Der nächste Aufschwung kommt bestimmt
© APA/Herbert Neubauer
FINANCENET Redaktion 13.11.2020

Der nächste Aufschwung kommt bestimmt

Erste Group-CEO Bernd Spalt fordert ein Konzept für Europa und den kommenden Wirtschaftsaufschwung.

••• Von Reinhard Krémer

Deutliche Worte über die Befindlichkeit der Wirtschaft in Österreich und in Europa findet der Vorstandsvorsitzende der Erste Group, Bernd Spalt: „Ein Lockdown ist eine probate Methode, um eine Pandemie zu stoppen. Für den kommenden Wirtschaftsaufschwung nach der Krise brauchen wir aber einen weitsichtigeren Plan in Europa.”

Die aktuelle Situation ist coronabedingt nicht rosig: Für das laufende Jahr geht die Bank in ihrer Prognose davon aus, dass die Wirtschaft zwischen einem Prozent in Serbien und neun Prozent in Kroatien schrumpfen wird.

Die Erholung ist in Sicht

2021 erwartet die Bank hingegen bereits eine deutliche, wenn auch nicht lineare Erholung der Märkte in der Größenordnung zwischen vier Prozent wie in Rumänien und in der Tschechischen Republik und sechs Prozent in der Slowakei.

Ausgehend von der traditionell schwachen Eigenkapitalausstattung von Unternehmen in Österreich, aber auch im CEE-Raum, fordert der Bankenchef die Regierungen der Region auf, rechtzeitig auch an Anreizsysteme für die Kapitalisierung von grundsätzlich soliden Unternehmen zu denken: „Rechnen Sie mit dem Wirtschaftsaufschwung, er kommt bestimmt”, bringt es Erste-Group-CEO Bernd Spalt auf den Punkt.
Eine Studie der OECD bestätigt die strukturelle Schwäche österreichischer Unternehmen. Darin heißt es: „Das Unternehmenssteuersystem ist in Österreich auf Fremdfinanzierung ausgerichtet, und österreichische Firmen haben eine der höchsten durchschnittlichen Verschuldungsquoten unter den OECD-Ländern. Die Kreditmärkte sind gut entwickelt, und die Banken tragen mit ihren engen Beziehungen zu den Unternehmen zum Erfolg des Unternehmenssektors bei, aber die Aktienmärkte hinken hinterher. Die geplante Steuerreform könnte die bestehenden Verzerrungen gegenüber der Fremdfinanzierung verringern”, so die Studienautoren.

Privates Kapital ist nötig

Und weiter: „Private Kapitalquellen sollten die bereits umfangreichen öffentlichen Finanzierungsquellen für innovative Neugründungen ergänzen. Private Risiko- und Wachstums­investoren können eine wichtigere Rolle bei der Entwicklung von Unternehmen mit hohem Potenzial spielen”, heißt es in der Studie der OECD.

Für den kommenden Wirtschaftsaufschwung wird es notwendig sein, die Unternehmen mit mehr Eigenkapital auszustatten. Erschwerend kommt hinzu, dass das Auslaufen der Staatshilfen vor allem eigen­kapitalschwache Unternehmen vor Herausforderungen stellen wird.

Neuer KMU-Fonds kommt

Die Erste Group sieht verschiedene Möglichkeiten, die Eigenkapitalausstattung der Unternehmen zu verbessern: Die Bildung von neuen Rechtsformen für außerbörsliches Kapital, Wagniskapitalfonds, steuerliche Erleichterungen für Eigenkapital oder eine Erleichterung des Zugangs für Privatanleger, ähnlich wie das in Österreich bei Immobilienfonds schon möglich ist.

Im Frühjahr 2021 will die Erste Bank einen Fonds für Klein- und Mittelbetriebe präsentieren, der das Ziel hat, Unternehmen mit Kapital auszustatten. Im Corona-Krisenjahr 2020 hat die Erste Group als einer der größten Kreditgeber des Landes übrigens über vier Mrd. € an Krediten vergeben, allen voran an österreichische Unternehmen und natürlich auch mitgetragen von staatlichen Garantien.

Wachsen bei Firmenkunden

Im Firmenkundenbereich will die Bank auch in Zukunft klar weiter wachsen.

Das gesamte Kundenkreditportfolio der Erste Group hat im Jahresverlauf trotz der immensen Belastungen, die auf die Wirtschaft drücken, um 2,6% auf knapp 165 Mrd. € zugelegt.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL