Wien. Einen Kredit zu bekommen, war während der Krise alles andere als ein Kinderspiel. Besonders bei Unternehmen machten Banken gern ihr Börsel zu. Auch wenn es eine Kreditklemme offiziell nicht gibt, klagen doch immer mehr Unternehmer über einen deutlich erschwerten Zugang zu frischem Geld.
medianet sprach mit dem Geschäftsführer von creditnet.at (vom VKI als österreichischer Immobilienfinanzierungs-Bestbieter bestätigt; Anm.), Wolfgang Maurer, über die aktuelle Situation, laufende Kreditkonditionen und welchen Weg Kreditnehmer für die Zukunft einschlagen sollten, um auf der sicheren Seite zu landen.
medianet: Wie lief die Kreditvergabe in den letzten zwölf Monaten? Sind Banken eher zäh oder freigebig?Wolfgang Maurer: Eine gewisse Freigebigkeit der Banken ist merkbar, besonders im privaten Wohnbau läuft die Finanzierung sehr gut. Auch die gewerbliche Finanzierung ist im letzten Jahr gut gelaufen. medianet: Sind die Kreditvolumina in Ihrem Bereich gestiegen oder gefallen? Kann man Zahlen nennen?Maurer: Die Kreditvolumina im privaten Wohnbau sind leicht gestiegen, laut österreichischer Nationalbank wurden geschätzte 11,5 Milliarden umgesetzt. Die gewerbliche Finanzierung verläuft seitwärts – das genaue Volumen ist leider unbekannt, es dürfte aber nach unseren Beobachtungen weder gefallen noch gestiegen sein.medianet: Welche Art von Finanzierungen ist aktuell besonders gefragt?Maurer: Die beliebteste Finanzierung ist die zweifellos variable, gefolgt vom Fixzins und der variablen Verzinsung mit Zins-Cap – diese bietet eine sehr gute Möglichkeit um die aktuellen niedrigen Zinsen abzusichern. Bauspardarlehen hingegen werden kaum mehr abgeschlossen. medianet: Wie läuft die Kreditvergabe für Unternehmen? Ist hier eine Kreditklemme zu bemerken?Maurer: Bei der Unternehmensfinanzierung ja, uns fehlen aber genaue Werte, weil wir uns nicht mit Unternehmensfinanzierungen beschäftigen, sondern nur mit Immobilienfinanzierungen. Für Unternehmen an Geld zu kommen, ist aber generell schon schwierig. Bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung existiert definitiv keine Kreditklemme.medianet: Gibt es Auffälligkeiten?Maurer: Ja einige. Die größte Auffälligkeit ist, dass Banken explizit in den Kreditverträgen darauf hinweisen, dass Negativzinsen nicht an Kunden weitergegeben werden. Bei gewerblichen Immobilienfinanzierungen zu vereinbarten Margen ist auffällig, dass immer wieder Liquiditätsaufschläge hinzukommen.
Der Durchrechnungszins hingegen sinkt laufend. Das ist jener Zins, den sich der Kunde auch über die gesamte Laufzeit leis-ten können muss – der sinkt also. Wir waren vor zehn Jahren noch bei sechs Prozent – jetzt liegt er nur noch bei drei Prozent. Die Spreads – also der Abstand vom günstigsten zum schlechtesten – werden immer größer. Die günstigste Marge im privaten Wohnbau liegt bei uns bei 0,770 Prozent. Die höchste Marge im privaten Wohnbau bewegt sich bei 1,875 Prozent.
medianet: Ist die Nachfrage nach Euro-Finanzierungen in den letzten Wochen nach der SNB-Entscheidung gestiegen?Maurer: Nein, interessanterweise hat sich da nichts getan. Möglicherweise sind alle, die umsteigen wollten, schon vorher in den Euro gewechselt.medianet: Wie sehen die aktuellen Konditionen/Zinssätze bei Krediten in Euro aus?Maurer: 0,825 Prozent ist die aktuelle Bestkondition bei variabler Verzinsung. Fixzinssätze liegen bei einer Laufzeit von zehn Jahren bei 1,725 Prozent, mit 15jähriger Laufzeit bei 2,025 und für 20 Jahre schließlich bei 2,450 Prozent. medianet: Was ist Ihnen im Zusammenhang mit Krediten und Konditionen noch wichtig?Maurer: Die derzeit günstigste Variante ist eine variable mit einem Cap; hier genießt man den niedrigen Zins, ist aber auf Risiken eines Zinsanstiegs gut abgesichert. Denn es geht jetzt darum, die niedrigen Zinsen unbedingt langfristig abzusichern, um nicht letztendlich von einer Währungsproblematik 2015 in eine Zinsproblematik 2025 zu schlittern. Das ist mein dringender Rat an alle Kreditnehmer.