••• Von Reinhard Krémer
Die Versicherer weltweit rüsten sich für den Kampf um Marktanteile auch mit neuen Konkurrenten – die Investitionen im InsurTech-Bereich sind kräftig gestiegen, zeigt der Global InsurTech Outlook von NTT Data und des internationalen Beratungsunternehmens everis.
Im Zeitraum von 2016 bis 2018 stieg laut Report das Investitionsvolumen im InsurTech-Bereich auf insgesamt 11,2 Mrd. USD, mehr als doppelt so viel wie zwischen 2010 und 2015 (5,5 Mrd. USD).
Während die Mehrheit der Versicherer in reifere InsurTech-Unternehmen investiert, gibt es auch eine breite Gruppe von Führungskräften, die Early-Stage-Investments bevorzugen.
Was Versicherer jetzt wollen
Start-ups, deren Angebote auf Cloud-Technologien und mobilen Anwendungen basieren, stehen im Fokus der Investoren; im Vergleich zu anderen Technologien erleichtern diese Lösungen die Wertschöpfung besonders und ziehen Investoren an, die sich für neue Geschäftsmodelle interessieren. Auf Cloud und App-Technologien folgen laut Ranking Big Data & Backend, Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things und Blockchain.
Start-ups, die mit KI arbeiten, konnten das höchste Wachstum verzeichnen: Zwischen den Zeiträumen 2010 bis 2015 und 2016 bis 2018 wuchsen sie allein um satte 665%. Investitionen in KI werden vor allem für die zunehmende Datenverarbeitung wichtig, die wiederum notwendig ist, um personalisierte Angebote zu erstellen, Kunden zu gewinnen und zu binden sowie effizientere Prozesse in allen Geschäftsbereichen umzusetzen.
Auch mobilen Anwendungen kommt laut Ranking eine große Bedeutung zu, und es wird erwartet, dass diese in den kommenden Jahren noch zunimmt. Gründe dafür sind u.a. die Personalisierungsmöglichkeiten sowie die Ausrichtung auf Aggregations- und Vergleichsplattformen. Im E-Commerce-Bereich spielt dagegen das Thema Cybersecurity eine wichtige Rolle; Grund dafür ist die gestiegene Risikowahrnehmung.
„Für alle Branchen, die sich durch die Digitalisierung gerade im Umbruch befinden, ist es ungemein wichtig, die Entwicklungen von Start-ups im Auge zu behalten”, unterstreicht Dieter Loewe, Geschäftsführer und Chief Client Officer von NTT Data.
Risiko Zukunftsmusik
Versicherungsunternehmen arbeiten zunehmend mit InsurTechs zusammen, um sich technologischen Herausforderungen zu stellen und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Der Blick in die Zukunft fällt aber nicht immer positiv aus: Neun von zehn Versicherern betrachten die InsurTech-Aktivitäten als Risiko für ihr laufendes Geschäft.
Start-ups hingegen schätzen die Möglichkeit, enger mit den traditionellen Versicherern zusammenzuarbeiten; sie erhalten dadurch Zugang zu etablierten Kundendatenbanken und können regulatorische Fragen, die für die Skalierung ihrer Geschäfte entscheidend sind, gemeinsam lösen.
Die neue Konkurrenz
Technologiefirmen wie Amazon, Alibaba, Apple, Baidu, Facebook und Google wollen ebenfalls an Innovationen im Versicherungssektor arbeiten. Dazu planen sie, mit disruptiven Start-ups zusammenzuarbeiten, um beispielsweise in den Kranken- oder Small- und Mid-Cap-Versicherungsmarkt einzusteigen.
Im Fokus stehen dabei Versicherungsprodukte, die an neue, moderne Lebensgewohnheiten angepasst sind, zum Beispiel Smart Home oder autonomes Fahren.
Diese Produkte sollen über bestehende Plattformen angeboten werden und so auch das Vertriebsmodell von Versicherungen verändern.
Der Umfrage zufolge werden die großen Technologieunternehmen in den kommenden Jahren auch auf dem Versicherungsmarkt an Bedeutung gewinnen, insbesondere für den Vertrieb.