••• Von Andre Exner
WIEN. „Hin und her macht Taschen leer”, zitiert Robert Karas, Leiter Asset Management der Schoellerbank, eine alte Börsenweisheit. „2016 hat einmal mehr bewiesen, wie teuer kurzfristiges Market-Timing kommen kann. Der Versuch, Ereignisse und die Reaktionen der Märkte vorherzusehen und schnell davon entsprechend zu kaufen oder zu verkaufen, ist nicht mal theoretisch vielversprechend.”
Er rät dazu, beim Aktieninvestment auf fundamentale Faktoren zu achten. „2017 wird sicher wieder die eine oder andere Überraschung für uns bereithalten. Wichtig ist, gut vorbereitet zu sein und die Portfolios kontinuierlich auf ihre Qualität zu überprüfen”, so Karas. Chancen wahrzunehmen und abseits der Index-Strategie zu investieren, bedeute aber nicht, „hyperaktiv Transaktionen auszulösen, sondern mit ruhiger Hand durch die natürlichen Auf- und Abbewegungen der Börsenwellen zu segeln”: In der Ruhe liegt die Kraft.
Politische Börsen, kurze Beine
In den USA hat die Rallye nach dem Wahlsieg des umstrittenen republikanischen Kandidaten Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen viele überrascht – dabei sind republikanische Präsidenten für die Wirtschaft und damit die Börsen besser. Steuererleichterungen, Bürokratieabbau, Topmanager in der Regierung: Das alles sorgt meistens für steigende Aktienkurse, meint Stefan Kreuzkamp, Chief Investment Officer von Deutsche Asset Management.
Viele befürchten nun, dass Trump mit populistischen Aktionen die Anleger verärgert. Kreuzkamp rät Investoren, die Nerven zu bewahren und auf die Taten statt auf die Worte Trumps zu achten: „Es ist gut möglich, dass am Ende eine mehr oder weniger konventionelle republikanische Politik kommt und wirtschaftlich schädliche Wahlversprechen unerfüllt bleiben.”
Don’t fight the Fed
Die Notenbanken halten 2017 die Märkte in Atem: Während in den USA die Notenbank Federal Reserve (Fed) die Zinsen weiter erhöhen dürfte, hält die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldschleusen weiter offen.
„Den damit entstehenden Aufwärtsdruck auf den US-Dollar gilt es zu beachten, da eine Aufwertung für Schwellenländer mit hohen Dollar-Verbindlichkeiten ein Risiko ist”, sagt Ariel Bezalel, Fondsmanager des Dynamic Bond der britischen Fondsgesellschaft Jupiter. Eine Rendite über Inflationsniveau bieten damit laut Bezalels Ansicht nur ausgewählte Unternehmensanleihen.
Warum in die Ferne schweifen
Der mit dem Dollar steigende Ölpreis (siehe Zahl) ist auch in Österreich für eines der Börsenschwergewichte ein Segen: Die OMV hat mit ihrem Sparprogramm „Fit for Forty” bereits einen Notfallplan für einen weitaus tieferen Ölpreis geschmiedet und dürfte deswegen positiv überraschen. Neben der OMV sind auch die Finanztitel besonders gut aufgestellt. Damit dürfte der ATX die gute Performance in der ersten Handelswoche des neuen Jahres weiter ausbauen, erwartet Christoph Schultes, Aktienstratege Erste Bank. Ihm gefallen auch die Titel Andritz, Strabag, Porr und Palfinger, die allesamt vom Aufwärtstrend im Bausektor profitieren dürften.