Covid-19 trifft die Spitäler doppelt
© APA/dpa/Sebastian Gollnow
Nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Spitäler selbst stehen durch die Coronakrise unter Druck. Nach neuen Modellen wird gesucht.
HEALTH ECONOMY Redaktion 29.01.2021

Covid-19 trifft die Spitäler doppelt

Eine neue Studie zeigt: Die Lockdowns führen dazu, dass die Einnahmen auch in den Krankenhäusern sinken.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Nicht nur die Wirtschaft leidet unter den Corona-Lockdowns, sondern auch die heimische Krankenhauslandschaft. Weil Patienten mit anderen Erkrankungen teilweise ambulant behandelt werden oder Therapien und planbaren Operationen aufgeschoben werden, sinken auch die Einnahmen der Krankenhäuser. Zu diesem Schluss kommt nun eine Untersuchung des Consultingriesen Roland Berger. 76% aller befragten Krankenhäuser erwarten demnach rückläufige Umsätze.

Beschäftigte unter Druck

„Unsere Krankenanstalten mit allen Mitarbeitern bewältigen seit dem Frühjahr 2020 eine andauernde Notlage. Wir haben in vielen Ländern bereits im März und im Zuge der zweiten Welle auch in Österreich schmerzlich erfahren müssen, dass aufgrund der pandemischen Ausnahmesituation zu Recht Kapazitäten für Covid-19-Patienten reserviert werden mussten”, sagt Roland Falb, Managing Partner bei Roland Berger in Österreich. Dies bedeute zwangsläufig, dass das planbare Leistungsgeschehen reduziert werden musste. „Die ganz aktuell sichtbare Plateaubildung der Infektionen ist kein Grund zur Entspannung. Zunehmend entstehen Engpässe durch den Ausfall der überlasteten Mitarbeiter – was die seit Jahren zu beobachtenden personellen Engpässe zusätzlich verschärft. Zusammenfassend gibt es keine ausreichenden Reserven für eine dritte Welle.”

Einen Boom durch Corona erlebt im Gesundheitsbereich die Digitalisierung. „Österreichs Krankenhäuser setzen nicht erst seit Beginn der Krise auf die Digitalisierung, bei der die Daten- und Ausfallsicherheit weiterhin die wichtigsten Ziele sind.” Fast alle Krankenhäuser verfolgen bereits Strategien hinsichtlich digitaler Angebote und Patientenplattformen. Dadurch werden Telemonitoring sowie Teleconsulting in der Krankheitsbehandlung an Bedeutung gewinnen, so die Studie. Außerdem können in Zukunft beispielsweise Terminänderungen oder Befundbesprechungen komplett digital abgewickelt werden. „Konsequente Digitalisierung ist einer der wichtigsten Hebel, um die wirtschaftlichen Herausforderungen durch Covid-19 meistern zu können. Aber auch vor dem Hintergrund weiterentwickelter Patientenbedürfnisse und im Sinne der Prozesseffizienz gewinnen digitale Ansätze an Bedeutung”, sagt Oliver Rong, für den Bereich Leistungserbringer verantwortlicher Partner bei Roland Berger. „Unsere Umfrage zeigt, dass viele Verantwortliche diesen Handlungsdruck erkannt haben und ihre Häuser entsprechend modernisieren.” Auch der Trend zur Ambulantisierung und der Rückgang stationärer Fallzahlen wird nach Einschätzung der Befragten weiter zunehmen. Umso wichtiger sei die Zusammenarbeit mit dem niedergelassenen Bereich.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL