Die Stimmung ist trotz allem gut
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57,8% der Teilnehmer der Creditreform-Umfrage haben angekündigt, die Preise im nächsten Halbjahr zu erhöhen; nur 1,7% wollen diese senken.
FINANCENET Redaktion 17.06.2022

Die Stimmung ist trotz allem gut

Creditreform KMU-Umfrage: Geschäftserwartung und Geschäftslage sind nach wie vor im positiven Bereich.

WIEN. Die Creditreform Wirtschaftsforschung hat im Frühjahr 2022 an die 1.400 österreichische Klein- und Mittelunternehmen nach der aktuellen Wirtschaftslage und den Ausblicken für die kommenden sechs Monate befragt.

Der Krieg zeigt seine Wirkung

Der Verlauf des Klimabarometers (inkl. seiner Teilkomponenten „Lage” und „Erwartungen”) zeigt aktuell zwar eine spürbare Verbesserung gegenüber den Coronakrisenjahren 2020 und 2021, allerdings lässt sich eine konjunkturdämpfende Wirkung des Krieges in Osteuropa für den Mittelstand in Österreich beobachten. Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren – wie die Preisturbulenzen bei Kraftstoffen – bremsen das Klimabarometer sichtlich ab. In allen Hauptwirtschaftsbereichen (Bau, Handel, Dienstleistungen) ist der Index weiter positiv. Allerdings zeigt sich mit Ausnahme der Verarbeitenden Gewerbes (Industrie) überall bereits ein Abwärtstrend; am deutlichsten ist dies beim Handel und den Dienstleistungen zu beobachten.

Auftragsentwicklung mau

Die Auftragslage der mittelständischen Unternehmen hat sich nach zwei echten Krisenjahren erholt, und die Auftragsbücher beginnen sich wieder zu füllen. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Auftragseingängen notiert mit plus 2,9 Punkten erstmals seit drei Jahren wieder im positiven Bereich – wenn auch nur knapp.

Die mittelständischen Unternehmen erwarten aber angesichts der zahlreichen Konjunkturunsicherheiten in den kommenden Monaten kaum eine Belebung ihrer Auftragsentwicklung. Der Saldo aus steigenden und sinkenden Auftragserwartungen liegt mit plus 0,7 Punkten ähnlich niedrig wie im Vorjahr (plus 1,1 Punkte). Mit einem Anstieg der Auftragsbestände rechnen derzeit 20,3% der Befragten – im Vorjahr waren es noch 24,1%. Der Anteil der Unternehmen, die im nächsten Halbjahr Auftragseinbußen befürchten, ist mit 19,6% etwas geringer als im Vorjahr (23,0%).

Gemischte Gefühle

Die weitere Auftragsentwicklung wird in den Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich beurteilt. So wurden die Erwartungen im Baugewerbe sichtlich zurückgenommen: Nur 14,8% der Unternehmen rechnen mit steigenden Auftragseingängen. Ebenso viele Unternehmen erwarten eine rückläufige Entwicklung. Im Dienstleistungsgewerbe hat sich dagegen wieder etwas mehr Zuversicht entwickelt, 25,5% der Befragten erwarten hier Auftragssteigerungen. Die Coronakrise war für Teile des Mittelstands ein regelrechter „Stresstest”. Die Erträge waren im Zuge der Pandemie eingebrochen, und die Unternehmensfinanzierung stand „auf der Kippe”. Mittlerweile hat sich die Ertragslage der Unternehmen erholt.

Preise ziehen nach Norden

Mehrheitlich blieb es aber auch im Winterhalbjahr 2021/2022 bei Ertragseinbußen (37% der Unternehmen). Von 12,3% der Befragten waren aktuell Ertragssteigerungen zu hören. Der Saldo aus gestiegenen und gesunkenen Erträgen verbleibt damit im negativen Bereich (minus 24,7 Punkte).

Fast zwei Drittel der Mittelständler (63,4%) haben die Angebotspreise in den letzten Monaten erhöht, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es nur 22,6%. Ein Ende der Preissteigerungen ist in den nächsten Monaten nicht in Sicht.
Der Anstieg der Erzeugerpreise lag im Februar bei fast 19% auf Jahressicht, wie Statistik Austria meldete. Ähnliches gilt für die Großhandelspreise. Damit drohen den mittelständischen Unternehmen Belastungen, und die Angebotspreise dürften weiter anziehen. Der Saldo aus zukünftig steigenden und sinkenden Preisen nahm von plus 15,2 auf plus 56,1 Punkte zu – der Höchstwert der letzten zehn Jahre. (rk)

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