••• Von Ina Karin Schriebl
WIEN. Lange Wartezeiten, wenig Zeit für Patientengespräche und bürokratische Hürden: Mit einer wienweiten Kampagne: „Kranke Zukunft? Nicht mit uns Ärzten!” will die Ärztekammer zeigen, wie die Folgen einer „kranken Kasse” aussehen können, und zeigt auf, welche Forderungen umgesetzt werden müssten, um Patienten in Wien eine gesunde Zukunft zu garantieren.
Rahmenbedingungen
„Ohne attraktivere Rahmenbedingungen der kassenärztlichen Tätigkeit ist der steigende medizinische Versorgungsbedarf einer immer größer und älter werdenden Bevölkerung nicht zu bewältigen”, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien. Es gibt zahlreiche Probleme im System, und Steinhart will die politischen Parteien daran erinnern – nicht zuletzt in Zeiten des Wahlkampfs. Er wolle dazu beitragen, dass das Thema Gesundheitsversorgung auf der politischen Agenda aktuell bleibt. „Es gilt, den Beruf des Allgemeinmediziners massiv zu bewerben, weil die Allgemeinmedizin ansonsten zu einem bedrohten Fach wird. Es muss endlich den Facharzt für Allgemeinmedizin geben, die Kassenverträge müssen attraktiver gestaltet werden, und es bedarf einer Anschubfinanzierung”, fordert Steinhart.
„Ohne Ärzte geht’s nicht”, so das Motto einer von der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) kürzlich präsentierten Kampagne. Die Ärztekammer kritisiert, dass viele politische Parteien zwar für die Stärkung der niedergelassenen Ärzte eintreten, ohne jedoch konkrete Schritte zu setzen. Die drei Kernforderungen der Kampagne: Behebung des drohenden Ärztemangels, Reparatur des Primärversorgungsgesetzes und mehr ärztliche Kompetenz in die Politik.
Neues Modell
Der Präsident der Österreichischen und der Wiener Ärztekammer, Thomas Szekeres, stellt klar: „Bei aller Kritik: So schlecht ist unser Gesundheitssystem im internationalen Vergleich nicht. Was wir ändern müssen – und in diese Richtung werden wir ein Modell vorschlagen –, ist der generelle Zugang zum Thema Gesundheit: Nicht von einem Krankenkassensystem, sondern von einem Gesundenkassensystem müssen wir ausgehen. Gesundheit erhalten – von Geburt an. Das ist Gesundheitspolitik mit Nachhaltigkeit.” Hier werde es auch die Hausärzte brauchen. „Wer jetzt als Hausarzt überleben will, benötigt aber genügend ‚Scheine' und hat dann wieder zu wenig Zeit, sich den Patienten wirklich zu widmen – ein Teufelskreis, solange eines nicht rasch und radikal geändert wird: die deutliche Heraufsetzung der ärztlichen Honorarsätze. Nicht ohne Grund habe ich eine Erhöhung von 40 Prozent gefordert”, sagt Szekeres.