Vorreiterrolle bei der Nachhaltigkeit halten
© Gernot Gleiss
FINANCENET Redaktion 01.12.2023

Vorreiterrolle bei der Nachhaltigkeit halten

medianet sprach mit Herta Stockbauer, CEO der BKS Bank, über Kunst, Kultur und Geschäftsmodell.

••• Von Oliver Jonke und Reinhard Krémer

Seit mehr als 100 Jahren gibt es die BKS Bank. Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer erzählt im Interview mit medianet über die Ursprünge der Bank, die Expansion in die Nachbarländer und die Benefits von Kultursponsoring.


medianet: Die BKS feierte vergangenes Jahr ihren 100. Geburtstag. Hat dies eine Bedeutung für Ihren Standort in Klagenfurt?
Herta Stockbauer: Es ist nicht so selbstverständlich, dass das Headquarter eines mittelgroßen Unternehmens in der Stadt geblieben ist. Viele Unternehmen, vor allem auf der Industrieseite in Kärnten, sind in dem Zeitraum mit den Headquarters abgewandert. Die BKS Bank ist in der Zwischenkriegszeit, also im Jahr 1922, gegründet worden. In der Nachkriegszeit waren wir eine Bank, die sehr fokussiert war auf das Firmenkundengeschäft.

In den 60er-Jahren ist dann das Privatkundengeschäft dazugekommen, und heute sind wir als Universalbank aufgestellt. 1983 haben wir unsere erste Niederlassung in der Steiermark errichtet, in Graz.


medianet:
Und dann ging’s rasch weiter …
Stockbauer: Ja. 1986 kam ein ganz wichtiges Ereignis – der Gang an die Wiener Börse. 1990 haben wir dann unsere erste Niederlassung in Wien eröffnet; 1998 startete die Auslands­expansion. Wir sind jetzt in Slowenien, in Kroatien und in der Slowakei mit dem Bankgeschäft und mit Leasinggesellschaften vertreten. Einen weiteren Schritt haben wir heuer mit der Gründung einer Leasinggesellschaft in Serbien gesetzt.

Dazwischen hat es noch einzelne Zukäufe gegeben: Wir haben eine Bank im Burgenland dazuerworben und ins Unternehmen fusioniert sowie Leasinggesellschaften gekauft. Also da war doch einiges an Bewegung drinnen in den letzten 30 Jahren.


medianet:
Wie sieht die heutige aktuelle Eigentümerstruktur der Bank aus?
Stockbauer: Wir haben sehr stabile Kernaktionäre – das ist die Bank für Tirol und Vorarlberg, die Oberbank und die Generali Drei Banken Holding, über die die Generali Versicherung bei uns beteiligt ist. Diese drei Unternehmen sind in einem Syndikat miteinander verbunden, das mehr als 43 Prozent der Stimmrechte hält. Der größte Einzelaktionär ist die Unicredit Bank Austria.

Ursprünglich war die Creditanstalt an unserer Bank beteiligt. Heute hält die Unicredit Bank Austria an unserem Institut 30 Prozent. Der Rest ist Streubesitz an der Börse und ein wesentlicher Teil davon ist auch in den Händen unserer Mitarbeitenden.


medianet: Was ist denn die Zielgruppe und die strategische Ausrichtung?
Stockbauer: Wir bedienen jede Zielgruppe und bieten das klassische Bankgeschäft für Firmen- und Privatkunden an. Wir machen aber kein klassisches Investmentbanking und wir haben auch keine wesentlichen Eigenhandelsaktivitäten.

Die wichtigste Produktsparte ist das klassische Kreditgeschäft, vor allem bei Unternehmenskunden. Wir refinanzieren uns fast zur Gänze über Primäreinlagen. Leasing ist bei uns eine Ergänzung des Finanzierungsgeschäfts. Es ist aber eine sehr interessante Geschäftssparte, die ja irgendwann einmal schon für tot erklärt worden ist. Das hat sich wieder geändert. Wir erzielen heute im Leasinggeschäft bessere Wachstumsraten als im klassischen Kreditgeschäft.


medianet:
Auf welche Kommunikationsmaßnahmen setzt die BKS Bank?
Stockbauer: Wir setzen sehr stark auf persönliche Interaktion. Wir machen daher auch sehr viele Kundenveranstaltungen, um uns direkt im Dialog mit unseren Kunden zu treffen.

medianet:
Warum ist BKS Bank Mäzenin von Kunst-und Kulturveranstaltungen?
Stockbauer: Das ist so lange mit dem Haus verbunden, dass man gar nicht mehr sagen kann, woher die Wurzeln kommen.

Auch meine beiden Vorgänger haben sich schon sehr intensiv mit Kultursponsoring befasst. Kärnten hat ein unglaublich reges Kulturleben, und ich denke, man muss da einen Beitrag dazu leisten, sonst verschwindet das alles.
Die BKS Bank hat auch eine Kunstsammlung, die wir anlässlich unseres 100-Jahr-Jubiläums erstmals der Öffentlichkeit präsentiert haben. Kultursponsoring passt gut zu unseren Kunden, es passt gut zu unseren Mitarbeitenden. Es müssen nicht immer nur Zahlen, Daten und Fakten sein. Und dafür eignet sich Kunst und Kultur schon sehr, sehr gut.


medianet:
Nachhaltiges Banking – was verstehen Sie darunter in Ihrem Haus?
Stockbauer: Das ist der wesentlichste Teil unserer Unternehmensstrategie. Das gesamte Strategiegebäude der BKS Bank baut seit über 20 Jahren auf Nachhaltigkeit und Qualität. Wir versuchen, Nachhaltigkeit wirklich auf allen Ebenen voranzutreiben. Wir ermitteln ­unseren Carbon Footprint schon seit zehn Jahren für unsere eigene Aktivität. Das ist gut aufgesetzt.

Wir zählen zu den Gründungsmitgliedern der Green Finance Alliance und haben uns verpflichtet, unser Kredit- und Investmentportfolio bis 2040 klimaneutral auszurichten. Darüber hinaus haben wir unsere vielfältigen ESG-Aktivitäten in allen Unternehmensbereichen implementiert – vor allem in unserem Kerngeschäft und unserem Produktangebot –, wir bieten in allen wesentlichen Produktsparten eine nachhaltige Variante an.
Bei Finanzierungen und Investments werden die Finanzströme immer wichtiger: Wohin fließen sie? Unterstützen sie braune oder grüne Technologien? Wir überlegen nun daher, in naher Zukunft unseren neunten Green Bond zu emittieren.
Im Kreditvergabeprozess werden ESG-Risiken abgefragt und bewertet. Es wird geprüft, ob eine Finanzierung nachhaltig ist oder nicht. Das erfordert mitunter ein hohes technisches Verständnis für den Aufbau von hochkomplexen Beurteilungssystemen.
Und wir sind jetzt ziemlich gefordert, das auch alles gut zu managen und auf solide Beine zu stellen. Schließlich wollen wir unsere Vorreiterrolle im Nachhaltigkeitsbereich in Österreich halten.

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