••• Von Andre Exner
WIEN. Die Fronten zwischen den USA und der EU verhärten sich – auch was die Geldpolitik angeht: Während die US-Notenbank Federal Reserve die Leitzinsen Schritt für Schritt nach oben schraubt, hält die Europäische Zentralbank an ihrer Nullzinspolitik eisern fest. Das Konzept lautet finanzielle Repression; sprich die hoch verschuldeten Staatsbudgets in der Eurozone auf Kosten der Sparer zu sanieren. Denn während sich die EU-Finanzminister Monat für Monat Milliarden durch die niedrige Zinslast ersparen, werden durch die praktisch nicht existenten Sparzinsen gleichzeitig die Sparguthaben einer Generation dezimiert.
ETFs besser als Fonds
Dagegen hilft nur Diversifikation, sagt Wolfgang Habermayer, Ex-Investmentbanker und Sprecher der Geschäftsleitung bei der unabhängigen Vermögenberatung Merito in Wien: „Ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Barguthaben und Immobilien ist die beste Strategie in Zeiten finanzieller Repression.”
Habermayer rät Privatanlegern zu einem Portfolio mit breiter Diversifikation nach Anlageklassen und Regionen, das aus Gründen der Kosteneffizienz jedoch nicht aus diversen Fondsprodukten, sondern aus Exchange Traded Funds (ETFs) zusammengesetzt sein sollte. Denn ETFs haben im Gegensatz zu Fonds eine sehr schlanke Kostenstruktur.
Auch die von vielen als Allheilmittel gesehenen Total-Return-Produkte, bei denen innerhalb eines einzigen Anlageprodukts unterschiedliche Strategien – von Alternative Investments über Fonds bis hin zum Geldmarkt – gemischt werden, hält Habermayer für gefährlich: „Total-Return-Ansätze sind tendenziell teure Lösungen”, sagt er. Vielmehr sollte das Konzept Total Return bereits in den „Genen” des Portfolios enthalten sein: „Ein gut diversifiziertes Portfolio sollte stets die erwartete Rendite mit der gewählten Risikotoleranz in Einklang bringen.”
Vor Anleihen rät Habermayer übrigens nicht generell ab, obwohl die Renditen von qualitativen Bonds derzeit sehr niedrig sind: „Aus Diversifikationsgründen sind Anleihen bester Bonität nach wie vor ein wichtiger Bestandteil eines Portfolios”, sagt der Merito-Chef. Wichtig ist jedoch die Selektion der Bonds.
Börsen warten auf Trump
„Die Volatilität an den Märkten ist seit der US-Präsidentschaftswahl auf einen historischen Tiefpunkt gesunken, obwohl wenig Klarheit über konkrete wirtschaftspolitische Maßnahmen von US-Präsident Donald Trump herrscht”, meint Habermayer zur Lage an den Aktienmärkten. „Politische Börsen haben aber kurze Beine”: Privatanleger sollten sich durch politische Ereignisse nicht von ihrer langfristigen Strategie abbringen lassen.
Ob es weiter nach oben geht? „Deutliche Gewinnsteigerungen der Unternehmen sind weitgehend eingepreist, wodurch ein Enttäuschungspotenzial besteht”, so Habermayer. „Die Aktienmärkte können in den kommenden Monaten aber gleichzeitig durch ein Ausbleiben negativer politischer Überraschungen beispielsweise in Frankreich weiter Auftrieb erhalten.” Diversifikation ist in diesem Umfeld die beste Strategie – wenn die Kosten passen.