M&A – das große globale Fressen
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2021 wurde mit einer Rekordsumme von 2,3 Billionen USD an „Liquiditätsreserven” bei Private Equity beendet (+14% im Vergleich zu Jahresbeginn).
FINANCENET Redaktion 18.02.2022

M&A – das große globale Fressen

Die Unternehmenstransaktionen erreichten global einen neuen Höchststand; die Party ist noch nicht vorbei.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN / MÜNCHEN / ZÜRICH. 2021 war mit Abstand ein Rekordjahr für M&A, sowohl was die Anzahl als auch den Wert der Transaktionen betrifft.

Im Jahr 2021 wurden, so der Global M&A Industry Trends 2022 von PwC, weltweit mehr als 62.000 Transaktionsabschlüsse bekannt gegeben, was einen beispiellosen Anstieg um 24% gegenüber 2020 darstellt.

Neues Allzeithoch erreicht

Der Wert der öffentlich bekannt gegebenen Transaktionen erreichte mit 5,1 Billionen USD – darunter 130 Megadeals mit einem Wert von fünf Mrd. USD oder mehr – ein Allzeithoch, das um 57% höher ist als im Jahr 2020 und den bisherigen Rekord von 4,2 Billionen USD aus dem Jahr 2007 übertrifft. Der PwC-Report prognostiziert nach dem Rekordjahr 2021 ein weiteres Superjahr für Mergers & Acquisitions (M&A). In Österreich spielen SPACs (Special Purpose Acquisition Companies; Anm.) noch keine Rolle, und auch die Private Equity (PE) ist im internationalen Vergleich deutlich geringer, auch aufgrund der in Österreich vergleichsweise wenig ausgeprägten PE-Szene.

Österreich-Markt erholt sich

Das schlägt sich auch in der Marktentwicklung nieder. Nach einem coronabedingt sehr schwachen Jahr 2020 hat sich der Markt im letzten Jahr deutlich erholt. Die Anzahl der Transaktionen kann aber an die international beobachteten Rekordhöhen (noch) nicht anschließen.

„Bei den zustandegekommenen Transaktionen konnten wir dafür sehr hohe Preise beobachten”, sagt Gregor Zach, PwC Österreich. „Generell haben viele PEs angesichts der hohen Nachfrage bei einem limitierten Angebot an verkaufsbereiten Unternehmen ihr Bewertungsniveau nach oben angepasst. Vor diesem Hintergrund gehen wir auch in Österreich 2022 von einem sehr guten M&A-Umfeld aus, getrieben durch Transaktionen von Großunternehmen, aber auch KMU sowie internationalen PEs, die aktiv den österreichischen Markt für Akquisitionsmöglichkeiten beobachten.”

„Geschäft hat sich verändert”

„Das M&A-Geschäft hat sich in den vergangenen 20 Jahren rasant verändert”, sagt Bain-M&A-Experte Tobias Umbeck. „Es gibt mehr potenzielle Käufer und entsprechend auch mehr Wettbewerb. Und das treibt die Preise.”

Das durchschnittliche EBITDA-Multiple stieg 2021 weltweit auf 15,4, im Jahr 2019 hatte sich diese Kennzahl noch auf 13 belaufen. Bei M&A-Transaktionen im Technologiesektor liegt sie mittlerweile sogar bei 25. Auch für die Bain-Experten gibt es bislang keine Anzeichen, dass die Rallye in absehbarer Zeit enden wird.

Übernahmen als Strategie …

So gehen 89% der im Rahmen des Reports befragten 280 M&A-Verantwortlichen davon aus, dass ihr Unternehmen sein Engagement in diesem Jahr beibehält oder sogar ausbaut.

Tatsächlich sind Übernahmen bei den meisten Firmen längst integraler Bestandteil der Strategie. „Für immer mehr Unternehmen sind Zukäufe unverzichtbar, wollen sie mit dem rasanten Wandel in ihrer Branche Schritt halten”, so Umbeck. „Die Pandemie hat das Tempo der Veränderungen noch einmal erhöht; das gilt speziell für das Thema Digitalisierung.”

… Avantgarde im Fokus

Käufer sind branchenübergreifend am Erwerb digitaler Vorreiter interessiert. Dabei reicht das Spektrum von Quick-Commerce-Anbietern im Handel bis hin zu „Buy now, pay later”-Spezialisten im Finanzwesen. Im Technologiesektor.kaufen die großen Player zum Teil bis zu 30 kleinere Firmen pro Jahr – und haben die große Herausforderung zu meistern, die bestehenden Teams nach der jeweiligen Übernahme an Bord zu halten.

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