Die Problemfelder der globalen Assekuranzen
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FINANCENET Redaktion 13.10.2023

Die Problemfelder der globalen Assekuranzen

PwC-Studie zeigt Regulierung, Cyberkriminalität und technologischen Wandel als kritische Punkte.

••• Von Reinhard Krémer

Die geopolitischen Spannungen, Wetterextreme sowie die durch Inflation erhöhten Lebenshaltungskosten stellen über alle Branchen hinweg Herausforderungen dar. Die aktuelle PwC-Studie „Insurance Banana Skins” zeigt, welchen Risiken, Sorgen und Stolpersteinen die globale und heimische Versicherungsbranche aktuell gegenübersteht. Bereits seit 2007 wird die Analyse alle zwei Jahre mit dem Centre for the Study of Financial Innovation (CSFI) erhoben. Dafür wurden über 580 Versicherungsexperten aus 39 Ländern zu ihren Einschätzungen qualitativ befragt – darunter elf aus Österreich.

Das sind die fünf Sorgenkinder

1. Regulierung: Die zunehmende Regulierung in Europa ist nach wie vor die Hauptsorge der österreichischen Versicherer (weltweit: Platz 2). Die stärkere Regulierung geht für die Branche mit hohen bürokratischen Kosten einher und erschwert die Geschäftsbedingungen – insbesondere für kleinere Marktteilnehmer.
2. Cyberkriminalität: Im Vergleich zur letzten Analyse 2021 (Platz 5) ist die Sorge bezüglich Cyberkriminalität deutlich gewachsen. Die Versicherungsbranche ist durch die Menge an relevanten Daten ein verlockendes Ziel für Cyberangriffe, was über die Landesgrenzen hinaus als große Herausforderung gesehen wird (weltweit: Platz 1).
3. Technologischer Wandel: Die weiter voranschreitenden technologischen Entwicklungen liegen in Österreich auf Platz drei der größten Sorgen (weltweit: Platz 4). Dabei liegt die Herausforderung für die Versicherer einerseits im schnellen Tempo der Entwicklungen und andererseits in den hohen Anschaffungskosten durch neue Systeme und modernere Geräte.
4. Klimawandel: Der Klimawandel zählt auch dieses Jahr zu den Hauptsorgen der heimischen Versicherungsbranche (weltweit: Platz 3). Vermehrt auftretende Unwetterereignisse wie Überschwemmungen oder Hagel und die damit verbundenen Schäden wirken sich auch für österreichische Versicherer spürbar aus.
5. Makroökonomie: Auf Platz fünf der größten Sorgen der heimischen Versicherungsbranche liegen makroökonomische Risiken (weltweit: Platz 6). Die geopolitischen Spannungen sowie die hohe Inflation können zu einem Rückgang der Nachfrage an Versicherungsprodukten führen und die Versicherer dadurch unter Preisdruck setzen.

Post-Covid tut nicht weh

„Die österreichischen Versicherer teilen die Ansicht ihrer globalen Kollegen, dass die Post-Covid-Auswirkungen nur noch ein geringes Risiko darstellen. Hingegen beschäftigen vor allem Regulierung, Cyberkriminalität, technologischer Wandel sowie die bereits spürbaren Auswirkungen der Klimakrise die Branche weltweit”, so Thomas Windhager, Insurance Leader bei PwC Österreich. „Aktuell stellen auch die makroökonomischen Entwicklungen die heimische Versicherungsbranche vor neue Herausforderungen. Durch die anhaltende Inflation und die damit verbundenen höheren Kosten könnte das Interesse der Bevölkerung an Versicherungen sinken oder dazu führen, dass Versicherungen ihre Preisgestaltung anpassen müssen. Die langfristigen Auswirkungen der makroökonomischen Herausforderungen für die Ver­sicherungsbranche sind aktuell allerdings noch nicht absehbar und müssen weiter beobachtet werden.”

Herausforderung KI

Auch Artificial Intelligence (AI; oder Künstliche Intelligenz, KI) bereitet der globalen Versicherungsbranche zunehmend Sorge – so liegt AI im weltweiten Ranking auf Platz sieben, in Österreich sogar auf Platz sechs. Die Versicherer sehen in AI zwar durchaus eine Chance, aber insbesondere auch Herausforderungen durch fehlende Regulierungen sowie Transparenz und Sicherheitsrisiken.

Österreich ist besorgter …

Die heimische Versicherungsbranche ist im internationalen Vergleich deutlich besorgter: In kaum einem anderen Land ist die durchschnittliche Risikobewertung so hoch wie in Österreich (Platz 3 im Ranking hinter Südafrika und Nigeria).

Gleichzeitig fühlt sich die Branche aber besser auf Risiken vorbereitet als ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen (Platz 2 im Ranking hinter Spanien), und auch Reputationsrisiken werden von den heimischen Versicherern weniger als Herausforderung wahrgenommen (Österreich: Platz 20, weltweit: Platz 13).

… aber besser vorbereitet

„Österreich zeigt sich im internationalen Vergleich zwar insgesamt besorgter, die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass sich die österreichische Versicherungsbranche stärker vorbereitet fühlt, mit den Risiken und Herausforderungen umzugehen. Die heimischen Versicherer sind also weiterhin optimistisch gestimmt”, sagt Thomas Wind­hager.

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