Wer nichts weiß, muss alles glauben
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VerbesserungGerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich: „Wir sehen, dass sich die zahlreichen Initiativen der letzten Jahre rund um Finanzbildung bezahlt machen.”
FINANCENET Redaktion 20.09.2024

Wer nichts weiß, muss alles glauben

Erste Bank-Umfrage: Jeder Zweite attestiert sich gutes Finanzwissen – die geplante Kreditsumme steigt an.

WIEN. Mit 56% stuft mehr als die Hälfte der Österreicher das eigene Finanzwissen als „gut” (44%) oder „sehr gut” (12%) ein. Ein Drittel (33%) schätzt sich mittelmäßig, acht Prozent als „eher nicht gut”, drei Prozent gar als „überhaupt nicht gut” ein.

Wie die aktuelle Spar- und Kreditprognose der Erste Bank zeigt, sehen sich auch Männer (61%) in Sachen Finanzbildung besser gerüstet als Frauen (52%). Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich, dazu: „Wir sehen, dass sich die zahlreichen Initiativen der letzten Jahre rund um Finanzbildung bezahlt machen.” Nachlassen dürfe man aber nicht, denn Nachholbedarf gibt es weiterhin und zu wichtig sei das Thema: „Der fundierte Umgang mit den eigenen Finanzen ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben.” Das Sparbuch bleibt die beliebteste Anlageform der Österreicher, 55% nutzen es. Der steile Beliebtheitszuwachs der letzten Quartale ist allerdings vorbei.

„Alternative” kommen zurück

Nicht zuletzt dank der gestiegenen Zinsen nutzten im 3. Quartal 2023 60%, im 4. Quartal 2023 und 1. Quartal 2024 sogar 61% den Sparklassiker. Das habe sich mit den jüngsten Zinssenkungen geändert, so Holzinger-Burgstaller: „Die Österreicher haben das gestiegene Zinsumfeld durchaus erkannt und für sich genutzt. Mit der ersten Zinssenkung der EZB rücken für viele Anlegerinnen und Anleger wieder alternative Anlageklassen in den Fokus.”

Das bestätigt die Umfrage, denn Wertpapiere (35%) wie Aktien, Fonds und Anleihen stiegen in der Gunst der Österreicher und konnten im Jahresvergleich um drei Prozentpunkte zulegen. Kaum Veränderungen zeigen sich bei Bausparer (35%, –1PP), Pensionsvorsorge (28%, –1PP), Gold (18%, –1PP) oder Immobilien (15%, –2PP). Jeder Fünfte plant in den kommenden zwölf Monaten keine Geldanlage. Im Durchschnitt planen die Österreicher rund 4.000 € in den nächsten zwölf Monaten beiseitezulegen – ein Rückgang von knapp 35% im Jahresvergleich.

Jüngere investitionsfreudiger

Im 2. Quartal planten 35% (–1PP) der Befragten eine größere Anschaffung, vom Kauf eines neuen Autos bis zur Investition in die eigenen vier Wände. Insbesondere die jüngeren Altersgruppen bis 29 Jahre (40%, –2PP) und 30 bis 49 Jahre (42%, +2PP) zeigen sich investitionsfreudig.

Unabhängig vom Alter wollen neun von zehn Österreicher (92%, +5PP) diese Investitionen über eigene Ersparnisse finanzieren. Spürbar sind auch noch immer die höheren Finanzierungskosten, denn die Zahl jener, die die notwendigen Mittel über einen Bankkredit oder ein Bauspardarlehen beschaffen wollen, ist auf zwölf Prozentpunkte zurückgegangen (–4PP). Acht Prozent zahlen nicht selbst und vier Prozent haben vor, sich privat Geld auszuleihen.
Bei der Finanzierung über einen Kredit oder ein Darlehen liegt die durchschnittlich geborgte Kreditsumme mit rund 135.600 € knapp 13% über jener des 2. Quartals 2024.
Im Jahresverlauf lässt sich eine Steigerung erkennen: Nachdem die durchschnittliche geplante Kreditsumme im 3. Quartal 2023 auf 101.800 € fiel, stieg sie seitdem kontinuierlich an, erst auf 105.400 € im 4. Quartal 2023 und weiter auf 117.300 € im 1. Quartal 2024. (rk)

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