Besser abwarten und erst einmal Tee trinken
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FINANCENET Redaktion 22.10.2021

Besser abwarten und erst einmal Tee trinken

Studie: Österreicher sind Innovationen von Banken und Versicherungen gegenüber zurückhaltend eingestellt.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Die Einstellung der Landsleute zu Neuerungen beim Thema „Geld” hat eine vom Fachportal ForumF beauftragte Studie des Marktforschungsinstituts Gallup aufgespürt. Es zeigt sich: Man ist lieber auf der sicheren, vertrauten Seite. Denn gegenüber Innovationen von Banken und Versicherungen sind die Österreicher generell zurückhaltend eingestellt: Nur sechs Prozent zählen sich zu den „Aufgeschlossenen” mit hoher Motivation, Innovationen im Finanzbereich sofort auszuprobieren. Wenig überraschend handelt es sich dabei primär um Konsumenten im Alter von 16 bis 30 Jahren.

Abwarten und Tee trinken

63% der Befragten stufen sich selbst als „Abwartende” ein, und 31% zählen sich zu den „Ablehnern”, die gar kein Interesse an Innovationen im Finanzdienstleistungsbereich haben. Und was wird von den Österreichern als Innovation im Finanzbereich erachtet? Eine Online-Schadensmeldung bei einer Versicherung oder eine Mobile Banking App werden als Innovation erlebt, gefolgt von nachhaltigen Veranlagungsformen und Bezahlmöglichkeiten mit dem Smartphone. Generell ist den Österreichern bei innovativen Finanzprodukten oder -dienstleistungen wichtig, dass selbige die Lebensqualität verbessern und das Leben einfacher machen.

Wer die Nase vorn hat …

Als „Innovationsführer” in der heimischen Finanzwirtschaft wird laut Gallup/ForumF-Studie die Uniqa Versicherung gesehen: Ihr wird mit Abstand am häufigsten zugetraut, Innovationen zu generieren, sowie auch solche anzubieten.

An zweiter Stelle folgen Erste Bank und Sparkassen, knapp vor der Generali Versicherung und der Allianz Versicherung. Auf den nachfolgenden Plätzen liegen Wiener Städtische Versicherung, Raiffeisen Bank und Versicherung in etwa gleichauf.



… und wer wechseln würde

Wenn ein Finanzdienstleister eine Innovation etabliert, ist dies für 74% der Befragten ein Anlass, diesem die Treue zu halten und für immerhin 51% ein Grund, zu diesem Anbieter zu wechseln. Auch interessant: Nur 31% sind bereit, für innovative Produkte und Dienstleistungen einen höheren Preis zu bezahlen.

Sieben von zehn Befragten sind laut Gallup/ForumF-Studie der Ansicht, dass Technologieunternehmen wie Google, Apple, Facebook, Amazon und Co. zukünftig verstärkt innovative Finanzprodukte anbieten werden – 18% sind davon sogar überzeugt, 52% halten dies für wahrscheinlich.

Wo Gefahren lauern

Zu denken sollte den etablierten Banken und Versicherungen geben, dass die heimischen Konsumenten den klassischen Finanzdienstleistern zwar aktuell noch deutlich mehr Kompetenz für Finanzdienstleistungen zuschreiben als den GAFAs (Google, Apple, Facebook und Amazon; Anm.), den Technologieriesen aber größere technische Lösungskompetenz attestieren.

Außerdem erwarten die Konsumenten von den Silicon-Valley-Unternehmen bessere Konditionen bei etwaigen neuen Finanzprodukten. Aktuell punkten die etablierten Banken und Versicherungen primär mit Vertrauen, Sicherheit und persönlichem Kundenservice.
Diese Assets sind bei jüngeren Konsumenten allerdings einem ständigen Erosionsprozess zugunsten einfacher, „convenienter” Lösungen ausgesetzt. Und da kommen dann wieder Google, Apple, Facebook, Amazon und die anderen Tech Companies aus den USA ins Spiel.

Gegen die Konkurrenz rüsten

„Entwickeln Sie Produkte, die Nutzen stiften für Ihre Kunden, die selbsterklärend sind und die das Selbstbildnis bestärken. Insbesondere junge Zielgruppen wollen, dass auch Finanzdienstleistungen den Kriterien entsprechen, die sie allgemein an ihren Konsum stellen: Nachhaltigkeit und somit Green Finance”, ist eine der zentralen Schlussfolgerungen aus den Studienergebnissen, die Andrea Fronaschütz, COO von Gallup Österreich, zieht.

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