••• Von Reinhard Krémer
Es war eine Rosskur, die schier kein Ende nehmen wollte: Kaum war die Wirtschaft vom Coronavirus genesen, schlug ihr Vladimir, der Kleine mit dem Größenwahn, mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine voll in den Magen. Doch: Auch nach zwei Jahren Leid und Chaos funktioniert unsere Wirtschaft noch immer.
Der Wahnsinn hat auch hier massiv Opfer gefordert: Im ersten Quartal sind 1.091 Firmeninsolvenzen angemeldet worden. Dabei handelt es sich um den höchsten Wert seit 15 Jahren, wie der Allgemeine Kreditorenverband (AKV Europa) berichtete. Und die Gläubigerschützer gehen davon aus, dass es heuer mehr als 4.000 Insolvenzen und inklusive der Insolvenzabweisungen mangels Masse mehr als 7.000 Insolvenzverfahren geben wird.
Positive Überraschungen …
Doch inzwischen verdichten sich die Anzeichen, dass es bald wieder kräftig aufwärts gehen wird: „Die Konjunkturdaten haben uns in den letzten Wochen positiv überrascht – das trifft sowohl auf die Eurozone als auch auf die USA zu. Es zeichnet sich eine wirtschaftliche Erholung ab, das Thema Rezession hat sich verflüchtigt. Damit haben wir zu Jahresbeginn eigentlich nicht gerechnet”, sagt Nils Kottke, Vorstandsmitglied im Salzburger Bankhaus Spängler.
… und gute Nachrichten …
Das globale Geschäftsklima hat sich laut dem aktuellen Global Business Optimism Insight Report von Dun & Bradstreet (D&B) für das 2. Quartal 2024 aufgehellt. Der D&B Global Business Optimism Insight Index stieg um fünf Prozent auf 60,2 Punkte, nach 57,1 Punkten im Vorquartal. Unternehmen schätzen das makroökonomische Umfeld entsprechend optimistischer ein, insbesondere, was die Inflation betrifft. Weltweit verbesserte sich die Stimmung insbesondere in der Industrie, so die Experten.
… auch an der Zinsfront
Zentraler Treiber ist das Ende der geldpolitischen Straffung durch die Zentralbanken der Industrieländer. Erstmals seit 2023 schätzen Unternehmen zudem ihre Inputkosten optimistisch ein, was die Produktion begünstigt und die Stimmung in der Fertigungsindustrie deutlich aufhellt.
Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, zeichnet für Österreich ein rosiges Bild: „Die schwache Konjunktur hat sich zu Jahresbeginn in Österreich nur wenig verbessert.” Gründe dafür sind laut Bruckbauer „der Realeinkommensschock, der Preisanstieg bei Investitionsgütern, die restriktive Geldpolitik und die allgemeine Unsicherheit”. Bruckbauer prognostiziert für 2024 ein BIP-Wachstum von 0,3% in Österreich und für 2025 eines von 1,5%.
Österreicher sind fleißig
Der Ökonom sieht dennoch „keinen Grund für extremen Pessimismus in Österreich, da die Österreicher das neunthöchste BIP pro Kopf und Arbeitsstunde erzielen”.
Die UniCredit prognostiziert für die EU-CEE ein Wirtschaftswachstum von rund 2,6% im Jahr 2024 und drei Prozent im Jahr 2025, wobei das Wachstum in den westlichen Balkanländern geringfügig höher ausfällt. „Der private Konsum dürfte die Wachstumsbelebung anführen, unterstützt durch ein schnelleres Reallohnwachstum, eine steigende Kreditaufnahme und staatliche Transfers”, analysiert Dan Bucsa, Chief CEE Economist der UniCredit.
Große Länder wie Deutschland, Frankreich und Spanien haben einen Anstieg der industriellen Aktivität im Februar gemeldet. „Wir erwarten daher, dass die Industrieproduktionsdaten der Eurozone im Februar eine ähnlich positive Entwicklung zeigen werden. Die Verbesserung der industriellen Aktivität in Europa spiegelt ein sich allmählich aufhellendes Bild der globalen Industrie wider”, melden die Experten des Erste Group Research.
Der Finanzsektor ist stark
Der Nettogewinn der europäischen Top-Banken erreichte 2023 mit fast 100 Mrd. € den mit Abstand höchsten Wert der vergangenen zehn Jahre; er übertraf den Vorjahreswert um immerhin 29%, meldet das Beratungsunternehmen EY.
Und es sprudelten auch bei heimischen Banken und Versicherungen, angefeuert durch die Leitzinsanhebungen der Europäischen Zentralbank EZB, die Erträge.