Weniger heißt nicht nix
© APA/Herbert Pfarrhofer
Konsum stützt Die Wachstumszahlen der Wirtschaft in Österreich bleiben stark, auch wenn der Boom der letzten Jahre vorerst vorüber ist. Es wird kräftig konsumiert, das treibt die Wirtschaft an.
FINANCENET Redaktion 11.01.2019

Weniger heißt nicht nix

Globale Unsicherheiten bremsen auch die heimische Konjunktur – Wachstum 2019 trotzdem bei guten 1,7%.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Nicht nur die seltsamen Aktionen des orangen Bewohners des Weißen Hauses in Washington drücken auf die globalen Konjunkturaussichten, auch der unselige Brexit und protektionistische Handelspolitik drücken auf die Stimmung, meint das Institut für Höhere Studien (IHS).

Stimuli treiben US-Wirtschaft

Nachdem die österreichische Wirtschaft zwischen dem vierten Quartal 2016 und dem ersten Quartal 2018 äußerst kräftig expandierte, nahm seither das Wachstumstempo merklich ab, so die IHS-Experten.

Die starken finanzpolitischen Impulse treiben die US-Wirtschaft. Diese legte im zweiten und dritten Quartal 2018 um 1% bzw. 0,9% zu. Hingegen verlangsamte sich im Euroraum das Wachstum im dritten Quartal 2018 auf 0,2%, nach 0,4% in den ersten beiden Quartalen.
Zu Jahresende 2017 hatte die Wachstumsrate noch 0,7% betragen. In Deutschland und Italien war die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal des Vorjahres sogar rückläufig.
Das Institut erwartet für heuer folgendes internationales Konjunkturbild: Nach einem Wachstum von knapp 3% im Jahr 2018 könnte die US-Wirtschaft 2019 noch um 2,5% zulegen; im Jahr 2020 sollte die Wachstumsrate auf 1,8% zurückgehen.

Moderates Wachstum

Das IHS geht weiterhin davon aus, dass die heimische Wirtschaft nach einer zweijährigen Hochkonjunktur auf einen moderateren Wachstumspfad einschwenkt.

Somit sollte das Bruttoinlandsprodukt, nach einem Wachstum von 2,7% im ablaufenden Jahr, in den Jahren 2019 und 2020 um 1,7% bzw. 1,6% zulegen. Im Vergleich zur Oktober-Prognose wurde die Einschätzung der Wachstumsaussichten für den Euroraum leicht zurückgenommen.
Ausgehend von 1,9% im ablaufenden Jahr, werden nunmehr Zuwachsraten von 1,7% bzw. 1,6% erwartet. In den Schwellenländern dürfte das Expansionstempo nur geringfügig abnehmen. So wird sich das Wirtschaftswachstum in China voraussichtlich von 6,6% auf 6,2 % bzw. 6% verlangsamen. Die Weltwirtschaft sollte somit um 3,5% bzw. 3,4% expandieren, nach 3,7% im ablaufenden Jahr.

Konsum in Österreich wächst

Heuer sollte der Familienbonus in Österreich die Einkommensentwicklung kräftigen, sodass trotz schwächerer Konjunktur ein Konsumwachstum von 1,5% erwartet wird. Im Jahr 2020 sollte der private Konsum um 1,4% zulegen, meinen die IHS-Analysten. Der private Konsum bleibt damit eine wichtige Wachstumsstütze.

Die Konsumprognose impliziert einen leichten Rückgang der Sparquote von 6,8% im Vorjahr auf 6,5% im Jahr 2020.
Mit der Verschlechterung der internationalen Konjunkturaussichten dürfte sich auch die Realkapitalbildung verlangsamen. Allerdings stützen die weiterhin hohe Kapazitätsauslastung und die günstigen Finanzierungskonditionen die Investitionsneigung, so das IHS. Für den weiteren Prognosezeitraum wird eine Abschwächung des Investitionswachstums auf 1,9% bzw. 1,6% erwartet. Die Inflations­rate ­sollte bei rund zwei Prozent bleiben.

Bau bleibt stark

Weitere Prognosen des IHS: Eine Abschwächung des Investitionswachstums auf 1,9% bzw. 1,6% wird erwartet.

Die Arbeitslosenquote wird im Jahresdurchschnitt 2019 auf 7,4% fallen und im Jahr 2020 auf diesem Wert verharren. (Eurostat jeweils 4,8%). Konjunkturell bedingt, dürfte auch die Expansion der Bauinvestitionen etwas nachlassen; mit 1,8% bzw. 1,5% bleibt die Baukonjunktur aber kräftig.
Die Budgetprognose ergibt für die Jahre 2019 und 2020 einen Budgetüberschuss von 0,2% bzw. 0,4% des BIP.

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