Fundamentalstärke
© Thomas Entzeroth
Christian Fischer, I-CV-Partner: „Nicht für alle Banken Licht am Ende des Tunnels”.
FINANCENET Helga Krémer 24.06.2016

Fundamentalstärke

… oder Schwäche? Die Schweizer I-CV „lud” zum Bankenstresstest und evaluierte die fundamentale Stärke jedes einzelnen Instituts.

••• Von Helga Krémer

ZÜRICH. Bankenstudie, die zweite, diesmal inklusive Stresstest: Das unabhängige Schweizer Bonitätsinstitut Independent Credit View AG (I-CV) unterzog in ihrer elften Bankenstudie 34 europäische Institute aus elf Staaten einer umfassenden Analyse (aus Österreich: Erste Group, Raiffeisen Bank International, Anm.). So habe sich die Kreditwürdigkeit europäischer Großbanken laut der Studie generell leicht verbessert, allerdings sei es eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau.

Österreich nach wie vor hinten

Auch würden tiefe Zinsen und die Zurückhaltung von Kunden in der Vermögensverwaltung und im Kapitalmarktgeschäft die Ergebnisse, den Kapitalaufbau und den Unternehmenswert der Banken belasten. „Schweizer Institute bleiben solide bewertet, während sich in Deutschland ein heterogenes Bild zeigt, und die österreichische Raiffeisen Bank International sowie Erste Group unverändert weit hinten in der Rangliste zu finden sind”, sagt Christian Fischer, Partner von I-CV und Mitautor der Studie.

Nord-Süd-Gefälle mit Ausnahme

Bezüglich zusätzlichen Kapitalbedarfs bei Eintritt eines Stressszenarios sieht der Experte einen gespaltenen europäischen Bankenmarkt: In der Schweiz und in Nordeuropa gibt es einen geringen zusätzlichen Kapitalbedarf; dagegen wäre in Südeuropa, in Österreich und zum Teil auch in Frankreich ein enormer Kapitalbedarf vorhanden. In Südeuropa würde der Kapitalbedarf 129% der aktuellen Marktkapitalisierung betragen, in Österreich immerhin noch 99%. Der Stresstest der Studie zeige, dass höhere Kapitalanforderungen die strukturellen Probleme einzelner Banken (-systeme) nicht lösen, sondern unter Umständen das Risiko für ihre Gläubiger erhöhe, Stichwort Bail-in.

Anlagetipp? „Generell empfehlen wir, die Duration von Anlagen in Anleihen europäischer Banken kurz zu halten beziehungsweise zu verkürzen”, rät Fischer.

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