Klein- und Mittelbetriebe bleiben zuversichtlich
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FINANCENET Redaktion 30.09.2022

Klein- und Mittelbetriebe bleiben zuversichtlich

Erste Bank-Studie zeigt: Heimische Unternehmen sind resilient und reaktionsschnell – Eigenkapital gestärkt.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Das Dauerfeuer der Krisen ist bislang an der Stimmung der heimischen Betriebe abgeprallt. Trotz Betroffenheit von Pandemie und Ukrainekrieg blicken die österreichischen KMU optimistisch in die nahe Zukunft.

Das zeigt eine repräsentative IMAS-Studie im Auftrag von Erste Bank und Sparkassen. Insgesamt wurden 900 KMU in Österreich befragt.
Herausforderungen und Schwierigkeiten, die teilweise auch durch Nachhol­effekte der Pandemie verursacht werden, sehen die heimischen KMU vor allem in steigenden Energiepreisen (91%), Lieferschwierigkeiten beziehungsweise Lieferkettenproblemen (73%) und Arbeitskräftemangel (62%). Das Wegbrechen der Absatzmärkte in Russland und Ukraine betrifft mit 19% dagegen vergleichsweise wenige Unternehmen.
Ungeachtet der Probleme erwarten 74% in den nächsten zwei bis drei Jahren eine positive Entwicklung für ihr Unternehmen.

Eigenkapital macht stark

Dieser Optimismus stützt sich auch durch deutlich bessere Rücklagen: 38% der KMU konnten ihr Eigenkapital in den letzten ein bis zwei Jahren erhöhen.

„Natürlich gehen Pandemie und Krieg nicht spurlos an den heimischen KMU vorüber. Energiekrise, Lieferkettenschwierigkeiten und Arbeitskräftemangel stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Aber unterschätzen wir die heimischen Unternehmen nicht. Wir sehen, dass Österreichs Betriebe sehr resilient und reaktionsschnell sind. Sie stellen sich den aktuellen Problemstellungen, agieren rasch und sehen ihrer Zukunft zuversichtlich gestimmt entgegen”, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich.

Bei der Stimmungslage gibt es übrigens geografischen Unterschiede: Tirol (83%), Wien (82%), Vorarlberg (81%) und Salzburg (77%) sind besonders optimistisch, im Gegensatz dazu blicken Niederösterreich (68%), Steiermark (67%) und Kärnten (65%) am wenigsten optimistisch in die nächsten zwei bis drei ­Jahre.

Wachsendes Kreditvolumen

Die ungebrochene Zuversicht zeigt sich auch im wachsenden Volumen neuer Kredite von Erste Bank und Sparkassen. Im Jahresvergleich stieg das Kreditneuvolumen zum Ende August um 9,4% auf circa 1,86 Mrd. € seit Jahresbeginn.

Die generell hohe Bedeutung des grünen Wandels für die Unternehmen ist seit 2020 unverändert: Nach wie vor geben 82% an, dass ihnen Nachhaltigkeit „wichtig” oder „sehr wichtig” sei.
Gestiegen ist im Vergleich zu 2020 aber der Stellenwert: 41% sagen, es sei ihnen „sehr wichtig” (2020: 33%), auf die Ökologisierung ihrer Produkte und ihres Betriebs zu achten.

Firmen setzen auf „grün”

Die Mehrheit der KMU hat mit dem Umstieg auf alternative Energieformen bereits begonnen (39%) oder hat diesen schon abgeschlossen (23%).

Auch in anderen Unternehmensbereichen wird etwas getan, etwa bei Beschaffung und Einkauf (40% begonnen/19% abgeschlossen), in der Produktion (39%/15%) oder bei der Umstellung des eigenen Fuhrparks (36%/15%). 81% der KMU messen der Digitalisierung hohe Bedeutung für ihren Betrieb bei. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 68%. Wichtigster Treiber für diese Entwicklung war laut 63% der Befragten die Pandemie.

Digital wirkt phänomenal

Dabei ist die Digitalisierung in den verschiedensten Unternehmensbereichen angekommen: in der Buchhaltung (85%), der Kommunikation sowohl außerhalb (85%) als auch innerhalb (73%) des Unternehmens, in der Beschaffung und im Einkauf (72%); in der Werbung (70%) und im Vertrieb (64%) sind digitale Lösungen ebenfalls nicht mehr wegzudenken.

„Die Studienergebnisse bestätigen, was uns unsere Kunden in vielen Gesprächen sagen: Die heimischen Unternehmen haben Vertrauen in ihre Zukunft”, sagt Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich.
Vor allem die Ökologisierung und Digitalisierung bieten den Betrieben große Chancen und tragen ganz wesentlich zur Zuversicht bei, so Unterdorfer. „Diese Potenziale gilt es zu nutzen.”
Nach dem persönlichen Stellenwert von möglichen Zusatzfeatures für ihr digitales Banking gefragt, geben Österreichs KMU an, dass sie sich insbesondere Möglichkeiten zur Verwaltung von Verbindlichkeiten und Forderungen (42%), Informationen zum eigenen Firmen-Rating bzw. der eigenen Bonität (41%) und Liquiditätsplanung sowie Cashflow-Prognosen (39%) wünschen.
Interessant ist für viele KMU auch der Vergleich mit anderen: Sowohl Benchmarking mit Unternehmen derselben Branche anhand wichtiger Finanzkennzahlen (32%) als auch Best Practices (31%) stoßen hier auf großes Interesse.

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