Am Wendepunkt
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Österreich setzte mehrere Maßnahmen, um auch in Zukunft weiterhin für klinische Forschung attraktiv zu bleiben.
HEALTH ECONOMY Redaktion 23.05.2025

Am Wendepunkt

Österreich ist im europäischen Vergleich ein attraktiver Standort für klinische Forschung. Doch wie lange noch?

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Anlässlich des Internationalen Tags der klinischen Forschung am 20. Mai erinnern Forschungseinrichtungen, Industrie und Organisationen an die zentrale Rolle klinischer Studien bei der Entwicklung neuer Therapien und der Verbesserung der medizinischen Versorgung. Aktuell laufen beispielsweise an der MedUni Wien 671 Studien mit mehr als 37.000 Teilnehmenden, insbesondere im Bereich Onkologie. Neue Infra-strukturprojekte wie das Eric Kandel Institut sollen künftig noch stärker den Transfer von Laborforschung in die medizinische Anwendung ermöglichen.

Um den Forschungsstandort Österreich zu stärken, wurde außerdem ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für mononationale Studien eingeführt. Es erlaubt Genehmigungen innerhalb von 35 Tagen – ein bedeutender Vorteil, insbesondere für nationale oder akademische Studien. Auch regulatorische Vereinfachungen bei Kombinationsstudien und verbesserte Abstimmungsprozesse mit Ethikkommissionen tragen zur Attraktivität bei. Zusätzlich positioniert sich Österreich mit der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES im EU-Spitzenfeld bei wissenschaftlichen Beratungen und Zulassungsverfahren.
Ein weiterer – und für ganz Europa wichtiger – Schritt zu mehr Sichtbarkeit und Effizienz ist die neue Clinical Trials Map der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Sie zeigt EU-weit alle laufenden Studien und ihre Indikationen, was die Kooperation fördert und Patienten den Zugang erleichtert.

Luft nach oben

Dennoch steht klinische Forschung in Europa und auch in Österreich unter Druck. Bürokratische Hürden, langsame Genehmigungsprozesse und unzureichende finanzielle Anreize führen dazu, dass der Anteil an weltweiten Studien im EWR seit 2013 drastisch gesunken ist. Der Generalsekretär der Industrievertretung Pharmig Alexander Herzog mahnt, die Rahmenbedingungen durch Investitionen in Digitalisierung, stärkere Vernetzung und ein dynamisches Life-Sciences-Ökosystem zu verbessern, damit Österreich im globalen Wettbewerb um klinische Forschung nicht weiter zurückfällt.

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