••• Von Martin Rümmele
WIEN. Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat in Wien nach vier Jahren Bauzeit seine neue Biotech-Anlage eröffnet. Das Unternehmen hat am Standort Wien-Meidling über 700 Mio. € investiert und 500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Österreich-Chef Philipp von Lattorff betonte die Bedeutung der Medikamentenproduktion „im Herzen Europas”. Die Anfälligkeit internationaler Lieferketten habe sich nicht zuletzt in der Coronakrise gezeigt.
Corona als Bremse
Auch beim Bau der neuen Anlage sind die Lieferschwierigkeiten nicht spurlos vorübergegangen. Teilweise seien Baumaterialien nur unter erschwerten Bedingungen lieferbar gewesen, weil beispielsweise Grenzen während der Coronakrise geschlossen waren, hieß es. Auf die Bauzeit hatte die Pandemie aber keinen großen Einfluss – das Ziel, schon früher als 2021 fertig zu werden, ging sich jedoch nicht aus.
Die Anlage in Wien umfasst 48 Bioreaktoren mit insgesamt 185.000 l sowie weitere neun Bioreaktoren mit je 15.000 l.
Der für die Biologika-Fertigung in Wien zuständige Boehringer Ingelheim-Manager Christian Eckermann sprach von Produktionsanlagen für die Zukunft, die extrem schnelle Produktwechsel und die simultane Fertigung unterschiedlicher Produkte ermöglichen. Es gebe weltweit nicht viele Anlagen dieser Art.
Starker Wachstumsmarkt
Biopharmazeutika sind im Vergleich zu herkömmlichen Arzneimitteln deutlich aufwendiger herzustellen. Boehringer-Ingelheim produziert Biologika gegen Krebs, Herzinfarkte, Rheuma und Multiple Sklerose für andere Pharmafirmen wie Pfizer oder GlaxoSmithKline. Der Biotech-Markt ist stark wachsend und dürfte sich in den nächsten fünf Jahren verdoppeln, schätzen Experten.
Wien ist für den deutschen Familienkonzern eine wichtige Regionalzentrale. Durch die neue Anlage stieg der Mitarbeiterstand in der österreichischen Bundeshauptstadt auf 2.400. Boehringer-Ingelheim forscht in Wien unter anderem an neuen Arzneimitteln gegen Krebs und gehört mit 220 Mio. € jährlich zu den Top-3-Forschungsunternehmen in Österreich.