinesische Waren von bis zu 60% angekündigt und die kurzfristige Umsetzung von Strafzöllen von 25% für sämtliche Waren aus Mexiko und Kanada gleich nach seinem Amtsantritt.
Zölle bringen Volatilität
Sollten diese Ankündigungen wahr werden, könnte dies eine Spirale an Einfuhrzöllen auch in Europa und China in Gang setzen und damit zu einer Verteuerung der Waren und einer Beeinträchtigung der Exporte führen, was vor allem Europa schmerzhaft zu spüren bekäme. „Wir müssen daher wegen der Trumponomics mit einer höheren Volatilität an den Märkten rechnen”, so Permoser.
Der „nachhaltige Pfad” bleibt
Weniger, bzw. gar kein Kopfzerbrechen bereitet ihm eine eventuelle Abkehr von den Klimazielen durch die neuen US-Administration: „Da wird nicht so heiß gegessen wie gekocht.”
Zwar werden die USA vermutlich aus dem Pariser Klimaabkommen austreten und versuchen, die Chemie-, Stahl- und Zementindustrie ins Land zurückzuholen, doch über die technologischen Errungenschaften etwa im Bereich der erneuerbaren Energien werde sich auch ein Trump nicht hinwegsetzen können.
Die Anti-Klima-Welle sei übertrieben, denn 90% der Green Jobs in den USA seien in republikanisch dominierten Staaten geschaffen worden. Die Angst vor mehr Ölförderung sei unbegründet, zumal diese dem Gesetz von Angebot und Nachfrage folge und nicht politischen Ansagen. 90% aller nachhaltigen Veranlagungen würden ohnehin in Europa getätigt, sagt der Erste-AM-Anlagechef.
Alle werden satt
In Summe schätzt Permoser die Perspektiven für die globalen Aktien- und Anleihenmärkte als intakt ein: „Es werden wohl kleinere Brötchen gebacken werden, aber wir werden satt werden.”
Den zahlreichen Risiken auf politischer Ebene stehen positive Faktoren wie die weiter wachsende Weltwirtschaft, sinkende Leitzinsen und Stimuli durch die Länder, etwa in China, gegenüber. An den Börsen werde sich die Aufmerksamkeit der Anleger auf die Dividenden, reale Gewinne, Inflation und Bewertung richten.
„Wenn die Unternehmen weiter Gewinnwachstum ausweisen und Dividenden zahlen, werden dies die Kurse widerspiegeln”, sagt Gerold Permoser.