••• Von Katrin Pfanner
WIEN. Die Ärzteschaft läuft derzeit Sturm gegen die Spitze der Österreichischen Gesundheitskasse: In der Steiermark gibt es ganzseitige Zeitungsinserate mit Rücktrittsaufforderungen an ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer, in Niederösterreich legen niedergelassene Ärzte freiwillige und unbezahlte Arbeiten nieder, und auch in anderen Bundesländern gärt es. In der Ärztekammer häufen sich – so wird berichtet – die Anrufe und E-Mails empörter Ärzte über die jüngsten Aussagen Wurzers, der vorgeschlagen hat, niedergelassene Aufgaben wie Vorsorge- und Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen aus dem extramuralen Bereich herauszunehmen und in den Spitalsbereich zu verlagern.
Die Ärztekammer lehnt den Vorschlag entschieden ab. Präsident Thomas Szekeres hält diese Idee für „unüberlegt, nicht durchdacht und wirtschaftlich höchst fragwürdig”. Auch für den Obmann der angestellten Ärzte, Harald Mayer, sind die Vorstellungen „vollkommen realitätsfern” und würden „die Rolle von Spitälern komplett ignorieren”. Die Ambulanzen seien bereits jetzt massiv überlastet. „Die Spitalsärzte arbeiten am Limit.”
„System wird zerstört”
„Wir spüren den massiven und ständig mehr werdenden Unmut vieler unserer Kolleginnen und Kollegen, die sich fragen, ob es wirklich das erklärte Ziel der Krankenkasse sein kann, das Gesundheitssystem an die Wand zu fahren”, kritisiert Szekeres. Statt den niedergelassenen, wohnortnahen Bereich zu stärken, wie es auch im Regierungsprogramm steht, versuche die ÖGK, den umgekehrten Weg zu gehen, nämlich noch mehr Leistungen in den Spitalsbereich zu pressen. Der ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Johannes Steinhart, sieht in den Aussagen Wurzers sogar das Ziel, den niedergelassenen Bereich in Österreich zu zerstören.
Kassenobmann beruhigt
ÖGK-Obmann Matthias Krenn (FPÖ) verteidigt seinen Generaldirektor und fordert Kritiker auf, sich persönlich ein Bild von den zahlreichen, auf den Weg gebrachten Schritten zu machen. „Parteipolitisch motivierte Vorwürfe, die nur von inhaltlicher Ahnungslosigkeit oder Desinformation zeugen, bringen die nächsten Reformmaßnahmen nicht weiter”, sagt Krenn.