„Unser Geschäftsmodell liegt absolut im Trend”
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FINANCENET Thomas Müller 11.03.2016

„Unser Geschäftsmodell liegt absolut im Trend”

Bankkunden von heute benötigen oft keine Filialen mehr, meint ­easybank-Steuerfrau Sonja Sarközi, die eine Rekordbilanz vorlegte.

WIEN. Über die Schließung von Bankfilialen muss sich Sonja Sarközi keine Gedanken machen. Dass die easybank keine eigenen Filialen hat, heißt aber nicht, das der heutigen Vorstandsdirektorin der klassische Retail-Bereich fremd wäre.

Fünf Jahre hat sie am Anfang ihrer Karriere in einer Zweigstelle der Bawag gearbeitet. Einige Jahre später war Sarközi in der Abteilung „Bankplanung und Controlling” der Bawag tätig, wo sie 1996 das easybank-Konzept mitentwickelt hat.
Als die erste Direktbank Österreichs dann im Jänner 1997 online ging, übernahm sie deren operative Leitung und seit 2001 steht sie der easybank als Vorstandsdirektorin vor. In den fast zwei Jahrzehnten seit der Gründung hat es nicht nur im Kommunikationsbereich radikale Veränderungen gegeben, gleichzeitig wurde die Bankenwelt umgekrempelt. Das werde sich in den nächsten Jahren auch fortsetzen, ist Sonja Sarközi im Interview überzeugt. Die berüchtigten Fintechs hat sie im Auge und will mit ihnen auch gemeinsame Sache machen.


medianet:
Voriges Jahr hat die easybank mit dem Verkauf von Öko-Strom und Gas begonnen. Wie viele Kunden sind bisher zu Ihnen gewechselt?
Sonja Sarközi: Wir sind mit der Entwicklung von easy green energy äußerst zufrieden. Eine Vielzahl von Kunden hat den unkomplizierten Wechselprozess bereits genutzt und genießt nun die dauerhaft attraktiven Preise und die herausragende Servicequalität von easy green energy.

 

medianet: Müssen Banken jetzt neue Einnahmequellen suchen, wenn das bisherige Geschäfts­modell nicht mehr funktioniert?
Sarközi: Das Geschäftsmodell der easybank liegt absolut im allgemeinen Trend zur Digitalisierung. Bankkunden von heute sind sehr gut informiert und benötigen großteils keine Filialen mehr. Ihnen ist wichtig, dass sie jederzeit und überall das Online- und Mobile-Banking Angebot nutzen können.

Unsere Kunden schätzen die breite Produktpalette vom Girokonto inklusive gratis Bankomat- und Kreditkarte über Spar- und Wertpapierprodukte bis hin zu Konsum- und Hypothekarkrediten sowie Vorsorgeprodukten. easybank-Kunden benötigen keine ­andere Bank mehr, sie bekommen bei der easybank alles aus einer Hand.

medianet: Werden wir weitere Produkte sehen, die auf ähnliche Weise vermarktet werden?
Sarközi: Mit dem immer stärkeren digitalen Wandel in der Gesellschaft eröffnen sich neue Märkte und Kundenschichten. Wir sondieren viele mögliche Optionen, die sich uns bieten. Sicher ist, dass auch zukünftige neue Produkte wie bisher einfach, transparent und ­innovativ sein werden.

 

medianet: Sind Sie zufrieden damit, wie das Jahr 2015 für die Bank gelaufen ist? Wird es einen Gewinn geben?
Sarközi: Das Geschäftsjahr 2015 war für die easybank wieder sehr erfolgreich. Die Anzahl der servicierten Konten konnte um zehn Prozent auf 556.000 gesteigert werden.

Das konstante Wachstum spiegelt sich auch in der Erhöhung der Bilanzsumme von 2,95 Milliarden Euro per Dezember 2014 auf 3,34 Milliarden Euro per Dezember 2015 wider. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) konnte um zehn Prozent auf 32,0 Mio. Euro gesteigert werden.
Sehr erfreulich sind die zahlreichen Auszeichnungen, die wir im Jahr 2015 erhalten haben: ­easy gratis, das gratis Gehalts- und Pensionskonto, wurde bereits zum neuntenMal in Folge AK-Testsieger und ist somit das günstigste ­Gehaltskonto Österreichs.
Darüber hinaus ist die easybank mit dem Recommender Award für die aktuell höchste Weiterempfehlungsrate aller Banken vom Finanz-Marketing Verband Österreichs (FMVÖ) ausgezeichnet worden und errang weiters Platz eins beim ­Direktbanken-Test der Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS) beziehungsweise wurde vom Magazin DerBörsianer als ‚Beste Direktbank in Österreich' ausgezeichnet.

medianet: Das Lob der Arbeiterkammer für das Gratis-Konto haben Sie bereits erwähnt. Wie lange wird sich die Gratis-Kultur durchhalten lassen? Die Gratis-Bankomatkarte z. B. würden die Banken ja lieber früher als später abschaffen ...
Sarközi: Wenn man die Entwicklungen am Markt betrachtet, bieten immer mehr Banken ein ähnliches Produktspektrum an.

 

medianet: Die Fintechs gelten als die neuen Herausforderer für die großen Retailbanken. Müssen jetzt auch die etablierten Online-Banken aufpassen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten?
Sarközi: Aktuell sind die Marktanteile von Fintechs zwar noch gering, Prognosen gehen allerdings davon aus, dass die Anteile zukünftig stark wachsen werden. Wir beobachten die Entwicklungen in diesem Bereich sehr genau und können uns auch vorstellen, zukünftig Kooperationen mit Fintechs einzugehen.

 

medianet: Online-Konzerne wie Google haben Bankenlizenzen, aber sind noch nicht ins Bank­geschäft eingestiegen – eine Frage der Zeit?
Sarközi: Wir gehen davon aus, dass sich die Bankenlandschaft in den nächsten Jahren weiter stark verändern wird.

Google hat schon vor einiger Zeit eine elektronische Geldbörse, Google Wallet, auf den Markt gebracht, und auch Apple ist in den USA und in Großbritannien mit Apple Pay und der Apple Wallet präsent. Aber auch Konzerne wie Facebook arbeiten an mobilen ­Bezahlmöglichkeiten.

medianet: 2027 würde die easybank ihren 30. Geburtstag feiern.Wird es dann die Bank in dieser Form noch geben? Haben Sie eine Vision, in welche Richtung es ­gehen wird?
Sarközi: Als wir im Jahr 1997 als Direktbank gestartet sind, waren wir davon überzeugt, dass es einen Markt für Online-Banking gibt.

Der Erfolg hat uns Recht gegeben, heutzutage ist es für den Großteil der Bankkunden selbstverständlich, Bankgeschäfte auch online oder mobil abzuwickeln.
Die Vernetzung wird in den folgenden Jahren immer weiter fortschreiten, und wir sind überzeugt, dass die easybank ihre Innovationskraft immer wieder unter Beweis stellen wird und für die Zukunft sehr gut aufgestellt ist.

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