Inflation über Höhepunkt – Personalmangel drückt
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FINANCENET Redaktion 05.05.2023

Inflation über Höhepunkt – Personalmangel drückt

Der ökonomische Ausblick des Bankenverbandes: Unsicherheiten fordern heimische Wirtschaft weiter.

••• Von Reinhard Krémer

Der Verband österreichischer Banken und Bankiers präsentierte in einer hochkarätigen Expertenrunde die Aussichten für die Wirtschaft für die nächsten Monate.

„Der Höhepunkt liegt hinter uns”, sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank AG, zur aktuellen Inflationsentwicklung.
Krämer betont, dass dies ein „vorübergehender Rückgang” sei. „Wir sehen, dass die Preise für Konsumgüter in Deutschland bereits langsamer steigen. Gleichzeitig beobachten wir eine Kostenwelle, die von den Löhnen angetrieben wird, die die Inflation beeinflusst.”

Inflation auf dem Rückzug …

Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Aus-tria, zeichnet für Österreich ein ähnliches Bild.

Er rechnet mit einem Rückgang der Inflation auf unter fünf Prozent im Jahresverlauf. „Im Jahresdurchschnitt dürfte die Inflation in Österreich bei 6,5 Prozent liegen. 2022 lag sie bei 8,6 Prozent und für 2024 erwarten wir drei Prozent Inflation”, so Bruckbauer.
„Die Inflation ist neben der Zinsentwicklung, den Energiepreisen und der geopolitischen Lage eines der Kernthemen für die heimische Wirtschaft und unsere Unternehmen”, sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands.

… die Zinserhöhungen auch

Commerzbank-Volkswirt Krämer weist in seiner Analyse darauf hin, dass es „keinen Zinserhöhungszyklus ohne Rezession gibt” und unterstreicht: „Das Ende des Zinserhöhungsprozesses ist in Sicht.” Für Krämer sind die Finanzmärkte im Jahr 2023 nicht abzuschreiben. Er erwartet einen Rendite-Rückgang im zweiten Halbjahr, bei Unternehmensanleihen engere Spreads und sieht im Euro-US-Dollar-Kurs ein „begrenztes Aufwärtspotenzial”.

Die Rücksetzer interpretiert er als „Chance des DAX”. Zwei interessante Faktoren für die deutsche Wirtschaft sind eine starke Erholung des Geschäftsklimas und die Beurteilung des Auftragsstands der deutschen Unternehmen: „Die deutschen Manager sagen, dass ihre Auftragsbücher ‚nicht mehr zu voll' sind.”

Stärkerer Arbeitskräftemangel

Eine „Entspannung bei der Angebotsseite” sieht UniCredit Bank Austria-Ökonom Bruckbauer. „Der Materialmangel nimmt als produktionshemmender Faktor ab. Parallel dazu wird der Arbeitskräftemangel stärker”, so Bruckbauer.

„Seit Jänner haben sich die Erwartungen der Industrie in Österreich deutlich verbessert. Gleichzeitig hat sich auch die Konsumentenstimmung, die im Herbst noch besonders negativ war, in den letzten Monaten merklich verbessert. Für 2023 erwarten wir einen realen Rückgang des privaten Konsums um ein Prozent. 2022 hatten wir ein Plus von 4,2 Prozent, für 2024 sehen wir eine leichte Entspannung mit einem Plus von 1,2 Prozent”, so Bruckbauer.
Die Sparquote hat sich bereits im vergangenen Jahr auf 8,8 Prozent fast normalisiert. Heuer ist sie mit 9,3 Prozent leicht über dem Niveau von vor der Pandemie.

Herausforderung Zinsanstieg

„Wir können im historischen Vergleich von einem Rekordanstieg der Leitzinsen in Österreich sprechen. Dieser führt zu einer deutlichen Reduktion der Kreditnachfrage für Wohnbau und Firmen. Immobilienkreditzinsen sind von einem Prozent auf über drei Prozent gestiegen. Das Neugeschäft sinkt von über zwei Milliarden pro Monat auf unter eine Milliarde Euro pro Monat”, sagt der Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria.

„Eine Vielzahl von Faktoren bestimmt die aktuelle und künftige Entwicklung. Einige davon sind schwer zu prognostizieren und schaffen so Unsicherheiten, die nicht nur negative, sondern vor allem auch positive Überraschungen bringen können”, so Resch.

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