„Zwei Injektionen lösen den Aufschwung aus”
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FINANCENET Redaktion 14.05.2021

„Zwei Injektionen lösen den Aufschwung aus”

Erste Group-CEO Bernd Spalt sieht die wirtschaftliche Erholung insbesondere in der zweiten Jahreshälfte.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Gute Nachrichten von den Experten der Erste Group: Das Unternehmen hält an seinem positiven Ausblick für das Jahr 2021 fest. Zentraler Faktor für den wirtschaftlichen Aufschwung ist eine hohe Durchimpfungsquote.

Wichtig wird darüber hinaus die Nutzung der Zuwendungen aus dem EU Recovery Fund – hier sind ambitionierte und qualitative Initiativen gefragt, heißt es bei der Erste Group.

Impfung als Trigger …

„Zwei Injektionen werden den Aufschwung auslösen: Zum einen die Impfung, die die Menschen gegen Covid immunisiert und damit wieder Normalität schaffen wird. Zum anderen die Kapitalinjektionen aus dem 750 Milliarden Euro schweren EU-Recovery Fund. Vor allem in unserer Region wird das große wirtschaftliche Kräfte freisetzen”, schätzt Erste Group-CEO Bernd Spalt.

„Alle Länder in der Region dürften in diesem Jahr eine wirtschaftliche Erholung erleben, die insbesondere in der zweiten Jahreshälfte sichtbar wird. Zusätzlich rechnen wir damit, dass die Mittel aus der EU dann 2022-23 einen spürbareren Effekt auf das Wirtschaftswachstum haben werden”, so Spalt.

… und Turnaround-Faktor

Der wichtigste Faktor für den wirtschaftlichen Turnaround bleiben die Impfungen; hier rechnet die Erste Group damit, dass ein Großteil der impfbaren Bevölkerung bis zum Ende des zweiten Quartals eine Impfung angeboten bekommen hat.

Weite Teile der Region haben ausreichend Impfdosen für eine Herdenimmunität von 70% bestellt – großteils über die Bestellmechanismen der EU. Wegen des teilweise schleppenden Rollouts der Impfungen mussten die Wachstumsaussichten für 2021 leicht nach unten korrigiert werden.
Dennoch zeichnet sich für 2021 in den meisten Märkten der Erste Group ein im Vergleich mit der Eurozone (+4,0% BIP für 2021) meist überdurchschnittliches Wachstumsszenario ab.

Starkes Wachstum

Am deutlichsten dürften die BIP-Zuwächse in Kroatien (+4,5%) und Serbien (+5%) ausfallen; auch in Ungarn, Rumänien und der Slowakei sollten die Volkswirtschaften um mehr als vier Prozent steigen, Tschechien und Österreich werden mit einem erwarteten Plus von 3,3% bzw. 2,8% dahinter liegen.

Für 2022 dürfte das solide Wachstum in allen Ländern mit Raten zwischen vier und fünf Prozent weiter solide bleiben bzw. in Österreich, der Slowakei und Tschechien sogar noch deutlich dynamischer werden.

Quartalsergebnis verbessert

Die gestärkten Aussichten spiegeln sich auch in den Ergebnissen der Erste Group wider. Die Bankengruppe bildete im ersten Quartal Risikovorsorgen für Kreditausfälle in Höhe von 36 Mio. € (–42,1% im Jahresvergleich).

Die NPL-Quote (non-performing loan = notleidender Kredit, auch Problemkredit; Anm.), bezogen auf Bruttokundenkredite, verbesserte sich auf 2,6% (2,7%).
Gekoppelt mit einem Vor­zeichenwechsel im Handelsergebnis und dem Fair-Value-Ergebnis stieg in Folge das Nettoergebnis um 50,9% auf 355 Mio. €. Die harte Kernkapitalquote (CET1, final) belief sich zum 31. März auf 14%.
Eine wichtige Rolle für den Aufschwung der Region werden nach Bernd Spalts Ansicht auch die Mittel des EU Recovery Fund spielen. Stichtag zur Einreichung der nationalen Umsetzungspläne bei der Europäischen Kommission war der 30. April; die daraus verfügbaren 3,5 Mrd. € für Österreich von insgesamt 750 Mrd. € sollen eine erste Säule des „Comebackplans” bilden; ein Schwerpunkt soll dabei auf Digitalisierung und Ökologisierung liegen.

Klares Investitionsziel

„Die hohen Summen, die die EU in Aussicht stellt, müssen in ehrgeizige Projekte mit einem klaren Ziel investiert werden”, merkt Bernd Spalt an. Dazu könne in den nationalen Programmen vor allem in Osteuropa teilweise noch ambitionierter gedacht werden.

„Wir müssen eigentlich nur auf die nächsten Generationen schauen, um einen klaren Blick für die Investitionsprioritäten zu bekommen: Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Bildung”, sagt der Erste Group-CEO.

Wachstum nur nachhaltig

Die Situation für junge Menschen habe sich in der Region durch die Pandemie beispielsweise auf dem Arbeitsmarkt eher verschlechtert – haupt­sächlich in Ungarn, Tschechien und Serbien hat sich die Zahl junger Menschen die sich weder in Arbeit, Bildung oder Weiterbildung befinden, stark erhöht.

„Als Bank, als Arbeitgeber und als Corporate Citizen beschäftigen wir uns sehr stark mit diesen Fragen nach einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft”, sagt Spalt.
„Künftiges Wachstum muss vorrangig auf Nachhaltigkeit aufbauen. Dafür braucht es eine gestärkte digitale Infrastruktur und top ausgebildete Fachkräfte”, meint der Erste Group-CEO.

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