Pleiten-Welle
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Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer Creditreform, rechnet für 2023 mit insgesamt rund 6.000 Firmeninsolvenzen.
FINANCENET Redaktion 20.01.2023

Pleiten-Welle

Creditreform: Die Firmeninsolvenzen stiegen 2022 in Österreich um 60% – dennoch kein Grund zur Panik.

WIEN. Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat die endgültigen Zahlen bei den Firmeninsolvenzen für das Jahr 2022 in Österreich analysiert. Die Gesamtzahl stieg um knapp 60% auf 4.913 Verfahren. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 42,5% auf ca. 3.000, die Zahl der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren gar um 95,5% auf 1.951 gestiegen. Sowohl die Insolvenzpassiva (ca. 2 Mrd. €) als auch die betroffenen Arbeitsplätze (ca. 16.000) sind stark angewachsen.

In allen Bundesländern stiegen die Pleiten im hohen zweistelligen Prozentbereich. Den stärksten Zuwachs verzeichneten Vorarlberg (+127,5%), Oberösterreich (+106,9%) und Tirol (+93,9%). Besonders betroffen war Wien mit 17 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, die geringste in Vorarlberg mit weniger als 6 von 1.000 Unternehmen.

Ein Prozent musste aufgeben

Österreichweit mussten mehr als zehn von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. Absolut betrachtet gab es die meisten Insolvenzen im Handel (862), gefolgt von Unterneh-mensbezogenen Dienstleistungen (841) und dem Bauwesen (805). Die größte relative Insolvenzbetroffenheit herrschte im Bau mit rund 23 von 1.000 Branchenunternehmen, während in der Industrie lediglich nicht ganz 8 von 1.000 Branchenunternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten mussten.

Rückkehr zur Normalität

Ein Zuwachs um 60% bei den Firmeninsolvenzen scheint auf den ersten Blick alarmierend, ist aber durch den Aufholeffekt nach historisch niedrigen Insolvenzzahlen zu Pandemiezeiten zu erklären. Das Insolvenzgeschehen kehrt zur Normalität zurück.

Und die heimische Wirtschaft schlägt sich (noch) recht gut, wie niedrige Arbeitslosigkeit, nach wie vor gute Eigenkapitalquoten bei der Mehrzahl der Unternehmen, robuster Export, gutes Weihnachtsgeschäft im Handel und Konjunkturprognosen mit einer lediglich leichten Rezession knapp unter der Null-Linie für das 1. Halbjahr 2023 belegen. Staatliche Hilfen wie Energiepreisbremse, Klimabonus etc helfen und dürften zusammen mit den hohen Gehaltsabschlüssen das für den Binnenkonsum wichtige Verbraucherklima stabilisieren. (rk)

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