Schrecken des Kapitalmarktes
© Stefan Csaky
PräsentationLukas Haider, BCG Managing Director (l.), und Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes, stellten eine Studie zum Spar- und Anlageverhalten in Zeiten hoher Inflation vor.
FINANCENET Redaktion 01.03.2024

Schrecken des Kapitalmarktes

Bankenverband und BCG: Unsichere Wirtschaftslage, Angst vor Wertverlust und mangelndes Finanzwissen.

WIEN. Der Bankenverband und BCG haben nun eine Studie zum Spar- und Anlageverhalten in Zeiten hoher Inflation präsentiert. Fazit: Die hohe Inflation schafft ein neues Bewusstsein für Vorsorge, Anlage und Wertverlust des Geldes. 51% der Österreicher sagen, dass diese Themen „wichtiger” geworden seien. Gleichzeitig fokussieren sie sich stärker auf konservative Sparformen.

Sparen am Beliebtesten

„Drei Viertel setzen auf klassisches Sparen, ein knappes Viertel nutzt Fonds oder Aktien als Anlageform. Grund für die geringe Nutzung des Kapitalmarkts ist die Angst vor Geld- und Wertverlust, die unsichere wirtschaftliche Lage und das fehlende Finanzwissen”, sagt Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbandes. 30% der Befragten geben an, über Bank- und Finanzprodukte gut informiert zu sein; 70% haben dagegen noch Nachholbedarf. „Wir sehen hier eine starke Diskrepanz zwischen Sparprodukten und Wertpapieren: 53 Prozent sagen, sie besitzen ausreichend Wissen zu Sparprodukten, aber nur 17 Prozent kennen sich mit Wertpapieren aus”, so Resch.

Keine Ahnung vom Zinsniveau

Aus der Studie geht allerdings auch hervor, dass mehr als die Hälfte der Österreicher das aktuelle Zinsniveau nicht einschätzen können. „56 Prozent wissen nicht, wie viel Zinsen sie derzeit im Durchschnitt für Spareinlagen bekommen”, sagt Lukas Haider, BCG Managing Director.

„Die Studie zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen der aktuellen finanziellen Situation und dem Wissen über Produkte und deren Effekte auf das eigene Vermögen gibt”, so der BCG-Finanzexperte. 22% der Befragten sind mit dem Zinseszinseffekt vertraut; 73% haben darüber „schon einmal gehört”. „Etwa die Hälfte der Personen, die den Begriff schon gehört haben, sind sich seiner positiven Auswirkung bewusst. Die Wirkung des Zinseszinseffekts wird typischerweise unterschätzt, gerade bei langfristiger Veranlagung”, sagt Haider.
Sieben von zehn Österreichern machen sich Sorgen, dass ihr Erspartes durch die Inflation weniger wird. „Geldentwertung ist die zweitgrößte Sorge, die die Inflation auslöst, gleich nach dem teurer werdenden täglichen Einkauf”, sagt Bankenverband-Generalsekretär Resch.

Mehr auf die hohe Kante legen

„45 Prozent der Befragten versuchen noch stärker Geld zurückzulegen, um besser abgesichert zu sein, 17 Prozent wollen auf riskantere Anlagen mit höherer Ertragschance zum Geldwerterhalt setzen”, zeigt Resch auf und erläutert, dass die Nutzung von Wertpapieren ein differenziertes Gesellschaftsbild zeigt: Männer nutzen fast doppelt so häufig als Frauen Wertpapiere. Österreicher mit höherem Bildungsgrad investieren 1,5-mal öfter in Wertpapiere.

Die Börse ist kein Casino

„Investitionen in Wertpapiere sind nicht Roulette, die Börse ist kein Casino. Wir müssen das Image von Veranlagungen in Wertpapiere zurechtrücken”, so Resch. Denn in ihren Zukunftsplänen zeigen sich die Befragten auch nicht affiner zu diesen Produkten: Weniger als zehn Prozent möchten Fonds, Aktien und Zertifikate im kommenden Jahr neu nutzen – trotz der geringen bis nicht vorhandenen Verzinsung auf Girokonten oder in der heimischen Sparbüchse bevorzugen bei einer geplanten Neuinvestition fast doppelt so viele Österreicher diese traditionellen Sparformen gegenüber dem Schritt in die Welt der Wertpapiere.

Finanzbildung tut not

Die Studienergebnisse zeigen auch einen Auftrag Richtung Finanzbildung: 61% der Befragten sagten, dass sie sich „Hilfe und Information” von ihrer Bank und ihrem Bankberater wünschen. Frauen und jüngere Personen sind für externe Finanzberatung empfänglicher. (rk)

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