Schleichender Tod
© B. Schönbeck-Schmid
Die Kreditvergabe wurde durch neue Regelungen drastisch eingeschränkt – auch die Baubranche leidet jetzt.
FINANCENET Redaktion 24.11.2023

Schleichender Tod

KSV1870: Die KIM-Verordnung würgt Hypothekarkredite ab – der Traum vom Eigenheim ist vorerst ausgeträumt.

WIEN. In den ersten drei Quartalen 2023 sind die Hypothekarkredite um 50,6% gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zurückgegangen. Grund dafür ist neben den gestiegenen Zinsen vor allem die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-V), die die Kreditvergabe mithilfe deutlich restriktiverer Rahmenbedingungen seit gut einem Jahr neu regelt. Besonders betroffen sind junge Menschen (bis 35 Jahre), für welche sich der „Traum vom Eigenheim” immer seltener erfüllt.

In dieser Alterskategorie hat sich die Anzahl der gewährten Kredite zuletzt sogar um 57,6% reduziert, was den Höchstwert darstellt. Parallel dazu ist auch das generelle Finanzierungsvolumen im Schnitt um sieben Prozent auf 196.000 € gesunken.Gegenüber dem Vorjahr verzeichnen alle neun Bundesländer in den ersten drei Quartalen 2023 massive Rückgänge, was die Anzahl der gewährten Hypothekarkredite betrifft.

Wien am härtsten getroffen …

Am deutlichsten fällt das Minus dabei in Wien (–57,6%) aus, gefolgt von Tirol (–52,2%) und Vorarlberg (–51,8%). Am „geringsten” fällt der Rückgang mit –46,7% in Kärnten aus.

… Breitseite für Baubranche

„Der Absturz bei den Kreditvergaben wirkt sich auch auf die Baubranche aus. Die Auftragslage sinkt. Es fehlt an neuen Projekten im Wohnbau, denn die Kosten sind hoch und die Nachfrage ist zurückgegangen. Auch 2024 wird sich daran voraussichtlich nichts ändern”, sagt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH.

Minus bei Abstattungskredite

Nach zuletzt konstanten Jahren in Bezug auf die Zahl der gewährten Abstattungskredite steht im laufenden Jahr ein Rückgang zu Buche. Gegenüber den ersten drei Quartalen 2022 sank die Zahl der gewährten Kredite um 11,5% auf knapp über 273.000 Kredite.

„Es zeigt sich, dass viele Menschen die Befürchtung haben, Kredite in Zukunft nicht mehr bedienen zu können. Deshalb verzichten sie in Zeiten hoher Kosten und steigender Zinsen auf nicht notwendige Ausgaben, um sich nicht selbst in eine zusätzliche finanzielle Schieflage zu manövrieren”, so Wagner. (rk)

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