Wien. „Speziell bei Schwellenländern ist es wichtig, im Top Down-Ansatz zu verstehen, was in den jeweiligen Ländern läuft und dann erst auf die Titel-Ebene zu gehen”, erklärt James Syme die spezifische Strategie bei J O Hambro Capital Management. Ein hoher Ölpreis etwa sei gut für Russland, aber schlecht für Indien, Wahl-zyklen seien wichtig für die Börse in Brasilien, aber nicht für China, so der Manager des JOHCM Global Emerging Markets Opportunities Fonds gegenüber medianet. „Der Länder-Effekt ist bei Emerging Markets (EM) wichtiger als bei entwickelten Märkten.”
Die Konsumenten-Story
Bei J O Hambro glaubt man an die langfristige Investmentstory der wachsenden Mittelschicht in den Schwellenländer, der Emerging Markets-Konsumenten. Diese Story sei aber nicht alles, und ein Zinsschritt in den USA werde nicht ohne Einfluss auf etliche EM bleiben. Die Binnennachfrage wird zum Thema werden, dies gelte etwa für Thailand, Indonesien, Brasilien, Südafrika und die Türkei.
Und Syme macht auch auf Zyklen aufmerksam, wie sie etwa durch sogenannte Carry Trades entstehen: Hohe Zinsen in den EM ziehen Carry Trade-Zuflüsse an und sorgen für eine Aufwertung der lokalen Währung, was wiederum Carry Trades attraktiviert. Die importierte Inflation sinkt daraufhin, Zinsen fallen wieder, die Binnennachfrage boomt. Steigende Importraten erhöhen den Bedarf an ausländischen Geldern, was wiederum zur Währungsaufwertung führt.
Es liege in der Natur der Sache, dass derartige Zyklen instabil seien, sie können aber lange anhalten, so Syme.
Beim negativen Pendant dazu, dem Teufelskreis, verhält es sich so, dass Carry Trade-Kapital aus dem Land abfließt, woraufhin die Währung abwertet, usw. usf. Der Rest erfolgt in diesen Ländern, die Syme als Dampfwalzen bezeichnet, mit umgekehrten Vorzeichen zum vorhin erwähnten Zyklus, wobei auch der Negativ-Zyklus instabil sei und lange anhalten könne, so Syme.
Zuflüsse skeptisch sehen
Gutes Investment in EM bedinge daher, dass man die Nachfrage-Investmentstory in den Positiv-Ländern ausspielt und in den Dampfwalzen-Ländern untergewichtet ist oder exportierende Unternehmen hält. Ganz generell sollte man nicht auf anhaltende Zuflüsse ausländischen Kapitls vertrauen.
Die Umsetzung des Ansatzes scheint recht gut zu gelingen: Der J O Hambro Capital Management Global Emerging Markets Opportunities Fund A EUR hat laut wallstreet-online.de zum 30.6.2015 eine Year-to-date-Performance in Euro von fast 14 Prozent geschafft; auf ein Jahr gesehen liegt die Peformance bei über 20 Prozent. (red)