Es grünt so grün bei den heimischen Investments
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FINANCENET Redaktion 04.07.2025

Es grünt so grün bei den heimischen Investments

Nachhaltige Geldanlagen sind im vergangenen Jahr um saftige 15,7 Prozent auf 114,7 Milliarden Euro gestiegen.

••• Reinhard Krémer

Nachhaltige Geldanlagen in Österreich sind im vergangenen Jahr um 15,7% auf 114,7 Mrd. € gestiegen und haben damit die Erwartungen der Befragten des FNG-Marktbericht übertroffen. Der Großteil (64%) ist von einem Wachstum von bis zu zehn Prozent ausgegangen. Die Investoren blicken zwar mit steigender Besorgnis auf globale (geo-)politische Unsicherheiten, bleiben aber weiterhin optimistisch und erwarten auch für 2025 ein moderates Wachstum nachhaltiger Geldanlagen.

Die Befragten des Reports machen zudem auf fehlende Standards im Bereich der sozialen Kriterien aufmerksam. Des Weiteren zeigt die Erhebung, dass nachhaltige Geldanlagen in Deutschland und Österreich, trotz der anhaltenden öffentlichen Debatte über die ESG-Kompatibilität von Rüstungsinvestitionen, Investitionen in solche in der großen Mehrheit ausschließen.

Wichtigste Branchenreferenz

Das sind die zentralen Ergebnisse des Marktberichts Nachhaltige Geldanlagen 2025, der vom Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) veröffentlicht wurde. Der Bericht gilt seit 2005 als wichtigste Branchenreferenz für nachhaltigkeitsbezogene ­Investitionen in Deutschland und Österreich. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zuletzt eine Debatte entfacht, ob Rüstungsinvestitionen mit Nachhaltigkeit kompatibel sind.

Die Erhebung des diesjährigen FNG-Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen zeigt hierzu ein eindeutiges Bild aus der Branche: 78% der erfassten nachhaltigen Geldanlagen in Österreich schlossen sämtliche Rüstungsgüter in ihren Investitionen aus. Im Vergleich mit anderen Ausschlüssen ist bemerkenswert, dass in gerade Österreich besonders häufig sämtliche Formen von Rüstungsinvestitionen ausgeschlossen werden. Während die kontroversen Waffen „Streubomben und Anti-Personen-Minen” (89%) und „ABC-Waffen” (88%) Platz eins und zwei belegen, folgt auf Platz drei bereits „sämtliche Waffen”.

Schwerpunkt auf Soziales

Der Schwerpunkt der diesjährigen Befragung zum Marktbericht lag auf dem „S” in ESG (ESG steht für Environmental, Social und Governance, also Umwelt, Soziales und Unternehmensführung; Anm.).

Im Gegensatz zu ökologischen Zielen („E”) fehlt es an vergleichbaren Strukturen für soziale Investitionen. Diese sind jedoch für eine gerechte Transition zu einer nachhaltigen Wirtschaft notwendig. Deswegen wurden die Teilnehmenden nach ihren Herangehensweisen bei der Integration sozialer Aspekte in ihre Investitions- und Geschäftspraktiken befragt.

Feste Definition für „S” fehlt

Der Großteil der Befragten gab dabei an, soziale Kriterien im Investitionsprozess zu berücksichtigen.

Da es jedoch keine feste Definition sozialer Kriterien gibt, können keine miteinander vergleichbaren Auswertungen erfolgen. Einheitliche Messstandards würden hier Abhilfe schaffen. Dementsprechend bemängelten 90% der Befragten die fehlende Definition und Standardisierung von sozialen Kriterien und Messgrößen. Die diesjährige Befragung zum Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen zeigt auch, dass sich die Rahmenbedingung für Nachhaltigkeit am Finanzmarkt verschlechtert haben und sich negativ auf die Stimmung der Finanzmarktakteure niederschlagen.

Geopolitische Unsicherheiten

Sorgen um die Zukunft nachhaltiger Geldanlagen sind für 89% der Befragten in globalen (geo-)politischen Unsicherheiten begründet, wie etwa dem anhaltenden Rechtsruck in westlichen Demokratien.

Für Verunsicherung sorgen jedoch nicht nur Wahlen, bei denen Klimaschutz und Sustainable Finance kaum eine Rolle spielen, sondern auch Debatten um den Abbau von Berichtspflichten, wie etwa im Rahmen der „Omnibus”-Initiative der EU-Kommission.
Es wird zudem befürchtet, dass geopolitische Spannungen ESG-Kriterien zunehmend überlagern beziehungsweise verwässern, indem etwa Rüstungsunternehmen Einzug in nachhaltige Finanzprodukte halten.

Optimismus für 2025

Trotz der vielen Herausforderungen bleiben 47% der Befragten jedoch optimistisch und erwarten für 2025 ein moderates Wachstum nachhaltiger Geldanlagen von bis zu zehn Prozent. Der Anteil derjenigen, die hingegen von einer Stagnation ausgehen, ist deutlich auf 37% gestiegen, 2024 waren dies nur 16%. Dies ist ein klares Warnsignal und ein Appell an die Politik, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Ziele des EU-Green-Deals nicht aus dem Blick zu verlieren. Dieser wurde 2019 von der EU vorgestellt, um bis 2050 keine Netto-Treibhausgase mehr auszustoßen.

Starker Wille der Branche

Marian Klemm, Vorstandsvorsitzender des FNG, sagt: „Die wachsende Besorgnis über geopolitische Unsicherheiten und ein Rechtsruck in westlichen Demokratien zeigt, wie eng die Entwicklung nachhaltiger Finanzen mit dem gesamtgesellschaftlichen Kontext verknüpft ist. Es ist entscheidend, dass die Politik stabile Rahmenbedingungen schafft, um die Ziele des Green-Deal nicht zu gefährden und das Vertrauen in nachhaltige Investments zu stärken. Wir sehen jedoch auch einen starken Willen der Branche, innovative Lösungen zu finden und soziale Aspekte stärker in den Fokus zu rücken.”

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