Antibiotika fehlen
© Martin Rümmele
Fortbildung, Austausch und Diskussion über Lieferengpässe und Wirtschaftszahlen: Apotheker trafen sich in Schladming.
HEALTH ECONOMY Redaktion 10.03.2023

Antibiotika fehlen

Nach Jahren des Rückgangs gab es 2022 wieder mehr Antibiotika-Verschreibungen – gebremst von Engpässen.

••• Von Martin Rümmele

SCHLADMING. Im Vorjahr wurden in Österreichs Apotheken rund 3,4 Mio. Packungen Antibiotika abgegeben, wie Jürgen Rehak, Vizepräsident der Österreichischen Apothekerkammer, im Rahmen des Apokongresses in Schladming zu Wochenbeginn in einer Wirtschaftsanalyse berichtete. Nach Wegfallen der Pandemie-Maßnahmen kam es zu massiven Infektionswellen im Winter 2022, die laut Rehak zu einer „Explosion im Dezember” bei der Abgabe von Antibiotika führten. Der Monatswert hätte sogar noch höher ausfallen können, da aufgrund der Lieferengpässe eigentlich „wenig zur Verfügung” stand.

Seit Wochen sind in Österreich vor allem Breitband-Antibiotikasäfte für Kinder nicht verfügbar. Im März werden sie auch nicht mehr geliefert, sagte Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr der APA. Sie forderte die Republik auf, Rohstoff im Ausland zu kaufen, damit die Apotheken die Mittel magistral selbst herstellen können. Dem erteilte das Gesundheitsministerium prompt eine Absage; Zweifel an den Plänen äußerte auch der Pharmaverband Pharmig. „Der Vorschlag ist aus Sicht des Gesundheitsministeriums kurzfristig nicht umsetzbar. Es fehlt die gesetzliche Grundlage, damit der Bund Wirkstoffe ankauft. Zudem sichern sich in der Regel die Arzneimittelhersteller die am Markt verfügbaren Wirkstoffe für die eigene Produktion. Dort erfolgt auch die nötige Qualitätssicherung, also die Prüfung der Wirkstoffe auf Reinheit, damit dann Medikamente hergestellt werden können”, teilte das Ministerium mit. „Wir wissen, es gibt Rohstoff am Markt zurzeit und wir wissen genau, wie viel Rohstoff wir brauchen für diese Produkte”, betonte hingegen die Apothekerkammer-Präsidentin.

23.000 Packungen fehlen

Laut Mursch-Edlmayr haben derzeit weder Großhandel, noch Apotheken Vorräte, außerdem gibt es Wartelisten für Kinder und Erwachsene mit mehr als 23.000 Packungen. 2019 seien in Österreich etwa 130.000 Packungen an Kinder-Antibiotikasäften verbraucht worden, im Jahr 2022 wurden rund 80.000 Packungen abgegeben, mehr standen nicht zur Verfügung. „Wir haben es nicht einmal geschafft, den Jahresbedarf von vor der Pandemie zu decken”, sagte Mursch-Edlmayr.

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