••• Von Oliver Jonke
Am 13. Juni fand wieder das jährliche exklusive „Immo Solutions Expertenforum” statt, diesmal in der Alten Kaisermühle an der Alten Donau. Am Wasser – passend zum Thema: Es ging um innovative Lösungen zur Wärme- und Nutzwasserrückgewinnung für den nachhaltigen Wohnbau. Wasser wird in Zukunft eine immer wertvollere Ressource werden, daher hat Auris Immo Solutions nun erstmalig in einem seiner Immobilienobjekte des „Nachhaltigen Immobilienfonds Österreich” in der Wiener Pogrelzstraße 81 eine „Grauwasseranlage” realisiert. Ergebnis: Es kann bei der Verwendung einer Wärmepumpe für Heizung und Warmwasser rund ein Drittel Energie im Jahr eingespart werden.
Eindrücke des Betreibers
Christian Schön, Auris Immo Solutions: „Wird eine Grauwasseranlage bereits zu Beginn des Planungsprozesses mit eingeplant, kann das aufbereitete Wasser zur sekundären Wassernutzung beim Gießen, Duschen und bei der WC-Spülung genutzt werden, da es in der Grauwasseranlage fast gänzlich gereinigt wird. Auch eine Kühlung mit dem aufbereiteten Wasser wäre umsetzbar. Durch den Einsatz der Grauwasseranlage können 50 Prozent des Nutz- und Warmwassers eingespart und 20 Prozent der Wohnfläche gekühlt werden. Das Grauwasser wird bei unserem Projekt jedoch nicht für die WC-Spülung und auch nicht für die Grünanlagen verwendet.”
Walter Huber, Geschäftsführer Strebelwerk GmbH, präsentierte vor ausgesuchten Insidern des nachhaltigen Wohnbausektors „seine” Lösung. Lesen Sie hier das daran anschließende medianet-Interview.
medianet: Wasser wird immer mehr zum knappen Gut. Wie schätzen Sie das Problem für Österreich ein?
Walter Huber: Wasser haben wir genug, aber nicht an jeder Stelle ausreichend zur Verfügung. Siehe Hochquellenwasserleitung aus dem südlichen Niederösterreich und der Steiermark nach Wien oder die Wasserleitung vom Donauraum in das Waldviertel.
medianet: Welche Kennzahlen für den privaten Wasserverbrauch legen Sie zugrunde?
Huber: Ein Österreicher verbraucht täglich ca. 120 Liter Trinkwasser, davon im Wesentlichen 50 Liter für Bad und Dusche, 35 Liter für WC-Spülung.
medianet: Wie viel davon kann man mit Ihrer Lösung zurückgewinnen?
Huber: Bei unserem Verfahren zur thermischen und stofflichen Nutzung des Abwassers aus Bad, Dusche und Waschmaschine – Grauwasser genannt – recyceln wir 60 Liter pro Tag und Bewohner.
medianet: Wie funktioniert es?
Huber: Das Grauwasser wird durch ‚bakterielle Belebung' gereinigt und durch einen Membranfilter mit Poren geleitet, der Bakterien mittlerer Größe sperrt.
medianet: Welche Qualität hat das zurückgewonnene Wasser? Wofür könnte es beispielsweise genutzt werden?
Huber: Das gewonnene Wasser ist Nutzwasser – kein Trinkwasser–, unterliegt der EU- bzw. Ö-Norm und hat sogenannte Badeseewasser-Qualität.
Es kann zur WC-Spülung, als Gießwasser zur Begrünung, für den Pool, zum Wäschewaschen und sonstige Reinigungszwecke verwendet werden. Nicht jedoch als Trinkwasser oder zur Bewässerung von Lebensmittelpflanzen.
medianet: Wo lässt sich das Verfahren implementieren, ab welcher Größenordnung von Haushalten in einem Gebäude zahlt es sich aus?
Huber: Wir bauen Anlagen für Wohngebäude bis zu 300 Personen. Die wirtschaftliche Untergrenze ziehen wir bei 80 Personen, da wir bei heutigen Kosten-Strukturen eine Kapital-Rücklaufzeit von fünf Jahren bis unter zehn Jahren anstreben.
medianet: Mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Huber: Eine schlüsselfertige Anlage kostet 150.000 Euro bis 350.000 Euro.
medianet: Wo haben Sie dies bereits im Einsatz, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Huber: Wir haben eine Anlage mit 23 Wohnungen und jetzt eine mit 64 Wohnungen gebaut.
Drei Anlagen sind in Arbeit und mehrere in Planung. Bei der ersten Anlage haben wir gelernt und den Beweis erbracht, dass das Verfahren funktioniert, bei der zweiten haben wir vor allem die Regelung in der Praxis optimiert.
medianet: Mit welchen Gesetzesänderungen könnte der Gesetzgeber Sie bei der Umsetzung unterstützen?
Huber: Wir gewinnen aus dem Abwasser die erforderliche Wärme für das Warmwasser voll zurück, aus einem kWh Strom gewinnen wir sechs kWh Wärme. Also ein Effizienzfaktor von sechs, eine Wärmepumpe erreicht drei. Zudem sparen wir 50 Prozent des Trinkwassers ein. Und für dieses nachhaltige Verfahren gibt es keine Förderungen, da es vollkommenes Neuland ist.
medianet: Welche Pläne haben Sie für die Vermarktung?
Huber: Da wir eine englische Tochtergesellschaft haben, beginnen wir jetzt da mit der Marktbearbeitung und parallel dazu naheliegend Deutschland.Mittelfristig sind die ariden Gegenden in der Welt unser Markt.