voestalpine: ­Bilanz stahlhart
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Ergebnisplus zur Zwischenbilanz: voestalpine-CEO Wolfgang Eder trotzt dem konjunkturellem Gegenwind.
FINANCENET 12.02.2016

voestalpine: ­Bilanz stahlhart

Größte Investition der Konzerngeschichte inmitten von Wirtschaftsflaute, Stahlpreisverfall und Dumping-Konkurrenz.

••• Von Reinhard Krémer

LINZ. Die weltweite Konjunktur humpelt dahin, die Börsen und die Rohstoffpreise ziehen in den Keller – doch die Bilanz des österreichischen Vorzeigeunternehmens voestalpine für die ersten neun Monate (1. April bis 31. Dezember 2015) des laufenden Geschäftsjahres zeigt sich davon unberührt: Die Linzer unter CEO Wolfgang Eder präsentierten eine solide Bilanz mit guten Ertragszahlen.

So stiegen die Umsatzerlöse gegenüber der Vergleichsperiode des Vorjahres um 1,5 Prozent von 8,3 auf 8,4 Mrd. Euro, gleichzeitig legten die Ergebnisse auch ohne Berücksichtigung von Einmaleffekten zu. Denn der Umsatzanstieg ist vor allem auf Effekte aus der erstmaligen Vollkonsolidierung von bislang „at-equity”-bilanzierten Gesellschaften (voestalpine Tubulars GmbH & CO KG, Österreich und CNTT Chinese New Turnout Technology, China) in der Metal Engineering Division zurückzuführen.
Doch trotz eines, wie Eder meinte, „extrem herausfordernden Umfelds” konnte auch die Steel Division beim Umsatz leicht zulegen.

Eigenkapital gestiegen

Das Ergebnis vor Steuern wurde um 18,8 Prozent von 529 auf 629 Mio. Euro gesteigert. Auch bereinigt beträgt der Anstieg noch immer 5,3 Prozent, nämlich von 484 auf 510 Mio. Euro. Das Ergebnis nach Steuern wuchs um 17,6 Prozent auf 509 Mio. Euro; im Vorjahr waren es 433 Mio. Euro.

Auf bereinigter Basis reduzierte es sich aufgrund einer im laufenden Geschäftsjahr höheren Steuerquote leicht um 1,6 Prozent von 389 auf 383 Mio. Euro. Das Eigenkapital erhöhte sich in den letzten 12 Monaten um 11,5 Prozent auf 5,6 Mrd. Euro.
Das operative Ergebnis (EBITDA) wurde um 11,1 Prozent von 1,09 Mrd. im Vorjahr auf aktuell 1,2 Mrd. Euro gesteigert. Die Nettofinanzverschuldung stieg um nur 3,5 % von 3,1 auf 3,2 Mrd. Euro, sodass die sogenannte Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) sowohl im 12-Monatsvergleich (von 61,4% auf aktuell 57%) als auch gegenüber dem Bilanzstichtag 31. März 2015 (58,4%) weiter gesenkt werden konnte.
Eder, der sich Maßnahmen der EU wie in den USA zur Abwehr der Konkurrenz aus Fernost wünscht, die mit Dumpingpreisen auf Europa zurollt, verwies auch auf die deutlich gesteigerte Investitionstätigkeit: „Mit rund einer Milliarde Euro ist dies die größte Investition der Firmengeschichte”, so Wolfgang Eder.
Interessant ist auch die Personalentwicklung inmitten einer explodiernden Arbeitslosenrate in Österreich: Zum Stichtag 31. Dezember 2015 waren im voestalpine-Konzern, der mit 500 Standorten in 50 Ländern auf allen 5 Kontinenten tätig ist, 47.900 Mitarbeiter (FTE) beschäftigt, das ist ein Plus von 3,1 Prozent.

Sparen ohne Personalabbau

Der Sparkurs im Unternehmen wird verschärft: „In den nächsten zwölf Monaten kommen noch einmal 100 Mio. Euro drauf”, kündigte Konzernchef Wolfgang Eder an; das wären noch einmal 100 Mio. extra zum schon bisher bekannten Volumen. Doch das Sparprogramm soll ohne Stellenstreichungen im größeren Stil über die Bühne gehen: „Es geht nicht um Personalabbau”, betonte der voestalpine-CEO. Vielmehr sollen Prozesse in vergleichsweise neuen Anlagen im Stahlbereich am Standort Linz und bei neuen Anlagen im Automotive-Bereich verbessert und so die Kosten gesenkt werden.

Gut zwei Drittel der Einsparungen sollen daher aus dem Stahlbereich sowie dem Automobil- und Profilbereich kommen, ein knappes Drittel aus der Konzerndivision Special Steel (Edelstahl) und Metal Engineering.

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