„Glas ist halbvoll”
© Erste Bank/Daniel Hinterramskogler
Top in EuropaWilli Cernko: Österreichische Banken geben gestiegene Zinsen an Sparer weiter – sind im Europa-­Vergleich unter den Top 3.
FINANCENET Redaktion 25.08.2023

„Glas ist halbvoll”

Erste Group Bank-CEO Willi Cernko über die aktuell ventilierten Zinsdebatten und neue Steuern.

WIEN. Der Chef der Erste Group Bank, Willi Cernko, hat sich als Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung in der WKO zur politischen Diskussion über Österreichs Banken, die von Zinsdebatten bis hin zu neuen Steuern reichen, geäußert.

„Alle, die mich kennen wissen, dass ich der ‚Das Glas ist halbvoll'-Typ bin. Dennoch ist es offensichtlich, dass die anhaltende Teuerung in vielen Bereichen für Private und Unternehmen eine große Herausforderung darstellt”, so Cernko, der auch CEO der Erste Group ist. Umso wichtiger sei, dass man politische Debatten besonnen und faktenorientiert führe und den Wirtschaftsstandort Österreich und seinen stabilen und starken Bankensektor nicht mit kurzfristigen, populistischen Maßnahmen schwächt: „Die EZB fordert seit Jahren, dass Europas Banken profitabler werden müssen und Eigenkapital aufbauen, damit sie für Krisen bestens gerüstet sind.”

Ohne Vertrauen geht nix

Das Vertrauen in ein Bankensystem sei maßgeblich, um die wirtschaftliche Stabilität aufrechtzuerhalten. Es brauche neben der Möglichkeit allfällige Krisen abzufangen auch enorme Mittel um die grüne Wende zu finanzieren: „Alleine in Österreich haben wir bis 2030 einen zusätzlichen Investitionsbedarf von rund 145 Mrd. Euro, wenn wir klimaneutral werden wollen. Dazu braucht es starke Banken, einen funktionierenden Kapitalmarkt und – wohl am Allerwichtigsten – Vertrauen. Dass Vertrauen sehr leicht verspielt werden kann, haben wir erst unlängst in Italien gesehen. Willkürliche und kurzfristig gedachte Maßnahmen, die den Bankensektor massiv schwächen, schaden dem Investitionsklima und dem Wirtschaftsstandort.”

Lösung in Sicht?

Die Banken greifen Kreditnehmenden, die wegen des steigenden Zinsdrucks in Not geraten, mit einem Verzicht auf Mahnspesen und Verzugszinsen unter die Arme, verkündete Cernko am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). Außerdem berät man über einen Hilfstopf im zwei- oder dreistelligen Millionenbereich. In Einzelfällen seien zudem Stundungen oder eine Verlängerung der Kreditlaufzeit denkbar. Für Sparzinsen wird es ein Transparenzportal geben. (rk)

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