Verbindlichkeiten gezielt erhöhen
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„Gezieltes Working Capital Management hilft dabei, aktuelle Vorteile langfristig zu sichern”, sagt Inverto-Experte Philipp Mall.
FINANCENET 18.12.2015

Verbindlichkeiten gezielt erhöhen

Beim Working Capital Management geht es darum, die Art und Weise zu optimieren, wie ein Unternehmen ­Kapital in Umlaufvermögen bindet.

••• Von Paul Christian Jezek

WIEN. Strukturierte Programme zum Working Capital Management können dazu beitragen, den Arbeitskapital-Einsatz zu optimieren”, verspricht Philipp Mall, Senior Project Manager bei der Inverto AG. „Es handelt sich dabei um ein hervorragendes Werkzeug zur Steigerung der Finanzkraft eines Unternehmens.” Beginnen sollte man laut Mall mit der Untersuchung des Bestandsmanagements. „Der kürzeste Weg zur Optimierung führt dabei über die Schaffung entsprechender Kennzahlensysteme. Wenn Transparenz über die Lieferkette besteht, können Führungskräfte und Fachbereichsmitarbeiter Ziele, Kennzahlen und Verantwortlichkeiten festlegen.”

Verbindlichkeiten hinauf …

Um Zahlungsziele erfolgreich zu harmonisieren und steuern zu können, brauchen Unternehmen einen Arbeitsablauf mit klaren Spielregeln. „Diesen zu entwickeln, erfordert dedizierte Ressourcen, die über ausreichend Zeit und Know-how für die nötigen Arbeitsschritte verfügen”, sagt Mall. Dazu gehören umfassende Auswertung der Kreditoren-Historie, Herleitung von Ziel- und Zahlungsbedingungen, Umsetzung der erforderlichen Verhandlungen.

„Die Verantwortlichen sollten bei der Ausarbeitung der Rahmenbedingungen die Gesamt-Warengruppen- bzw. Lieferantenstrategie im Blick behalten und regionale rechtliche Besonderheiten berücksichtigen”, rät Mall. „Empfehlenswert ist außerdem, schriftliche Leitfäden für die Verhandlungen mit Lieferanten zu erstellen.”

… Forderungen hinunter …

Einer der wirkungsvollsten Hebel für Working Capital Management ist die Reduzierung von Forderungen. „Die Verbindung von langen Zahlungszielen für Kunden mit kurzen von Lieferanten ist gerade bei kleineren und mittleren Unternehmen ein Grund für unnötig hohen Kapitaleinsatz”, weiß Mall. „Besonders Firmen, die als „Tier-1”- oder „Tier-2-Lieferant” arbeiten und Rohmaterialien einsetzen, entstehen hierdurch unnötig hohe ­Kapitalabflüsse.

„Für die Optimierung dieses Verhältnisses gelten ähnliche Aspekte wie für das Management von Verbindlichkeiten”, sagt Mall: „Die verantwortlichen Führungskräfte sollten zunächst kalkulatorisch einheitliche Rahmenbedingungen schaffen und diese anschließend vor allem den Vertriebsmitarbeitern einschärfen. So bleibt gewährleistet, dass die neuen Ziele Gegenstand sämtlicher anstehender Verkaufsgespräche und Vertragsverhandlungen werden.”

… bringt mehr Geld in die Kassa

Eine weitere wichtige Erfolgs­voraussetzung ist die Liquiditätssteuerung bzw. das Cash Management.

Dabei erschließt der Ansatz fast immer zusätzliche Reserven, meint Mall: „Maßnahmen wie unternehmensweit einheitliche Vorgaben zu Geldentnahmen, Geldanlagen oder Finanzierungsmitteln erhöhen auch in bereits gut organisierten Unternehmen die Bargeldbestände; dasselbe gilt für klare Regeln für kaufmännische Berechnungen etwa zur Investitionsrechnung.”

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