Die ersten zwei Monate des Jahres und insbesondere die Wochen seit der Machtübernahme von US-Präsident Trump hatten es wahrlich in sich, sagt Karin Kunrath, Chief Investment Officer (CIO; Anm.) von Raiffeisen Capital Management RCM. „Und es kam so, wie es kommen musste, wenn man den diversen Ankündigungen im Wahlkampf und im Zuge der Siegesfeiern Glauben schenkte“. Für die Finanzmärkte besonders relevant sind die Importzölle inklusive der Ad-Hoc-Reaktionen betroffener Länder und der damit verbundenen Gefahr eines globalen Handelskrieges.
„Die neuerliche Präsidentschaft von Donald Trump wurde von vielen gefürchtet und mit einer Reihe von Sorgen verbunden“, sagt die CIO. Doch einmal mehr kann man die Börsenweisheit „Sell the rumors, buy the facts“ bemühen, denn seit Jahresbeginn weisen mit Europa und den Emerging Markets gerade jene Regionen eine Outperformance auf, die vermeintlich besonders negativ von „Trump 2.0“ betroffen sind.
Der ganz normale Wahnsinn
Am Kapitalmarkt wird schon seit Wochen auf eine Verbesserung der Situation in der Ukraine spekuliert, was sich in der Outperformance europäischer und vor allem osteuropäischer Aktien seit Jahresbeginn niederschlägt. Gleichzeitig wird auf die offensichtliche Notwendigkeit der militärischen Aufrüstung Europas gesetzt, was sich wiederum an der Outperformance von Rüstungsaktien zeigt, sagt die Raiffeisen-CIO.
„Insgesamt notierten globale Aktien bis vor Kurzem noch nahe der Allzeithochs bei bislang unterdurchschnittlicher Volatilität. Ein Erklärungsversuch hierfür ist, dass für den Markt das hohe Ausmaß an Unberechenbarkeit längst zur Normalität geworden ist und das fundamentale Umfeld weiterhin eine moderat wachsende Weltwirtschaft bei begrenzter Inflationsdynamik, verbunden mit soliden, tendenziell sogar besser werdenden Unternehmensgewinnen aufweist“, so Karin Kunrath.
Der Stresstest läuft
Dieses positive Szenario wird voraussichtlich immer wieder einem Stresstest unterzogen. Anzumerken ist auch, dass nach der langen Dominanz der hoch bewerteten Magnificent-7-Aktien, nämlich Apple, Nvidia, Alphabet, Meta, Amazon, Tesla und Microsoft, nun eine durchaus begrüßenswerte Tendenz der Verbreiterung des Aufschwungs hinsichtlich Regionen, Sektoren und auch Einzeltitel eingesetzt hat, meint die CIO.
Solange die geopolitischen Krisenherde nicht weiter eskalieren oder konkrete Anzeichen für eine Rezession gegeben sind, dürften Staatsanleihen durch die aktuell zunehmenden Risiken bei Inflation und Staatsverschuldung mehr belastet sein als Aktien. „Mit dem erhöhten Maß an Unberechenbarkeit wird man am Kapitalmarkt auf absehbare Zeit wohl leben müssen – basierend auf unseren Indikatoren ist nach den jüngsten Marktkorrekturen wieder ein Fokus auf Aktien angezeigt“, ist Kunrath überzeugt.
Nach Anlageklassen stellt sich die Situation so dar: „Wir rechnen weiterhin mit einem Sinken der Renditen bei globalen Staatsanleihen. Daher bevorzugen wir in erster Linie US-Papiere gefolgt von Staatsanleihen von Großbritannien. Im Euro-Bereich bevorzugen wir italienische und französische Staatsanleihen, während wir bei deutschen Staatsanleihen vorsichtig sind. Diese Vorsicht gilt auch bei kanadischen Papieren“, erläutert die Expertin.
Asynchrone Entwicklung
„Auch bei den Unternehmensanleihen sehen wir eine asynchrone Entwicklung. In den USA sind die Credit-Spreads zuletzt moderat angestiegen, in der Euro-Zone verharren sie weitestgehend nahe der historischen Tiefstände“, so Kunrath.
Und: „Wir bleiben bei US-Dollar-High-Yield-Unternehmensanleihen weiterhin zurückhaltend. Diese Vorsicht referenziert stark auf die extrem teure Bewertung, die vor dem Hintergrund einer derzeit extrem erratischen US-Politik selbst kurz- bis mittelfristig nicht zu rechtfertigen ist.“
Entwickelte Aktienmärkte
Die internationalen Aktienmärkte präsentierten sich auch zu Jahresbeginn 2025 angesichts der Nachrichtenlage relativ freundlich, wobei vor allem europäische Aktien deutlich zulegen konnten, heißt es bei Raiffeisen Capital Management.
„Wir erwarten, dass die Unternehmensgewinne auch 2025 für Unterstützung sorgen werden. Unsere Indikatoren haben sich im letzten Monat trotz der hohen Volatilität in Summe verbessert. Wir haben uns bei Aktien daher zuletzt deutlich stärker positioniert“, meint die CIO.
Metalle legen zu
Die internationalen Rohstoffmärkte präsentierten sich in den letzten Wochen sehr freundlich. Während im Energiesektor die Nachrichten zu US-Zöllen für nicht unerhebliche Belastung sorgten, konnten Edelmetalle und Industriemetalle in diesem Umfeld zulegen.

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