••• Von Helga Krémer
WIEN. Als alternative Anlageform für private Haushalte standen, laut OeNB, Investmentfondsanteile in den letzten Jahren verstärkt im Fokus. Nachdem bereits in den Jahren zuvor zumindest 3 Mrd. € netto in Investmentzertifikate flossen, haben private Haushalte auch 2017 wieder vermehrt in Investmentfonds investiert, genauer mit netto 3,7 Mrd. €. Auffallend an den OeNB-Zahlen für 2017: Von den 3,7 Mrd. € wurden 2,4 Mrd. € in ausländische Investmentfondsanteile angelegt.
Darüber und über die Fondsindustrie im Allgemeinen sprach medianet mit dem Generalsekretär der Vereinigung ausländischer Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ), Berndt May.
medianet: Wie erging es der Fondsindustrie 2017?
Berndt May: 2017 war ein außergewöhnlich gutes Jahr für die Fondsindustrie mit Rekord Net Sales in Europa von 949 Mrd. Euro (Investmentfonds, hier: UCITS-Fonds und Alternativer Investmentfonds, Anm.). Das bisherige Rekordjahr war 2015 mit 756 Mrd. Euro – zum Vergleich: Die Net Sales 2016 lagen bei 461 Mrd. Euro.
medianet: Und bezogen auf das verwaltete Vermögen?
May: Die gesamten AUMs (Assets Under Management, deutsch: verwaltete Vermögen, Anm.) der europäischen Fondsindustrie betragen zum Jahresende den Rekordwert von 15,6 Bio. Euro. Auch weltweit war es ein gutes Jahr mit AUMs von 44,30 Bio. Euro, ebenfalls ein neuer Rekordstand. 2017 haben sowohl die netto Fondsabsätze als auch die steigenden Aktienkurse zu diesen Rekordergebnissen geführt.
medianet: Wie könnte man die Fondslandschaft in Österreich beschreiben?
May: Auch in Österreich gab es Zuwächse und mit 184 Mrd. Euro einen neuen Höchststand. Das Fondswachstum war international aber höher. Die am stärksten wachsende Fondskategorie in Österreich waren die gemischten Fonds. Aktienfonds konnten 2017 in Österreich zulegen, bei Anleihenfonds gab es Abflüsse. Die aktivste Investorengruppe in Österreich waren die Institutionellen Investoren; die Zuflüsse in Publikumsfonds waren deutlich geringer.
medianet: Wie sind Ihre Aussichten für 2018?
May: Für 2018 sind die wirtschaftlichen Aussichten durchaus positiv. Das Wirtschaftswachstum ist stabil und positiv, die Unternehmen verdienen gut und beides zusammen schafft ein positives Investmentumfeld. Die politischen Unsicherheiten, wie Nordkorea, Handelskrieg, Trump-Twitternachrichten, Brexit, drücken aber zeitweise auf die Stimmung der Investoren und sorgen immer wieder für ‚spontane' Kursrückgänge, die aber rasch wieder von Investoren zum Einsteigen genützt werden.
medianet: Was braucht es für eine erfolgreiche Fondsindustrie?
May: Für die Fondsindustrie ist es nicht wichtig, ob mehr in- oder ausländische Investmentfonds gekauft werden; viel wichtiger ist das positive wirtschaftliche Umfeld und die politische Bereitschaft, den Vorsorgegedanken für die Bevölkerung zu unterstützen. Da sehen wir immer noch wenig Bereitschaft und Aktivität von politischer Seite. Gerade der breit gestreute Investmentfonds ist das perfekte Vorsorgeinstrument.