Frauen sind beim Sparen deutlich im Nachteil
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FINANCENET Redaktion 04.10.2024

Frauen sind beim Sparen deutlich im Nachteil

Die bank99 Sparstudie zeigt, warum Frauen in Österreich viel weniger zur Seite legen können als Männer.

••• Von Reinhard Krémer

Sparen hat in Österreich einen hohen Stellenwert. So ist laut einer von marketmind im Auftrag der bank99 durchgeführten repräsentativen Befragung unter 1.000 Personen sechs von zehn Österreichern das Sparen grundsätzlich wichtig. Die meisten Befragten sparen monatlich und legen dabei im Durchschnitt 225 € zur Seite – Wiener liegen mit 214 € monatlich im Bundesländervergleich im Mittelfeld. Die höchsten Beträge sparen Männer (284 € vs. 166 € bei Frauen), Jüngere (Gen Z: 284 € vs. Babyboomer: 160 €) sowie höher Gebildete (mit Matura: 319 € vs. ohne: 180 €). Welcher Betrag zur Seite gelegt wird, hängt wesentlich vom Einkommen, aber auch vom Geschlecht ab. So ist das Sparen mit einem Haushalt-Nettoeinkommen (HNE) unter 2.000 € (monatliche Sparsumme: 115 €) und für nicht erwerbstätige Personen aufgrund von Pension (132 €), Karenz (85 €) und Arbeitslosigkeit (ca. 60 €) deutlich erschwert. Außerdem sparen Frauen (166 €) um 41% weniger als Männer (284 €).

Was Sparverhalten beeinflusst

Auch die Berufstätigkeit (Teilzeit: 201 € vs. Vollzeit: 304 €) und die Wohnsituation prägen das Sparverhalten der Österreicher. So legen Personen in Paarhaushalten ohne Kinder sowie die­jenigen, die bei ihren Eltern leben, mehr zur Seite als Eltern oder Menschen in Single-Haushalten. Frauen mit einem HNE zwischen 1.000 und 2.000 € können lediglich 101 € monatlich sparen.

Teilzeitbeschäftigte sparen durchschnittlich 165 € (VZ-Beschäftigte: 244 €), im Haushalt tätige Frauen bzw. Frauen in (Bildungs-)Karenz überhaupt nur ca. 60 €.
Patricia Kasandziev, Vorstandsmitglied Markt & Digitalisierung der bank99: „Frauen sind beim Sparen stark benachteiligt, da oft mehrere Faktoren zusammenkommen: weniger Einkommen, mehr Teilzeit, öfter alleinlebend, alleinerziehend, ein deutlich geringeres Finanzwissen.”

Tradition auch beim Sparen

In Österreich sparen die meisten traditionell: 54% über ein Online-Sparkonto, 35% per Sparbuch, 34% auf dem eigenen Girokonto und 38% bevorzugen es, Bargeld zu Hause aufzubewahren. Wenig genutzt werden Assetklassen wie Aktien & Anleihen (28%), Edelmetalle (20%), Fonds und ETFs (zwölf Prozent) oder Immobilien (elf Prozent) – dabei setzen Männer stärker auf solche risikoreicheren Spar- und Anlageformen.

Im Bundesländervergleich sparen die Menschen in Wien deutlich risikobereiter. Hier liegen Aktien, Fonds, Gold und Co. über dem österreichischen Schnitt. Sparbücher und Bausparer sind in der Bundeshauptstadt so wenig gefragt wie in keinem anderen Bundesland. Auf die Gesamtbevölkerung gesehen, besteht noch viel Skepsis: Nahezu die Hälfte aller Befragten schließt ein Investment in Fonds, Aktien und Co. strikt aus (43%).

Wissen macht vermögend

Und das hängt auch mit dem Wissensstand zusammen. So zeigt ein im Zuge der Befragung durchgeführter Wissenstest, dass sieben von zehn Befragten nicht wissen, was passiv gemanagte Fonds bzw. ETFs überhaupt sind – und dreimal so viele Männer wie Frauen bestehen diesen Wissenstest. Beim Wissenstest schneiden die Befragten aus Wien am besten ab.

Wofür bei uns gespart wird …

Eine finanzielle Reserve für Notfälle (46%), das Erfüllen größerer Wünsche (43%), die Altersvorsorge (38%), der Aufbau von finanziellen Rücklagen (37%) sowie die Vorsorge für unsichere Zeiten (35%) sind die wichtigsten Sparmotive der Österreicher – in Wien ist der Wunsch nach Vorsorge fürs Alter (42%) und unsichere Zeiten (42%) deutlicher ausgeprägt.

Eine berufliche Auszeit ist hingegen nur für vier Prozent wichtig. Bei Männern ist ein Drittel (32%) daran interessiert, sich langfristig ein Vermögen aufzubauen (Frauen nur 18%). Sechs von zehn Befragten sehen Sparen als essenziell für die Absicherung in der Pension an – bei den Millennials sind es sogar sieben von zehn.

… und was es erschwert

Und dennoch, die steigenden Kosten im Alltag (52%) sind aktuell die größte Barriere, Geld zur Seite zu legen. Das betrifft insbesondere Frauen, da sie tendenziell weniger Einkommen haben.

Auch unerwartete Ausgaben wie Reparaturen oder die finanzielle Unterstützung von Familienmitgliedern (49%) und die Inflation (48%) hindern am Sparen. In Wien sieht die Reihung anders aus: Die finanzielle Unterstützung liegt auf dem ersten Platz (51%), danach folgen Inflation (48%) und alltägliche, hohe Kosten (47%).
Die Mehrheit beschäftigt sich einige Male jährlich mit dem Thema Sparen (59%), zehn Prozent davon überhaupt nie.
Nur vier von zehn Österreichern geben an, sich monatlich zu informieren – bei den Wienern sogar jede zweite Person.
Im Durchschnitt beginnen die Österreicher sich mit 20 Jahren mit dem Thema Sparen auseinanderzusetzen, dabei beginnt die Gen Z (ca. 17 Jahre) deutlich früher, als es ältere Generationen (ca. 25–30 Jahre) zu ihrer Zeit getan haben.
Die Studie zeigt auch, dass der Wissensstand wesentlich mit erfolgreichem Sparen zusammenhängt. So liegt die Sparrate jener, die sich monatlich schlau machen bei durchschnittlich 332 €. Auf deutlich weniger als die Hälfte (151 €) kommen all jene, die sich seltener informieren.

Woher Informationen kommen

Gefragt nach den Quellen, um sich rund ums Sparen zu informieren, nennen die meisten Befragten die Betreuung in der Bank (zwei Prozent), gefolgt vom Austausch mit Freunden und der Familie (14%) sowie Online-Vergleichsportale (elf Prozent) – letztere sind die beliebteste Quelle der Wiener (18%), erst dann folgen das persönliche Umfeld (14%) und Banken (zwölf Prozent). Wenn es um die Auswahl der Bank geht, entscheiden sich die Österreicher, nach attraktiven Konditionen (28%), vor allem für die nächstgelegene Bank (24%). Männer bevorzugen Online-Recherchen, Frauen persönliche Beratung und Empfehlungen. Unter 30-Jährige informieren sich besonders häufig über Social Media (zwölf Prozent).

Bücher oder Bildungseinrichtungen spielen kaum eine Rolle, dabei wünschen sich sieben von zehn mehr Finanzbildung in Schulen.

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