Arzneimittel: Wer den Ton angibt
HEALTH ECONOMY Martin Rümmele 02.10.2015

Arzneimittel: Wer den Ton angibt

Die Pharmabranche ist nicht nur Liebkind von Anlegern, jetzt übernehmen sie zunehmend auch das Sagen: In den USA sorgt derzeit das kleine Unternehmen Turing Pharmaceuticals für Diskussionen. Über Nacht wurde der Preis für eine Tablette eine Arzneimittels, das zur Behandlung von Toxoplasmose und seltener Malaria eingesetzt wird von 13,5 US-Dollar auf 750 US-Dollar erhöht.
Dabei hat die Entwicklung des Wirkstoffs das Unternehmen nicht viel gekostet, und bereits 1953 hat es die Arzneimittelbehörde FDA zugelassen. Es gilt als Mittel zur Behandlung von Toxoplasmose, einer durch Parasiten übertragenen Infektionskrankheit, die für Schwangere oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem – etwa HIV-Infizierte oder Krebskranke – gefährlich werden kann.
Das Mittel wurde ursprünglich von GlaxoSmithKline hergestellt und wechselte nach 2010 in den USA mehrmals den Besitzer. Im August ging es an Turing Pharmaceuticals; der dortige Hauptinvestor – ein Finanzinvestor – argumentiert die Preiserhöhung damit, dass man das Geschäft profitabel machen müsse. Bereits 2011 gründete er eine Firma, die alte, vernachlässigte Arzneien aufkaufte und dann die Preise erhöhte. Insgesamt hat er der Pharmabranche damit wenig Gutes getan. Wenn Unternehmen für echte Innovationen nämlich höhere Preise fordern, halten ihnen die Kassen derartige Negativbeispiele vor die Nase.

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