Kein gutes Jahr für Family Offices
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Basisfakten Die Studie basiert auf einer eigenen Datenbank mit 6.530 Family Offices weltweit. Untersucht wurden Investitionen in Start-ups durch Family Offices im Zeitraum von Januar 2012 und Dezember 2022
FINANCENET Redaktion 23.06.2023

Kein gutes Jahr für Family Offices

Gesamtwert der Family Office-Investitionen fiel 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 45%, Deals minus 22%.

WIEN. Nach dem Rekordjahr 2021 sind die von Family Offices getätigten Investitionen in Start-ups im Jahr 2022 weltweit schlagartig gesunken. Der Gesamtwert fiel um knapp 45% auf 161,7 Mrd. US-Dollar (2021: 295,1 Mrd. US-Dollar).

Die Anzahl der Investments sank um 22% auf 4.736 (2021: 6.092). Grund für den ersten Rückgang seit elf Jahren ist eine risikoaverse Investment-Strategie in Hinblick auf die unsichere Wirtschaftslage. So die Ergebnisse der aktuellen „Family Office Deals”-Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC und Family Capital.
Die Studie basiert auf einer Analyse von weltweit 6.530 Family Offices und gibt Einblick in die diskrete Welt der Vermögensverwaltung von Eigentümerfamilien. „Aufgrund der jüngsten geopolitischen Turbulenzen ist die Höhe der Schecks, die an Start-ups übergeben wurden, gesunken. Stattdessen haben Family Offices ihren Fokus auf mittelgroße Deals gelegt und sich oft mit anderen Investoren zu Club Deals zusammengeschlossen”, erklärt Georg Erdélyi, Partner bei PwC Österreich. „Trotz des Rückgangs haben sich Family Offices zu einer wichtigen Investorengruppe für Start-ups etabliert. Fast ein Drittel des weltweit investierten Startkapitals stammte 2022 von Family Offices.”

Branchen und Länder

Besonders beliebt bei Family Office-Investments waren im vergangenen Jahr Start-ups in den Bereichen Software as a Service („SaaS”) sowie Tech, Medien und Telekommunikation („TMT”). Lösungen für Finanztechnologie („FinTechs”) standen an dritter Stelle.

Gemessen an der Anzahl der Deals zählen 2022 vor allem die USA, Indien, Großbritannien, Deutschland und Frankreich zu den wichtigsten Zielmärkten. Das mit Abstand meiste Kapital ging an Start-ups mit Sitz in den USA.

Langzeit-Trends

In den vergangenen Jahren erfreuten sich vor allem Club Deals, bei denen sich Family Offices mit anderen Investoren zusammenschließen, wachsender Beliebtheit. 2021 machten sie 92 Prozent der Investitionen aus, 2022 fielen sie leicht auf 89 Prozent zurück.

Bis 2018 investierten Family Offices überwiegend in Early-Stage-Start-ups. Ab 2018 konzentrierten sie sich jedoch hauptsächlich auf Later-Stage-Start-ups. Dies deutet darauf hin, dass Family Offices risiko­averser geworden sind und eine Vorliebe für zuverlässigere und etabliertere Geschäftsmodelle zeigen.

Wie’s bei uns aussieht

Österreichische Family Offices hingegen kontern den globalen Trend und investierten 2022 mehr als doppelt so viel Kapital in Start-ups als im Vorjahr. Während sie 2021 elf Investitionen im Gesamtwert von 64 Millionen tätigten, stieg 2022 die In­vestitionssumme im Rahmen von 16 Deals auf 145 Mio. Dollar an.

„In Österreich ist die geringe Anzahl der Family Office Transaktionen 2022 entsprechend des Trends der letzten Jahre weiterhin gewachsen. Zu den stärksten Industrien für heimische Family Office Transaktionen zählten 2022 Software as a Service gemeinsam mit Mobile, AI, FinTech und TMT”, so PwC-Experte Erdélyi. (rk)

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