Analgetika fehlen
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Fachgesellschaften warnen, dass Schmerzpatienten aufgrund von Lieferengpässen nicht optimal vers­orgt werden.
HEALTH ECONOMY Redaktion 31.03.2023

Analgetika fehlen

Der Arzneimittelmangel ist nun auch bei Schmerzmitteln spürbar. Patienten müssen stationär behandelt werden.

••• Von Katrin Grabner

WIEN. Viele „gut wirkende” Schmerzmittel sind laut der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) derzeit nicht verfügbar. Was die Situation erschwert: Der Umstieg auf andere Präparate ist nicht immer möglich. „Allen voran haben wir Schmerzmediziner Schwierigkeiten bei jenen Medikamenten, die rückenmarksnah appliziert werden müssen. Diese Patienten müssen nun wegen des Medikamentenwechsels stationär aufgenommen werden”, erklärt der Schmerzexperte Rudolf Likar.

Er teilt damit die Sorgen der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG), die erst kürzlich ebenfalls vor dem Schmerzmittelmangel und den Auswirkungen für die Palliativbetreuung warnte. „Die Versorgungssicherheit für unsere wichtigsten Arzneimittel muss im Interesse des Gesetzgebers liegen und kann nicht nur durch marktwirtschaftliche Gesetze geregelt werden”, forderte Dietmar Weixler, Präsident der OPG, vergangene Woche. Er rief die Stakeholder zu raschem Handeln auf.
Der Mangel an Schmerzmitteln ist aber nicht das einzige Problem bei der Behandlung von Schmerzpatienten. Für die Schmerztherapie wichtige Medizinprodukte wie Schmerzpumpen und -katheder haben laut ÖGARI ihre CE-Zertifizierung verloren. Besonders bei chronisch multimorbiden Patienten sei eine kontinuierliche Schmerztherapie wesentlich.

Schmerzdiplom empfohlen

Experte Likar lobt in einer Stellungnahme „innovative Apotheken”, die Schmerzmittel selbst produzieren, kritisiert aber auch, dass andere Arzneimittel wie Cannabinoide, die „eine nachweisliche Wirkung zeigen”, hierzulande nicht zugelassen sind. Dass es in Österreich regionale Unterschiede beim Zugang zu Schmerzpräparaten gäbe – also je Bundesland –, sieht er ebenfalls kritisch.

Um Schmerzpatienten bestmöglich zu versorgen, setzt sich die ÖGARI unter anderem für eine verstärkte Aus- und Weiterbildung im Bereich Schmerzmedizin ein. Es brauche mehr Fachärzte, die durch das Schmerzdiplom über „vertiefte Kenntnisse in der Schmerztherapie” verfügen, wie es in der Aussendung der ÖGARI heißt.

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