Das Geld sitzt locker bei den Banken
© Oesterreichische Nationalbank
OeNB-Statistikdirektor Johannes Turner nahm Kreditwachstum unter die Lupe.
FINANCENET Helga Krémer 13.04.2018

Das Geld sitzt locker bei den Banken

Kreditwachstum inländischer Unternehmen stieg auf den höchsten Wert seit Mai 2009 an.

••• Von Helga Krémer

WIEN. In einem erfreulichen wirtschaftlichen Umfeld werden schon mal gern Kredite genommen. Aber nicht nur von Unternehmen – auch die Kreditvergabe an private Haushalte entwickelte sich in Österreich äußerst positiv; nicht zuletzt aufgrund historisch niedriger Zinssätze gab es 2017 neben den schon über die letzten Jahre hinweg steigenden Volumina im Bereich der Wohnbaufinanzierung auch eine Ausweitung bei Konsumkrediten.

Kreditwachstum steigt

„Das Jahreswachstum der an inländische Unternehmen vergebenen Kredite erreichte im Dezember 2017 mit 4,8 Prozent den höchsten Wert seit Mai 2009 (5,5%; Anm.), was auch im Zusammenhang mit steigenden Anlageinvestitionen stehen dürfte”, sagt Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik, zu „seinen” Zahlen. Und: „Ab November 2017 trugen erstmals seit 2014 alle Laufzeitenkategorien positiv zum Kreditwachstum nichtfinanzieller Unternehmen in Österreich bei.”

Das Kreditvolumen nichtfinanzieller Unternehmen bei österreichischen Banken belief sich im Dezember 2017 auf 143 Mrd. € – ein historischer Höchststand. Die privaten Haushalte legten bei Kreditvergabe in Österreich eine Jahreswachstumsrate von 3,5% hin. Neben den schon über die letzten Jahre positiven Wachstumsraten im Bereich der Wohnbaufinanzierung drehte 2017 auch die Jahreswachstumsrate der Konsumkredite ins Plus; dies mag vor allem dem steigenden privaten Konsum geschuldet sein.

Fixzinsbindungen steigen

Eine weitere Steigerung, die buchstäblich ins Auge springt: Private Haushalte sichern sich das günstige Zinsniveau weiterhin mit vermehrten Fixzinsbindungen im Kreditbereich längerfristig ab, was insbesondere im Neugeschäft bei Wohnbaukrediten zu erkennen ist. Lag der Anteil von Krediten mit anfänglicher Zinsbindung von über zehn Jahren im Jahr 2012 noch bei 2%, stieg dieser im Jahr 2017 auf 27% deutlich an. Der Hauptgrund für die hohe Nachfrage längerfristig fixierter Kreditzinssätze dürfte laut dem OeNB-Chefstatistiker der im Vergleich zu 2012 wesentlich geringere Zinsaufschlag für ebendiese sein.

„Die Zinskonditionen im Neugeschäft lagen in Österreich sowohl für private Haushalte im Bereich der Konsumkredite (4,69%), wie auch für Klein- und Mittelbetriebe (1,89%) unter jenen des Euroraums. Historisch niedrige Zinssätze waren weiterhin bei Wohnbaukrediten zu verzeichnen (1,85 %), wobei es in diesem Segment zwischen den Ländern des Euroraums nur geringe Unterschiede zu beobachten gab”, so Turner.

Einlagenvolumen steigen

Trotz weiterhin vorherrschender negativer Realzinsen stieg auch das Einlagenvolumen privater Haushalte im Jahr 2017 weiter an. Insgesamt betrug das Wachstum im Jahr 2017 3,4% und entsprach damit einer Ausweitung um 8 Mrd. € auf insgesamt 244 Mrd. €. Verantwortlich dafür waren – wie schon in den Jahren zuvor – ausschließlich täglich fällige Einlagen.

Es gibt aber auch eine Kreditform, die nicht nur keine Steigerung, sondern vielmehr eine Reduktion erfuhr: Fremdwährungskredite wurden 2017 mit einem Minus von 15% weiter deutlich abgebaut. Der aushaftende Bestand von Fremdwährungskrediten österreichischer privater Haushalte bei inländischen Banken lag im Dezember 2017 bei 16,5 Mrd. € – der geringste Wert seit Jänner 2003.

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