Noch immer viel Luft nach oben
© EY/Robert Herbst
FINANCENET Redaktion 22.09.2023

Noch immer viel Luft nach oben

Frauenanteil in Vorständen so hoch wie nie zuvor – aber zwei Drittel ohne weibliche Vorstandsmitglieder.

WIEN. Österreichs Vorstände bekommen weibliche Verstärkung, denn die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen (Stichtag 1. August 2023) ist im Vergleich zum Jahresanfang (Stichtag 1. Jänner 2023) gestiegen.

Nur zwei Frauen sind CEOs

Damit agieren in den im Wiener Börse Index notierten heimischen Unternehmen gesamt 20 weibliche Vorstandsmitglieder, die 178 männlichen gegenüberstehen.

Nur zwei Frauen sind aktuell CEOs, die meisten Frauen arbeiten derzeit als CFOs (7) bzw. sind in operativen Funktionen tätig (6), darunter drei COOs. Bei Beginn der Untersuchungen im Juli 2015 lag der Frauenanteil in Vorständen bei 4,1%. In absoluten Zahlen ist die Anzahl an weiblichen Vorstandsmitgliedern innerhalb der letzten sieben Jahre um 13 Personen gestiegen, wie auch jene der Männer.

Damit haben aber noch immer fast zwei Drittel (64%) der Unternehmen keine einzige Frau im Vorstand. Darüber hinaus hat auch kein einziges Unternehmen mehr als eine Frau im Vorstand.

Auch der Frauenanteil in den heimischen Aufsichtsräten verzeichnet erneut ein leichtes Plus und knackt wieder die 30-Prozent-Marke.

Hauchdünner Anstieg

Somit ist in den Aufsichtsräten insgesamt der Anteil der Frauen im Vergleich zum Vorjahr von 29,7% minimal auf 30% gestiegen: In den Aufsichtsgremien sitzen demnach 160 Frauen (3%) und 373 Männer (70%).

Gegenüber Jänner 2023 ist die Zahl der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder um drei angestiegen, die der männlichen Aufsichtsräte im gleichen Zeitraum um ein Mitglied.
Zu diesen Ergebnissen kommt das Mixed Leadership Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür werden halbjährlich die Strukturen von Vorständen und Aufsichtsräten der im Wiener Börse Index (WBI)gelisteten österreichischen Unternehmen analysiert.

Verschenktes Potenzial

„Österreichische Unternehmen, die ihre Vorstände kaum mit Frauen besetzen, verschenken nicht nur Potenzial, sondern auch Vielfalt, erhöhte soziale Performance, Mitarbeiterzufriedenheit sowie Innovation. Es wird Zeit, dass die Wirtschaft Diversität als Chance und als Wettbewerbsvorteil begreift. Aktuell ist in österreichischen börsennotierten Unternehmen nur jedes zehnte Vorstandsmitglied weiblich”, sagt Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward” bei EY Österreich, die Ergebnisse. „Es ist zwar ein Anstieg erkennbar, er ist aber schmerzhaft langsam.” Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist seit dem Beginn der Erhebung 2015 in jedem Jahr kontinuierlich gestiegen.

Die Genderquote greift

Seitdem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Genderquote von 30% in Kraft getreten ist, erhöhte sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien der österreichischen WBI-notierten Unternehmen deutlich und kontinuierlich von 18,8% (Stichtag: Dezember 2017) auf aktuell 30%.

Von den derzeit 533 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten österreichischen Unternehmen sind 160 Frauen. In 50 der 56 untersuchten Unternehmen gibt es aktuell mindestens eine Frau im Aufsichtsrat. 38 Unternehmen beschäftigen zwei.

Umstritten, aber wirksam

„Seit der Implementierung der Quotenregelung hat sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien signifikant erhöht, selbst wenn sie eine umstrittene Maßnahme darstellt. Die Quote hat dazu beigetragen, die Themen Diversität und Gleichstellung verstärkt in den Fokus der Unternehmens-Agenda zu rücken. Die Zahlen zeigen, dass die Quote deutlich Wirkung zeigt”, sagt Pelzmann. (rk)

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