Obamacare: „Hier, um zu bleiben”
© APA/EPA/Shawn Thew
Obamacare wird auch bei der Präsidentschaftswahl 2016 wichtige Rolle spielen.
FINANCENET 10.07.2015

Obamacare: „Hier, um zu bleiben”

Healthcare Vor dem Entscheid des Supreme Court standen Steuerzuckerl für Millionen von Versicherten und so die komplette Reform auf dem Spiel

Experte: „Der US-Steuerzahler kommt stärker zum Handkuss, die Kaufkraft insgesamt sinkt.”

Washington. Vor rund zwei Wochen errang US-Präsident Barack Obama einen Sieg gegen die Kritiker seines wichtigsten innenpolitischen Projekts, „Obamacare” oder „Affordable Care Act”, wie es eigentlich heißt (kurz ACA). Nach mehr als 50 gescheiterten Abstimmungen im Kongress, nach einem Präsidentschaftswahlkampf mit diesem Streitthema und nach mehreren Klagen vor dem Supreme Court hat eben jener mit sechs zu drei Stimmen entschieden, dass die staatlichen Beihilfen für Versicherte durch den Gesetzestext gedeckt seien. Obama sieht die 2008 angekündigte Gesundheitsreform nun dauerhaft im Recht verankert. Der ACA sei hier, um zu bleiben, kommentierte er die Prüfung durch den Obersten Gerichtshof.

Die Aktien von Krankenhausbetreibern und Krankenversicherern legten an der Börse nach dem Urteil vorübergehend deutlich zu. 2016 steht die nächste Präsidentschaftswahl an, das Thema dürfte oben auf der Agenda bleiben, zumal „echte” Erfolge laut Experten wie Mike Mullen von Bellevue Asset Management mit Sitz in den USA ausgeblieben sind.

Kein großer Wurf

„42 Millionen Amerikaner unter 65, also 16% der Bevölkerung, waren 2013, als ACA in Kraft trat, nicht krankenversichert”, so Mullen. Bellevue ist Partner der Lacuna AG für die zwei Healthcare-Fonds Lacuna-Adamant Asia Pacific Health und den weltweit investierenden Lacuna-Adamant GlobalHealthcare. „Heute sind nur 25 bis 27% vom ACA erfasst”, so Mullen weiter. Den größten Nutzen hätten lediglich 30% der genannten 42 Mio. „Der größte Effekt der ACA-Einführung liegt bereits hinter uns”, ist Mullen überzeugt.
Obamas Idee war, den Schutz auf Bürger auszuweiten, die über ihren Arbeitgeber keine Versicherung erhalten, sich eine Versicherungnicht leisten können oder aus anderen Gründen keinen Zugang haben. Die Reform weitet auch Medicaid, das Gesundheitsprogramm für Arme, weiter aus. Das System ist äußerst komplex mit diversen Beitrags- und Selbstbehalts-Plänen. Wer zu wenig verdient, für den ist der Selbstbehalt zu hoch. Viele gewichtige Staaten, vor allem im Süden, haben das Projekt von Anfang an nicht mitgetragen. Im Endeffekt komme der Steuerzahler wegen der Prämiensubventionen stärker zum Handkuss, die Kaufkraft insgesamt sinke, der Anteil von Obamacare an der Wirtschaftsleistung insgesamt wird steigen. Mullen: „Für 2015 und 2016 bleiben wir für börsenotierte Krankenhausbetreiber neutral eingestellt, für Assekuranzen positiv. Der Anteil der USA im globalen Fonds bleibt mit ca. 35% hoch.” (lk)

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